Finde für zwei 9mm Waffen keine passende Ladung

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der_dude
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Finde für zwei 9mm Waffen keine passende Ladung

Beitrag von der_dude »

Grüß euch,

ich bin Wiederlader und habe in den letzten 5 Jahren seit ich das Hobby betreibe noch für jede Waffe (KW und LW) eine gute Ladung erarbeiten können. Seit circa einem Jahr habe ich aber zwei 9mm Para Waffen, für die ich partout keine passende Ladung finde. Das eine ist eine H&K SP5K und das andere eine SPS Falcon Uno (1911).

Beide Waffen funktionieren mit S&B 124gr Schütte tadellos (Steukreise von ca. 3-4cm auf 25m) - die Waffen an sich sind also vermutlich in Ordnung.
Da ich aber nicht von Fabriksmuni abhängig sein will und gerne softere Ladungen schieße muss natürlich trotzdem eine eigene Ladung her.

Ich habe zwei Standardladungen, einmal mit 123gr und einmal mit 145gr verkupferten Geschossen (Los/Armaforce). In jeder meiner 9mm Waffen funktioniert zumindest eine der beiden Laborierungen. Funktionieren heißt in dem Fall: zuverlässige Funktion und Streukreise <5cm.
Die beiden Waffen um die es hier geht liefern mit den beiden Ladungen Streukreise von gut 10cm ab, was aus meiner Sicht für praktischen jeden sportlichen Anwendungsfall unbrauchbar ist.

Also habe ich versucht, für die Waffen eine eigene Ladung zu entwickeln. Geschossen jeweils von einem Sandsack, 5 Schuss je Laborierung, bei guten Lichtverhältnissen auf 25 Meter. Ich hab das schon so oft mit wiederholbaren Ergebnissen gemacht, dass ich mich hier als Fehlerquelle ausschließen kann. Außerdem habe ich in dem Fall primär die SP5K genommen, da ich damit (wegen Reddot) noch wiederholgenauer bin.

Ich habe zuerst folgende Vorgehensweise probiert:
Dies: Lee Calibration, Lee Seating Die, Redding Taper Crimp
Pulver: VV N320
Ladung: 0,2gr Schritte von Start Load bis Maximum (laut VV Ladetabelle) - jeweils 5 Patronen, einzeln gemessen mit A&D Waage
Geschosse: Los 123gr und AF 145gr
Zünder: S&B SP Primer
OAL: 28,8mm
Hülsen: Geco (allerdings aus unterschiedlichen Chargen)
Crimp: "leichter" Taper Crimp
Fazit: alle Ladungen unbrauchbar.

Also habe ich das selbe mit VV 3N37 wiederholt, wieder laut Ladetabelle von Start bis Max Load - restliche Daten gleich wie oben.
Fazit: wieder alle Ladungen unbrauchbar.

Nächster Versuch war dann, die OAL meiner beiden Standard Ladungen von 28,6 bis 29,4 in 0,2mm Schritten zu variieren. Mit 29,4 sind die Geschosse schon im Lauf angestanden, 28,6 wars bei den 145gr schon eine leichte Pressladung.
Fazit: wieder alle Varianten unbrauchbar.

Mein letzter Versuch war dann, mit Alsa 124gr Geschossen (die meiner Meinung nach den S&B Geschossen in der Schütte sehr ähnlich sind) eine Ladung zu bauen, die auf die exakt selbe Geschwindigkeit kommt wie die S&B Schütte. Die Ladung der S&B war recht schnell (mit Labradar gemessen), also habe ich 3N37 verwendet weil ich damit mMn leichter auf die Geschwindigkeit komme. Wieder eine Ladeleiter, diesmal über den Chrono auf die Scheibe in 25m Entfernung geschossen bis ich die Geschwindigkeit der S&B Schütte hatte - aber auch da waren alle Ladungen unbrauchbar.

Ich hab am Ende jeder Session nochmal ein paar Schuss der besagten S&B Muni als Gegenprobe durchlassen - auch um den Faktor Mensch auszuschließen, aber die S&B war jedes Mal konstant gut.

