Vorstellung 7.62x33 kurz
Verfasst: 4. Mai 2019, 12:01
Grüß euch!
Durch das regnerische Wochenende habe ich endlich mal Zeit gefunden, euch mein letztes (aktuelles) Projekt vorzustellen.
Hintergründe:
Vor 2 Jahren habe ich für einen befreundeten Jäger und "Hobby-Büchsenmacher" reduzierte Ladungen erstellt. (7x57, 308,...). Dabei habe ich leichte Geschosse, wie zB das 125gr BT mit N110 verwendet.
Ziel war eine rückstoßarme aber waidgerechte Patrone rein für schwaches Wild (zB Rehwild), die verhältnismäßig wildbretschonend arbeitet aber trotzdem sicheren Ausschuss und somit Schweißfährten bringt.
Er war begeistert und hat mit diesen Laborierungen ca. 20 Stk. Rehwild sauber erlegen können.
Die Präzision war von Anfang an jaglich völlig ausreichend, aber der Wunsch nach "mehr" wurde immer größer.
Nach anfänglichen Überlegungen, eine 7,62x39 / .30 BR / .300blk etc. zu bauen, haben wir uns aber entschlossen eine Wildcat zu konstruieren.
Als Mauser 98 Verfechter, sollte es der Standard Stoßboden sein um Komplikationen zu vermeiden.
Schnell haben wir zur 8x33 kurz (7.92x33) tendiert.
Die erste "Mittelpatrone" schlechthin, soll es sogar in K98 Systemen gegen Kriegsende gegeben haben. Alles klar, Geschichte passt also auch.
Da die Auswahl von leichten Geschossen in .323 beschi**en ist (fast so beschi**en wie die .310/.311 der Russenpatrone) war schnell klar, Kaliber .30 soll es sein.
Im Anschluss habe ich Michael (User 2Recon) kontaktiert, da das Ganze noch etwas Neuland für mich war. Wiederladen ja, aber Patronen-Design?
Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich für seine Hilfe bedanken. Er hat wirklich wertvollen Input geliefert, damit ich nicht komplett in die falsche Richtung plane.
Nach anfänglichen CAD-Orgien mit unterschiedlichsten Schulterwinkeln / Geometrien usw. habe ich mich aber entschlossen, die Patrone so einfach wie möglich zu halten.
Die einwandfreie Zuführung (jagdlicher Repetierer) war oberstes Ziel.
Hier mal einer der Quickload Entwürfe:
So weit so gut, also Reibahle und Verschlussabstandslehre bei PTG bestellt,
Matrizen habe ich mit der Reibahlen Zeichnung bei Whidden Gunworks geordert.
Als Hülsen Ausgangsmaterial habe ich Prvi Partizan 8x33 Hülsen besorgt. Sollte für den Anfang mal genügen.
Von links nach rechts: 1) Ausgangshülse -> Vollkalibrieren 2) Trimmen und Hülsenhals abdrehen 3) Schießen -> fertig.
Nach dem 1. Mal schießen ist die Hülse dann fertig (scharfkantig), aber die Präzision ist von Anfang an gut.
Gut, also eine Waffe brauchte ich auch noch:
Ich hatte noch ein Yugo-Mauser Kurzsystem herumliegen (zugegeben nicht die beste Basis, aber war halt kostenlos)
Lauf mit Kontur und Systemgewinde (ohne Lager) wurde bei Lothar Walther bestellt.
(Drall 1:14 mit 6 Zügen, Lauf gekürzt auf 18", Mündungs-Durchmesser ca. 19mm)
Da wir sowieso keine Subsonic Ladungen wollte haben wir uns für diesen Drall entschieden.
Im Nachhinein wäre man vielleicht mit 1:12 ein bisschen flexibler was das Geschossgewicht angeht, aber naja.
Kammerstengel abschneiden, einen Neuen herstellen und mit dem WIG Gerät anschweißen:
Systemhülse schleifen für die Optik (mach ich nie wieder bei einem Yugo System!!)
Patronenlager schneiden und Verschlussabstand einstellen (hat mein Kollege gemacht):
Stahl Picatinny-Schiene für Yugo System passend gemacht und gebohrt (hat auch mein Kollege gemacht
)
Schaft (bestellt bei Klinsky.cz mit Ausfräsung für Yugo System) ausgehöhlt für den dicken Lauf:
Pillars gedreht und eingeklebt, Bettung mit Epoxidharz gemacht (ich verwende immer Harz + Glaspulver + Holzmehl):
Beim Beschussamt in Wien gab es auch keine Probleme, im Anschluss ging alles zum Brünieren nach Ferlach.
Fertig!!!
Mit Jahreswechsel habe ich dann noch das restl. Weihnachtsgeld verbraten:
Eratac SOB Schalldämpfer
Voere 3 Stell.-Sicherung
Prechtl Leichtmetall Schlagbolzen (gekürzt für Yugo)
Steiner Ranger 4-16x56 mit Leupold Ringen.
Hier die fertige Waffe :

