.338 Lapua Mag. Mytos und Fakten

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2RECON
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.338 Lapua Mag. Mytos und Fakten

Beitrag von 2RECON »

Die .338“ Lapua Magnum
Mythos und Realität

„ Die ultimative Scharfschützenpatrone“, „Gezielte Treffer auf 2500 Meter......“
„Durchschlägt Cokpitscheibe von Jumbo-Jet“, „6561Joule an der Mündung“.....

Solche und ähnliche Beschreibungen zur 338Lapua Magnum haben wir alle schon mehrfach gelesen. Wohin man auch sieht, sobald es um das Schießen auf größere Entfernungen geht wird die Lapua Entwicklung früher oder später genannt.
Dabei scheint es so als ob es nur Freunde und Befürworter der 8,6x69 mm gibt.
Kritische Anmerkungen wie man sie bei allen anderen Patronen kennt, „zu kurzer Hals“, „zu langer Übergang“, „Laufkiller“ gibt es bei der Lapua Magnum nicht.
Die tatsächlich erreichbaren Leistungsparameter, die daraus möglichen Distanzschüsse und deren Grenzen werden kaum einmal hinterfragt.

Sehen wir uns doch mal an was an der 338LM wirklich dran ist.

TEIL 1: Keine einfache Geburt:

Was wir heute als .338“ Lapua Magnum kennen ist das Ergebnis einer Entwicklung die 1982 begann.
Zu jener Zeit stellte die US Army fest das es zwischen der 7,62x51mm und der 12,7x99mm eine (zu) große Lücke bei der Scharfschützen - Bewaffnung gab. Um diese Lücke zu schließen wurde eine Patrone/ Munition gesucht die folgende Kriterien erfüllen sollte:

- geeignet für MG, halbautomatische Waffen und Sniper (SWS)
- für alle Aufgaben der ,heute als „SOCOM-Units“ bezeichneten, Special Forces geeignet ( hier gemeint : Army Rangers, Green Berets, DELTA, Navy Seals und Marine-RECON )
- 250grs.(16,2gramm) Geschoßgewicht
- Mündungsgeschwindigkeit min. 3000fps.( 914m/sec)
- Effektive Reichweite 1500 Meter.

Der Entwicklungsauftrag für diese neue Patrone wurde an die Firma RAI (Research Armament Industry ) vergeben. Beteiligt waren neben RAI als Lieferant der Waffe
( Haskins Rifle), BELL( Bell Brass Extrusion Lab.) für die Patronenhülsen und Hornady als Entwickler/ Lieferant des Projektils.

Mit der später als „Haskins – Rifle“ Modell 300 und Modell 50 bezeichneten Waffe wurden die ersten Versuche durchgeführt.
Im Kaliber 300 WinMag scheiterte diese Waffen-Munitions-Kombination aber an der mangelhaften Zielballistik. Die Vorgaben wurden hier nicht annähernd erreicht.
Um im Ziel ausreichend Energie zu generieren entschied man sich mit einem größerem Kaliber zu arbeiten. Ausgewählt würde der Diameter .338“ (8,585mm, allgem. auf 8,6mm verrundet)



Da es damals, 1982/83 keine Patronen in der benötigten Leistungsklasse gab sah man sich gezwungen mit Wildcat - Patronen zu arbeiten.
Erste Versuchsreihen wurden mit einer auf .338“ eingezogenen .378“ Weatherby Magnum durchgeführt. Diese wurden aber schnell eingestellt da es durch den zylindrischen Hülsenkörper in Verbindung mit der Bauform „Gürtelhülse“ ständig zu Problemen beim Zuführen der Patrone kam.

Etwa ab Anfang 1984 begannen Versuche mit einer auf 338“ eingezogenen Hülse der .416 Rigby. Die genauen Abmessungen, das „Design“ der „338/416“, erstellte Ed Dillon. Das die Wahl auf die englische Großwildpatrone fiel ist bei einem Blick auf deren CIP - Datenblatt leicht nachzuvollziehen.
Mit einem geringfügig größerem R1 Durchmesser(Stoßboden) und annähernd identischer Länge L3 (Hülsenlänge) ist so die Möglichkeit gegeben die Läufe ( von der Laufmacher- Legende „Boots“ Obermeyer) der zuvor verwendeten 338-378WEA einfach aufzureiben und weiter zu verwenden. Die ersten umgeformten und korrekt gestempelten Hülsen für die .338/416 lieferte die Firma BELL.