Nun zu meinen Fragen:
Hat jemand eine konkrete Idee was ich noch probieren könnte? Ich hab echt keine Idee mehr, aber hier sind sicher ein paar erfahrene Wiederlader unterwegs die mir noch einen Hinweis geben können. Ich probiere gerne Dinge aus und gebe natürlich Rückmeldung.

Ich hätte überlegt, noch ein Pulver mit mittlerer Geschwindigkeit zu nehmen - zwischen N320 und 3N37 liegt ja doch Einiges - aber eigentlich wüsste ich nicht, warum das was bringen sollte. FMJ Geschosse statt der Kupfer-beschichteten hab ich mit den Alsa 124gr auch schon probiert.

Komisch ist halt, dass die S&B Schütte tadellos funktioniert - was kann ich tun, um da mit meinen Versuchen noch näher heran zu kommen? Welche präzisions-relevante Variable habe ich außer acht gelassen?

Ich bin über alle Tipps dankbar!

der_dude
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McMonkey
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Re: Finde für zwei 9mm Waffen keine passende Ladung

Beitrag von McMonkey »

der_dude hat geschrieben: 11. Januar 2021, 18:10 Welche präzisions-relevante Variable habe ich außer acht gelassen?
Weitere Geschossvarianten - H&N z.B. und dann wäre noch die Frage nach dem Crimp. Ein nicht unwesentlicher Faktor. Hast du die abgeschossenen Hülsen kontrolliert...Schmauch? Und im Zuge dessen auch Pulverreste im Lauf kontrolliert? Ein zu schwacher Crimp ist nicht gut. Eines fällt noch (mir) auf.

An sonsten,... ich denke weiter nach :D
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Re: Finde für zwei 9mm Waffen keine passende Ladung

Beitrag von Mr.Propper »

Würde das Geschossgewicht ändern.
Probier leichtere Geschosse aus, 100gr.
Probier schwere Geschosse aus, 147gr.

Normalerweise sollte eines der beiden funktionieren.
Ich schieße (ohne Gewähr):
RS12 3,5gr
AlsaPro 147gr
OAL 29,2mm
Hülsen S&B
Primer S&B

Verschossen aus CZ Sport2 Oschatz 6“ und CZ TSO 5,5“ macht in beiden Waffen kleine Streukreise bei angenehmen Rückstoß.

Viel Glück.
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Re: Finde für zwei 9mm Waffen keine passende Ladung

Beitrag von der_dude »

Mit dem Crimp habe ich um ehrlich zu sein noch nicht wirklich viel experimentiert - ich war der Meinung, dass es da nur um Nuancen geht, die für mich eigentlich nicht revelant sind weil es mir nicht um die letzten Millimeter Streukreis geht - aber vielleicht liege ich da auch falsch. Auf Schmauch oder Pulverreste im Lauf habe ich dementsprechend auch nicht wirklich geachtet - war halt bisher nicht notwendig. Kann der Crimp einen Unterschied von etlichen Zentimetern Streukreis auf 25m machen?

Ich hatte mal testweise viel zu viel Crimp mit einer Lee Factory Crimp Matrize gesetzt, da war die Präzision dann wirklich hinüber. Aber da war das Geschoss auch erheblich deformiert, wie der Entladehammer zum Vorschein gebracht hat. Seit dem crimpe ich eher weniger, weil ich zwischen "kein Crimp" und "wenig Crimp" noch keinen für mich nennenswerten Unterschied in der Präzision feststellen konnte. Ich glaube die Taper Crimp Matrize sollte die Geschosse auch nicht so "quetschen" können. Vielleicht wirklich mal mehr Crimp probieren...