Magazinschacht wurde gekürzt inkl. gekürztem Zubringer und anderer Feder:
Präzision war vom ersten Schießstandbesuch super.
Ich habe noch keine Ladung geschafft, die über 35mm gestreut hat!
(wohl auch dem kurzen dicken Lauf geschuldet) Also auf gut Deutsch, alles was man in das Ding rein lädt, ist jagdlich brauchbar!
Streukreise unter 20mm sind mit mehreren Geschossen reproduzierbar.
(Nosler Ballistic Tip 125gr, Speer TNT 125gr, Hornady SST 125gr, Sierra HP 110gr, Hornady V-Max 110gr,...)

(gemessene V0 770m/s)
Momentan experimentiere ich mit langsameren Pulver. Das N110 nimmt die Hülsen (Druckspitze?) ziemlich her.
Des Weiteren möchte ich noch probieren, Lapua Hülsen zu kürzen und umzuformen, ist aber viel Arbeit. (innen ausfräsen usw...)
Bin mehr als zufrieden, vor allem mit dem Yugo-Mauser System als Basis!
Mein Kollege hat mittlerweile auch seine Waffe fertig, schießt genauso gut, ist aber um Welten besser verarbeitet.
(DWM System, kannelierter Lauf,....)
Hatte heuer schon 2x Weidmannsheil, also die Waffe erfüllt ihren Zweck bisher tadellos!
Das Schießen "ohne" Rückstoß und schallgedämpft ist sowieso ein Genuss!
Zusammengefasst: War diese Patronen unbedingt notwendig?
Nein sicher nicht, es gibt genug in dieser Leistungsklasse.
Aber es ist trotzdem unsere, die gibt es so kein 2. Mal
Ich hoffe es war nicht zu langweilig
WMH
Bernhard
Durch das regnerische Wochenende habe ich endlich mal Zeit gefunden, euch mein letztes (aktuelles) Projekt vorzustellen.
Hintergründe:
Vor 2 Jahren habe ich für einen befreundeten Jäger und "Hobby-Büchsenmacher" reduzierte Ladungen erstellt. (7x57, 308,...). Dabei habe ich leichte Geschosse, wie zB das 125gr BT mit N110 verwendet.
Ziel war eine rückstoßarme aber waidgerechte Patrone rein für schwaches Wild (zB Rehwild), die verhältnismäßig wildbretschonend arbeitet aber trotzdem sicheren Ausschuss und somit Schweißfährten bringt.
Er war begeistert und hat mit diesen Laborierungen ca. 20 Stk. Rehwild sauber erlegen können.
Die Präzision war von Anfang an jaglich völlig ausreichend, aber der Wunsch nach "mehr" wurde immer größer.
Nach anfänglichen Überlegungen, eine 7,62x39 / .30 BR / .300blk etc. zu bauen, haben wir uns aber entschlossen eine Wildcat zu konstruieren.
Als Mauser 98 Verfechter, sollte es der Standard Stoßboden sein um Komplikationen zu vermeiden.
Schnell haben wir zur 8x33 kurz (7.92x33) tendiert.
Die erste "Mittelpatrone" schlechthin, soll es sogar in K98 Systemen gegen Kriegsende gegeben haben. Alles klar, Geschichte passt also auch.
Da die Auswahl von leichten Geschossen in .323 beschi**en ist (fast so beschi**en wie die .310/.311 der Russenpatrone) war schnell klar, Kaliber .30 soll es sein.
Im Anschluss habe ich Michael (User 2Recon) kontaktiert, da das Ganze noch etwas Neuland für mich war. Wiederladen ja, aber Patronen-Design?
Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich für seine Hilfe bedanken. Er hat wirklich wertvollen Input geliefert, damit ich nicht komplett in die falsche Richtung plane.
Nach anfänglichen CAD-Orgien mit unterschiedlichsten Schulterwinkeln / Geometrien usw. habe ich mich aber entschlossen, die Patrone so einfach wie möglich zu halten.
Die einwandfreie Zuführung (jagdlicher Repetierer) war oberstes Ziel.
Hier mal einer der Quickload Entwürfe:

So weit so gut, also Reibahle und Verschlussabstandslehre bei PTG bestellt,
Matrizen habe ich mit der Reibahlen Zeichnung bei Whidden Gunworks geordert.
Als Hülsen Ausgangsmaterial habe ich Prvi Partizan 8x33 Hülsen besorgt. Sollte für den Anfang mal genügen.
Von links nach rechts: 1) Ausgangshülse -> Vollkalibrieren 2) Trimmen und Hülsenhals abdrehen 3) Schießen -> fertig.