Anläßlich der Shot-Show 1984 wurde ein „Agreement“ mit LAPUA getroffen die
338/416 als langfristiger Entwicklungspartner zu unterstützen.( Grundlage „The next Big Thing“, Spätere Übernahme der Munitions - Produktion )
Ferner lieferte Lapua ab Ende 1984/ Anfang 1985 die ersten, später als „B-408“ bezeichneten, Geschosse.

1985 zeigten sich zunehmend Probleme mit dem stark vereinfachtem Verschluß der Haskins - Rifle. Was bis dahin in den Kalibern .300 Winchester Magnum und 50 BMG problemlos funktionierte ergab wiederholt zuführprobleme. Um diese endgültig zu lösen wurden ab 1985 Verschlüsse auf Basis des 98“er Mauser Systems vom deutschen Hersteller Heym verwendet. Von Seiten der Beschaffungsbehörden gab es darauf hin nur noch Interesse an der Haskins Rifle in den Kalibern 300 Winchester Magnum und .50 BMG.

Lapua stand nun allein mit der halbfertigen 338/416-Patrone da.
Zwar war das Interesse der US Militärs erloschen, europäische Beschaffer zeigten sich an der Grundidee einer weit reichenden SSG - Patrone so stark interessiert das man entschied das Projekt allein zu Ende zu führen. Zu dieser Zeit, etwa Anfang / Mitte 1985 bauten u.a. ERMA, Mauser, Heym und Sako erste „semi- custom“ Waffen für die Erprobung der Patrone in verschiedenen Ländern. Der Lapua Vertreter in England, Malcom Cooper, startete gerade mit der Entwicklung der Accuracy International Waffen in 308Win und 300 WinMag.

Das Lapua mit dieser Entscheidung richtig lag zeigte sich ab 1986 als die 338/416 das Erprobungsschießen der US Army in Quantico/Virginia gewann. Das Interesse aus NATO-Staaten und die Nachfragen im allgemeinen stiegen stark an.

In Lapuas Entwicklungsabteilung entstand von etwa Mitte 1985 bis zur deren CIP-Zulassung 1989 die .338“ Lapua Magnum. ( 8,6x69mm) Diese Arbeiten umfaßten nicht nur den kompletten Neuaufbau einer ( Hülsen-) Fertigung „vom Rohmaterial an“ inklusive der Optimierung der einzelnen Fertigungsschritte, sondern auch eine grundsätzliche, tiefgreifende Änderung der gesamten Hülsengeometrie.


Die Hülse der 338/416 wurde nicht nur von über 71mm Länge auf 69,2mm verkürzt.
Sowohl der Konus des Hülsenkörpers als auch der Schulterwinkel wurden modifiziert. So änderte sich der Schulterwinkel der 338/416 von 30° (alpha/halbe, ähnlich 6mmPPC) auf rund 20°, dem Maß der „klassischen“, sog. „MG-Schulter“.
Wirklich signifikant sind allerdings die Änderungen im Boden und Wandstärken
der Hülsen. Hier wurde so viel Material zugegeben das die Hülse aus Lapua Fertigung heute, nach der 8x68S aus RWS - Fertigung, die hinsichtlich Gasdruck stabilste Hülse auf dem Markt darstellt.

Seit ihrer CIP-Zulassung im Jahr 1989 ( SAAMI 2007*) eilt der 338LM der Ruf als „ultimative Scharfschützen- Patrone“ voraus. Nicht nur stellt sie scheinbar in fast jedem Bereich neue Bestmarken auf, sie hat auch einen neuen Wettlauf um die beste/ leistungsstärkste Patrone im Kaliber .338“ entzündet. Patronen wie die
.338-378Weatherby, .338 Remington Ultra Magnum, .338 Edge, .338 Excalibur oder .338 NORMA Magnum entstanden in den folgenden Jahren.

Was die 338 Lapua tatsächlich leistet, davon mehr im Teil zwei.
Die Wolke nehm`ich noch mit dacht der Fallschirmjäger und tauchte sanft in den Bodennebel ein.....
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