Andere Geschosse - auch leichtere - kann ich natürlich noch probieren. Ich habe halt von den zwei oben genannten Sorten (LOS/AF 123gr/145gr) Tausende hier rum liegen weil sie in anderen Waffen tadellos funktionieren, deshalb wäre es schön gewesen wenn ich die weiter verwenden könnte. Zumindest in der SP5K habe ich auch schon Alsa 115gr probiert - allerdings weniger Ladungen nur in 0,3gr Schritten, das hat auch nicht zum Erfolg geführt.
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Re: Finde für zwei 9mm Waffen keine passende Ladung

Beitrag von gunlove »

Es gibt wahrscheinlich mehrere Möglichkeiten. Einfach und zielführend wäre mMn. das N340. Das 3N37 eignet sich in der 9mm Para gut für harte, leistungsstarke Ladungen und das N320 zeigt nicht immer das gewünschte Ergebnis. Ich persönlich verwende für die "Standardlaborierungen" nur noch das N340. Das N330 soll auch gut funktionieren, aber da bin ich noch nicht so weit, um etwas wirklich Aussagekräftiges dazu sagen zu können.
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Re: Finde für zwei 9mm Waffen keine passende Ladung

Beitrag von Old Dog »

gunlove hat geschrieben: 11. Januar 2021, 21:31 Das N330 soll auch gut funktionieren, aber da bin ich noch nicht so weit, um etwas wirklich Aussagekräftiges dazu sagen zu können.
N330 ist das "klassische" Pulver für 9x19, sofern man von den klassischen 124gr nicht allzusehr (115 - 135gr) abweicht.

Einige "Höllenladungen" hab´ich auch gemacht. Mit 95grJHP u. blattlvoller Hülse aus der G19 Bereiche von ~450ms/623J. Gasdruck aber jenseits von gut u. böse, also AUSDRÜCKLICH NICHT EMPFOHLEN!
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Re: Finde für zwei 9mm Waffen keine passende Ladung

Beitrag von McMonkey »

Ich verwende nur das N330 mit 133grain Geschossen. Wie der @Old Dog geschrieben hat...zwischen (115-135grain) funktioniert das TOP. Egal ob in einer HK P7 oder in deiner Sig Sauer P210 mit 6Zoll Lauf. Ich schwör halt drauf. Der große Nachteil, es gibt das Pulver leider nur in kleinen Gebinden.

Was mit noch einfällt ist, der richtige Diameter des Geschosses!!! Crimpen ist ein „Gas-Kupplungsspiel“ ein bisschen stärkerer Crimp und ein bisserl weniger Pulver mit einer bisserl kleineren OAL und ...... schon kann es funktionieren. Schmauchige Hülsen „können“ ein ungenügendes Anlidern im Patronenlager anzeigen ... „können“! Pulverreste im Lauf, am Tisch vor dir usw. zeigen auf, dass die Ladung nicht sauber abbrennt. (sieht man sehr schön wenn so gelbe Krümel im Lauf herumliegen). Hier kann ein schnelleres Pulver Abhilfe schaffen.

Das wichtigste beim Testen einer Ladung aus der Hand ist, dass man den Schuss man abgibt gleich danach ansagen kann und ihn sofort an der Scheibe analysiert. Nur so kannst die Ladung deuten. Der Schützenfehler ist oft erheblich (auch beim auflegen)

So und nun bist wieder beim Beginn deiner Ladeleiter :lol:
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doc steel
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Re: Finde für zwei 9mm Waffen keine passende Ladung

Beitrag von doc steel »

Mir is schon klar warum des nix wird....(Achtung lang!)
Du variierst zu viel mit den Komponenten.
Ganz wichtig ist ein Geschoss, ein Pulver und ein ZH, Hülse ist vorerst vernachlässigbar, da reicht es wenn sie von einer Marke sind.
Jedoch ist wichtig, dass alle verwendeten Hülsen die selbe Leistung zulassen, daher ist ein egalisieren (bohren und entgraten) des Zündlochs wichtig.
So, danach kannst du die Hülsen als Fehlerquelle ausschließen.

Die Setztiefe bildet meiner Erfahrung nach eine untergeordnete Rolle, wenn man in zu engen Maßen variiert.
Setzdifferenzen in 0,3mm Schritten lassen am ehesten eine valide Änderung erkennen.
Bei 0,2mm oder noch weniger spielt die Schützenstreuung zu stark hinein und verwässert das Ergebnis.

