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Waffenhändler in Hollabrunn insolvent?
Verfasst: 4. August 2024, 20:43
von RcL
Ist mir grade zufällig aufgefallen, Outdoor Jagd & Freizeit in Hollabrunn ist offenbar insolvent ->
https://www.ksv.at/insolvenzfaelle/outd ... mbh-194293
Website ist mittlerweile auch down. Vielleicht kennt (bzw. kannte?) den ja der eine oder andere, die Anfahrt z.B. aus Wien war ja ned so wild. Hatte vereinzelt auch Zeug das man anderswo ned bekommen hat, davon steht auch bei mir was im Schrank
Gab zwar freundlichere Verkäufer als die dort, aber trotzdem.
Nachdem der Springer auch nur noch 2 Filialen mit Ware hat - kanns sein dass der Waffenhandel kein besonders rentables Geschäft ist? Grade nach div. Ereignissen in den letzten 10 Jahren, welche am subjektiven Sicherheitsgefühl genagt haben, hätte ich doch eher das Gegenteil erwartet, zumal die Statistiken ja auch eher von einer Zunahme der Waffen + Waffenbesitzer in Österreich sprechen.
Re: Waffenhändler in Hollabrunn insolvent?
Verfasst: 5. August 2024, 00:10
von GGRShM
Den Händler selbst kannte ich nicht.
Aber kann mir allgemein nicht vorstellen, dass es jemals ein wirklich rentables Geschäft war.
- Die Jäger kaufen 1x ihre Ausrüstung, dann hin wieder mal kleinere Ergänzungen. Ansonsten brauchen sie ab und zu minimale Anpassungen der Waffe und Zubehör, aber eigentlich eh nur Munition bzw. Wiederlade-Komponenten.
- Sportschützen? Dito.
- Sammler? Hauptsächlich Munition ... und möglicherweise findet sich dann doch mal einer für das eine überteuerte alte Ding mit der größten Gewinnmarge, das schon seit Monaten im Regal/der Vitrine steht.
- Selbstschützer? Den Großteil siehst du nur alle 5 Jahre beim Waffenführerschein.
Leute mit mehr Plätzen kaufen gerne öfter und mehr, aber das sind eben nicht sonderlich viele.
Die Gewinnmargen auf die Teile sind grundlegend schon nicht atemberaubend. Und blöderweise geht vieles, trotz manchmal hunderten € Aktionsnachlass, einfach nicht weg. Ein gewisses Angebot musst du aber auf Lager haben, sonst ist der Laden leer.
Was das restliche Outdoor-Zeug etc. betrifft:
Da musst du als kleiner Betrieb mit Intersport, Hervis, Amazon usw. mithalten können/wollen.
Dann ist da noch die Personalfrage.
Mit einfach nur irgendeine/-n Verkäufer/-in vom Tchibo oder Media Markt fängst du nichts an. Die brauchen Wbk, die brauchen Erfahrung. Am besten natürlich inklusive einem Lehrabschluss, der in die Branche passt (Metaller oder HTL Ferlach etc.), und der/die muss sich dann auch für einen Verkaufsgehalt in den unterbesetzten Laden stellen wollen.
Da wird die Auswahl so richtig dünn.
Re: Waffenhändler in Hollabrunn insolvent?
Verfasst: 5. August 2024, 08:22
von cas81
Ich kannte den Händler auch nicht. Generell kommts wohl auf Standort, Angebot und Service an. Auch die Marge kann sich daran orientieren. Wennst bspw einen Seidler oder Taro mit irgendeinem kleinen Jaga-Shop in Hintertupfing vergleichst, überspitzt: Der eine ist am Rande einer Metropole sogar öffentlich gut erreichbar, du wirst wie ein Kunde behandelt, man versucht sich Sonderwünschen anzunehmen, das Personal ist kompetent. Der andere ist nur nach einer halben Stunde Autofahrt erreichbar, beim Reinkommen wirst schon deppert angeschaut, bezüglich Ware heißt es friss oder stirb, die Beratung erfolgt bestenfalls auf Stammtischniveau. Jetzt nimm noch Büchsenmacher inhouse und/oder Schießstand dazu, während der Andere außer einem Thresen mit Kassa nix für dich hat. Da spielen viele Faktoren rein, eine Pauschalantwort wird es da wohl nicht geben.
Re: Waffenhändler in Hollabrunn insolvent?
Verfasst: 5. August 2024, 13:40
von Pitmaster
Kenne das Geschäft in Hollabrunn nicht aber wir haben 27 Insolvenzen pro Werktag,
jetzt hat es halt einen Händler erwischt, den du gekannt hast @RcL.
Bis Jahresende traue ich mir zu sagen es werden 10.000 Pleite gehen,
und nicht die gut 7.000 was die Experten behaupten.
Re: Waffenhändler in Hollabrunn insolvent?
Verfasst: 5. August 2024, 15:11
von RcL
Also gekannt hab ich den Store eigentlich auch primär deswegen, weil er vor so Daumen mal Pi 10 Jahren die günstige Khan Arms Flinte samt Stahlschrotbeschuss und zweitem Laufset hatte. Also kurzer und langer Doppellauf im Paket für wenn ich mich recht erinnere knapp unter 1k. Hätte ich sonst nirgends gesehen, das Set.
wir haben 27 Insolvenzen pro Werktag
Aber ja, Jagashop in Hintertupfingen is wahrscheinlich eine einigermaßen akkurate Beschreibung.... Ging auch ein bissel in Richtung Sport. Wie gesagt ist er mir primär wegen dem Flintenset in Erinnerung geblieben. Auf der großen Gebrauchtwaffenbörse war er auch gelegentlich vertreten, drum dachte ich schon dass der etwas bekannter gewesen wäre. Ist anscheinend aber nicht der Fall
Re: Waffenhändler in Hollabrunn insolvent?
