Einen Bilderthread gibt es schon, aber Diskussions- oder Vorstellungsthread konnte ich keinen finden. Hier könnt ihr eure scharfen Lieblingsstücke vorstellen. Bitte mit Erklärung, weshalb sie bei euch am Stockerl stehen; Dies zum Zweck, dass nicht nur gemäßigte Enthusiasten, sondern auch messermäßig völlig Unbeholfene, die eine derartige Anschaffung andenken, mehr Ahnung und Gespür dafür bekommen, dass es auch wesentliche Unterschiede abseits der Stahlsorte gibt und worauf es für sie ggf ankommt.
Ganz ohne Bilder geht´s dennoch nicht (s.u.); Man soll ja wissen, worum es geht ohne eine große Suchmaschine bemühen zu müssen. Aber rein zum Posen bitte weiterhin auf den Bilderthread zurückgreifen.
Ich fange mit einem meiner Lieblingsmesser an:
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Giantmouse ACE Tribeca in Denim-Micarta:
- Micarta ist mir beim Griffmaterial am liebsten, das ich es als optisch ansprechender als G10 und griffiger als Titan oder Holz empfinde. Mit der Zeit verfärbt es sich aber, daher bleibt sowas ggf auf ewig dein.
- Von der Größe her ist das Messer insgesamt recht kompakt (Klinge ca 7,5cm), allerdings ein bisschen dicker als dünn und gleichzeitig etwas dünner als dick. Es liegt also satt in der Hand und lässt sich gut führen, ohne viel Platz in der Hosentasche einzunehmen. Mein kleiner Finger hängt halb über, wenn ich nicht vorne am Klingenausschnitt greife. Meine Handbreite entlang des Verlaufs, in dem das Messer liegt, beträgt ca 9cm. Für mich quasi das Äquivalent zur Glock 26 mit Magazinschuh. Das Messer ist dezent hecklastig; Das Gerüst besteht aus verhältnismäßig dickem, rostträgem Stahl (Hab schon wieder vergessen, welcher genau. Aber kein schlechter) und der Spacer (mit der Fangriemenöse) aus Messing wirkt natürlich auch auf die Balance, dieser führt etwa über ein Drittel des Rückens.
- Eine Fangriemenöse hat es auch, brauch ich aber nicht. Stört mich sogar geringfügig, weil es den "Deep-Carry"-Pocket-Clip ein wenig ad absurdum führt; Ohne diese Messingöse würde das Messer weniger hinausragen und ich müsste nie etwas hören wie "Ist das ein Messer? Wozu braucht man sowas?". Immerhin ist es ja nicht rot und Kreuz ist auch keines drauf
Darum trage ich dieses Messer meist nur mit heraushängendem Hemd u. dgl., denn das Messing blitzt auffällig hervor. Schön finde ich sie aber allemal, daher wird dieser "Mangel" dadurch wieder saniert. Allgemein ist der Pocket-Clip stabil und abgerundet, das Messer sitzt fest an der Hose und die Taschenrand wird aufgrund der Formen des Clips verhältnismäßig geringfügig abgewetzt. Der Clip ist auch für Falschhänder geeignet, lässt sich also auf die andere Seite umsetzen, allerdings immer nur tip up.
- Der äußerst großzügige und in alle Ebenen perfekt abgerundete Ausschnitt unten an der Klinge lässt ein weites Vorgreifen zu, an der Oberseite der Droppoint-Klinge befindet sich eine recht kurze Riffelung, die ebenfalls weit genug vorne liegt. Man kann daher richtig Druck auf das zu schnippelnde Objekt ausüben und die Spitze lässt sich dadurch sehr fein steuern. Für Herzerl-in-die-Baumrinde- Ritzer also ideal. Die Klinge ist oben perfekt abgerundet. Material ist Magnacut, angeblich bei 62 HRC. Besser als gut genug für alles, wofür man so ein Messer (ohne Zweckentfremdung) nutzen kann.
- Die "Arretierung" im geschlossenen Zustand ist brutal und wenn das Messer einmal offen ist, dann lässt es sich mit einem ebenfalls brutalen und kräftigen Linerlock schließen. Wenn man die Arretierung im geschlossenen Zustand erst mal überwunden hat, dann schnippt die Klinge mit "authority" auf und lässt sich nicht mehr bremsen. Nur wenn ich es mit dem Daumen oder der falschen Hand öffne, schaffe ich, es Schluckauf zu erzeugen. Es gibt keinen Ausschnitt für den Daumen um den Liner für den Schließvorgang leichter betätigen zu können, die Riffelung gleicht einem Sägeblatt und er geht sehr streng. Das erhöht vielleicht die Sicherheit, für Couchflipping u. dgl. ist es aber nichts; Das tut recht bald ziemlich weh. Der Lockup liegt bei ca 40%.
- Die Verarbeitung ist - nach italienischem Standard - in Ordnung. Die Griffschale ist bei der großen Schraube an der Unterkante etwas abgewetzt, den Kugellagern - bloß aus Stahl - fehlen insgesamt 3 (von 22) Kügelchen. Die Kugellager werden sowieso durch welche aus Keramik ersetzt, daher tue ich mir jegliche Reklamation nicht an. Vor allem kommt dann bloß das nächste Messer in voraussichtlich italienischer Qualität. Ebenfalls ist die Kante, an der der Liner arretiert, äußerst unsauber verarbeitet. Ich musste erst kleinste Grate entfernen, damit es nicht hakelt. Das Daumenloch aber ist so ergonomisch, wie man ein Loch gestalten kann, der Flipper ist geriffelt und recht klein gehalten, nach ausgiebiger Reinigung und Ölung lässt es sich nun sehr geschmeidig bedienen. Überhaupt ist alles, womit man während der Nutzung in Berührung kommt, erstklassig abgerundet und angenehm, inkl Undercut an der Klinge.
- Preis: ca 270 EUR. Ist es das wert? Aufgrund der Verarbeitung in italienischer Qualität eher nicht. Insgesamt ist es aber extrem fest, wirkt äußerst robust und mMn ist es auch außergewöhnlich schön. Im Vergleich zu den mir bekannten günstigeren Messern erkauft man sich mit dem Tribeca präzise gesetzte und nützliche Details, "beste" Materialien und das Gefühl eines quasi feststehenden Messers. Ich würde es wieder kaufen. Kartons und alle anderen Verpackungen, Preisschilder, Schnüre, Geschenkbänder, etc, erzittern bereits, sobald ich den Raum betrete.