Die Angaben der Hersteller sind ebenfalls nur als ganz grobe Richtlinie zu sehen und keinesfalls Gesetz.
Dazu zählt neben der Pulvermenge auch die Setztiefe. Die wissen ja nicht welche Kanone du verwendest.
Meiner Erfahrung nach bringen kürzere Gesamtlängen, also größere Setztiefen eher den Erfolg als kleinere.
Jede Patrone über 29,00mm ist für die Würscht. Auch wenn andere behaupten, dass ihre Patron mit 29,xx super rennt, wissen die in den allermeisten Fällen nicht, wie sie wesentlich kürzer und mit etwas weniger Pulver auch läuft.
Also vergiss diese Zauberlehrlinge alle.

Das finden einer geeigneten Ladung kann sich in die Länge ziehen und erfordert Ausdauer und die Bereitschaft zu deutlichen Materialverbrauch. Wer sowas mit dem Spargedanken angeht bleibt ohne Erfolg.

Mein Tipp daher:
Verbuche alles bisher gewesene als Lehrgeld, zieh daraus die für dich relevanten Erfahrungen und fang von vorne an.
du bastelst dir zuallererst eine Dummy-Patrone mit dem betreffenden Geschoss und eruierst deine max.OAL, ab wann das Geschoß in den Feldern (nicht in den Zügen!) ansteht. Dann:
Los 123gr (ich nehme an es sind RN) + VV N320 + eine Hülsenmarke + ein ZH Hersteller (welche?)
Dann setzt du auf 27,60mm (jaa, 27 nicht 28!) mit 0,2gr weniger als die Startladung von VV als erste Charge.
Davon machst du dir 20 Stk. 10 für jetzt und 10 für ein anderes Mal, weil deine Tagesverfassung nie gleich ist.
2. 20-er Charge Startladung mit 27,6mm
3. 20-er Charge Startladung +0,2gr
4.20-er Charge Startladung +0,4gr usw. bis
x. 20-er Charge max. Load +0,2gr (da passiert genau gar nix, das hält die Gun locker aus)
ALLE schießt du durch den Chrono, so wie du normal, beim Training und beim Bewerb schießt. Also nicht aufgelegt.
Und wenn du vorher schon weißt, dass du nachher noch für die Mama einkaufen oder die Gschroppen von der Schule abholen oder die Mali-Tant vom Bahnhof etc., dann bleibst besser glei zaus. Du brauchst für sowas Ruhe und Zeit.
10 Schuss pro Chrono- u. Treffer-Kontrolle deswegen weil sich bei 10 Schuss Tendenzen und Wiederholungen von Abweichungen besser feststellen lassen. Nur 5 Schuss is a Schas, weil wenn du da einen Ausreißer dabei hast, bleiben nur mehr vier Schuss zur Tendenzfeststellung. Das ist zu wenig.
Wennst eh an Labradar verwendest kannst mit den .csv-files schöne Tabellen erstellen mit denen sich der sweet spot einer Ladung sicher feststellen lässt.

Deim Crimpen dreh ordentlich zu, idealerweise auf ein Hülsenmund-Maß zwischen 9,60 u. 9,55mm

jetzt hast ca. 10 20-er Chargen verschossen und gemessen und kontrolliert. dabei wirst du 2-3 chargen feststellen die am gleichmäßigsten geflogen sind. die sind auf den Streukreis zu kontrollieren. hat eine der drei den engsten Streukreis, passts!
Es kann aber auch sein, dass eine benachbarte Charge den besten SK liefert.
die nimmst her und beginnst in 0,3mm Schritten, wieder mit 20-er Chargen die OAL zu variieren. In jedem fall bleibst du bei 29,00mm stehen, was bis dahin ned hinhaut, passt anders auch nicht.

Und erst dann, dann wenn du mit diesem einen geschoss und mit diesem einen Pulver ans Ziel gelangt bist, fänst entweder mit einem anderen Pulver oder einem anderen geschoss erneut wie oben beschrieben von vorne an. nur so gehts.

Zur Beruhigung am Schluss: Auch ich brauche für das Finden einer neuen Ladung ca. 300 Schuss!
lg,
Doc
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