Verfasst: 5. August 2024, 15:22
von sparrow77
ich kenn das Geschäft, weil ich aus der Nähe bin
.
Hab hie und da was gekauft bei ihm, auch Waffen. Ist halt leider weit und breit das einzige Waffengeschäft gewesen, und kein Billigheimer.
Munition etwas überteuert. Zum Schluß hat er nichtmal mehr einen Angestellten gehabt sondern war nur noch selber im Geschäft, dafür mit verkürzten Öffnungszeiten - nur von MI-SA.
Die nächsten sind in Stockerau, der Waffenshop im RLH-Baumarkt in Horn und eins in Mistelbach, aber da bist in Wien auch schon, von Hollabrunn aus.
Mein Sohn und ich haben vor Jahren den Waffen-FS bei ihm gemacht.
Schade drum - bin gespannt wo die Jaga dann zusammensitzen werden zum Reden und Rauchen - die waren immer im Hinterzimmer, sodass das ganze Geschäft nach Tschik gestunken hat
.
Re: Waffenhändler in Hollabrunn insolvent?
Verfasst: 5. August 2024, 16:55
von fast12
vor ein paar Monaten hat in Korneuburg "Phantom Arms" zugesperrt - die vermisse ich eher als den in Hollabrunn..
Re: Waffenhändler in Hollabrunn insolvent?
Verfasst: 6. August 2024, 02:09
von RcL
Ja, Phantom Arms hab ich tatsächlich verpasst - war nie dort, was ich recht schade finde.
Was Insolvenzen generell angeht, kam grad heute zufällig ein Artikel dazu:
https://orf.at/stories/3365682/
Re: Waffenhändler in Hollabrunn insolvent?
Verfasst: 6. August 2024, 07:33
von cas81
Die Kreditzinsen muss man sich erst mal weiterhin leisten können. Wir verscherbeln derzeit auch möglichst viel, um maximal tilgen zu können, weils uns sonst auffrisst. Die finanziellen Einbußen sind außerdem gewaltig, wenn man überhaupt noch etwas verkaufen will.
Was aber undenkbar wäre: Die Arbeitnehmer kündigen und dadurch zwar Kosten sparen, aber das dadurch verringerte Minus durch weniger Arbeit wieder vergrößern. Aber ich kenne die Umstände nicht, unter denen der Händler das getan haben soll. Unser Chef ist auch nicht gesund und hakelt im Schnitt 16+ Stunden täglich, damit es eben nicht so weit kommt. Soll aber kein Maßstab sein. Wenn ich mir unsere Waffenhändler so anschaue, traue ich jedoch keinem zu, in einer derartigen Situation kein Ungustl zu sein.
Und mit "nur Waffen" inkl ungepflegter HP (falls überhaupt) und der immerwährenden Einstellung, dass der Kunde Bittsteller ist, werden da noch einige Waffengeschäfte zusammenkrachen. Es gibt einfach keinen Grund, diese Geschäfte zu besuchen, wenn es Unternehmen gibt, die mehr als das Ka-Ching ihrer Kassa bieten. Taro, Seidler, Leoberdorf... da kann man schimpfen, so viel man will. Aber die sind auf einem ganz anderen Level, als das beschriebene Räucherkammerl, das im Prinzip von ein paar Jagern lebt. Selbiges trifft auf andere Handelsbranchen zu: Angebot, Service, Erreichbarkeit (inkl Auftritt). Die reine Warenbeschaffung geht online. Viele dieser kleinen Waffengeschäfte gibt's überhaupt nur, weil das bei Waffen eben nicht möglich ist. Ein Unternehmen, welches das Beste aus seinem reinen Thresengeschäft macht, ist Range Is Clear. Obwohl relativ am Arsch der Welt, zumindest in der Nähe eines Schützenvereins. Dauernd Aktionen, die sich auch wirklich lohnen. Die tun zumindest so, als würden sie sich freuen, wenn man das Geschäft betritt. Freundliche Beratung. Nicht nur den Holzstutzen in der Auslage für X.000 EUR. Aktuelle HP mit Warenkorb. Öffnungszeiten, wo sogar Berufstätige einkaufen können. Hoffentlich halten sich die, weil noch mehr kann man in der Situation kaum richtig machen. Zeitgemäß, kundenorientiert.
Ich merke aber immer wieder, dass die klassische österreichische Einstellung der Dreh- Und Angelpunkt ist: "S'ma wuascht", nur kurzfristiges Denken; Die Preise exorbitant, das schnelle Geld, keine Kundenbindung, die Schützen werden weniger, der Nachwuchs wird auch verringert (das versteht der Waffensektor offenbar unter "Nachhaltigkeit"). Die bleiben verdient auf der Strecke, die Gläubiger dürfen die Suppe auslöffeln und die Spirale dreht sich weiter.
Re: Waffenhändler in Hollabrunn insolvent?
Verfasst: 6. August 2024, 17:46
von MarkM
Ich kenne den Hollabrunner nicht, aber ich bin davon überzeugt, der hat was in Richtung Kundenbindung gemacht, weil sonst kannst gleich zusperren im hintersten Niederösterreich. Homepage wird zwar von allen verlangt, bringt dir in der Liga kaum etwas. Er hatte immer wieder Angebote auf WG, aber er ist halt weit weg und die Preisdrücker sind näher an der City.
Ich habe seit 1996 auch mehrere Unternehmen und kein Kunde denkt sich was, wenn er sich beraten lässt und dann erst im Internet kauft. Schade…wieder einer weniger…aber Geiz ist geil.
Insolvenz ist mal eine Schueflage und nicht das zwingende Aus.