Nach dem 1. Mal schießen ist die Hülse dann fertig (scharfkantig), aber die Präzision ist von Anfang an gut.
Gut, also eine Waffe brauchte ich auch noch:
Ich hatte noch ein Yugo-Mauser Kurzsystem herumliegen (zugegeben nicht die beste Basis, aber war halt kostenlos)
Lauf mit Kontur und Systemgewinde (ohne Lager) wurde bei Lothar Walther bestellt.
(Drall 1:14 mit 6 Zügen, Lauf gekürzt auf 18", Mündungs-Durchmesser ca. 19mm)
Da wir sowieso keine Subsonic Ladungen wollte haben wir uns für diesen Drall entschieden.
Im Nachhinein wäre man vielleicht mit 1:12 ein bisschen flexibler was das Geschossgewicht angeht, aber naja.
Kammerstengel abschneiden, einen Neuen herstellen und mit dem WIG Gerät anschweißen:

Systemhülse schleifen für die Optik (mach ich nie wieder bei einem Yugo System!!)
Patronenlager schneiden und Verschlussabstand einstellen (hat mein Kollege gemacht):

Stahl Picatinny-Schiene für Yugo System passend gemacht und gebohrt (hat auch mein Kollege gemacht


Schaft (bestellt bei Klinsky.cz mit Ausfräsung für Yugo System) ausgehöhlt für den dicken Lauf:

Pillars gedreht und eingeklebt, Bettung mit Epoxidharz gemacht (ich verwende immer Harz + Glaspulver + Holzmehl):

Beim Beschussamt in Wien gab es auch keine Probleme, im Anschluss ging alles zum Brünieren nach Ferlach.
Fertig!!!
Mit Jahreswechsel habe ich dann noch das restl. Weihnachtsgeld verbraten:
Eratac SOB Schalldämpfer
Voere 3 Stell.-Sicherung
Prechtl Leichtmetall Schlagbolzen (gekürzt für Yugo)
Steiner Ranger 4-16x56 mit Leupold Ringen.
Hier die fertige Waffe :



Magazinschacht wurde gekürzt inkl. gekürztem Zubringer und anderer Feder:

Präzision war vom ersten Schießstandbesuch super.
Ich habe noch keine Ladung geschafft, die über 35mm gestreut hat!
(wohl auch dem kurzen dicken Lauf geschuldet) Also auf gut Deutsch, alles was man in das Ding rein lädt, ist jagdlich brauchbar!
Streukreise unter 20mm sind mit mehreren Geschossen reproduzierbar.
(Nosler Ballistic Tip 125gr, Speer TNT 125gr, Hornady SST 125gr, Sierra HP 110gr, Hornady V-Max 110gr,...)

(gemessene V0 770m/s)
Momentan experimentiere ich mit langsameren Pulver. Das N110 nimmt die Hülsen (Druckspitze?) ziemlich her.
Des Weiteren möchte ich noch probieren, Lapua Hülsen zu kürzen und umzuformen, ist aber viel Arbeit. (innen ausfräsen usw...)
Bin mehr als zufrieden, vor allem mit dem Yugo-Mauser System als Basis!
Mein Kollege hat mittlerweile auch seine Waffe fertig, schießt genauso gut, ist aber um Welten besser verarbeitet.
(DWM System, kannelierter Lauf,....)
Hatte heuer schon 2x Weidmannsheil, also die Waffe erfüllt ihren Zweck bisher tadellos!
Das Schießen "ohne" Rückstoß und schallgedämpft ist sowieso ein Genuss!
Zusammengefasst: War diese Patronen unbedingt notwendig?
Nein sicher nicht, es gibt genug in dieser Leistungsklasse.
Aber es ist trotzdem unsere, die gibt es so kein 2. Mal

Ich hoffe es war nicht zu langweilig

WMH
Bernhard