
Revolver sind ziemlich außer Mode, wenn es um die berufsmäßige Verwendung geht, in Sportschützenkreisen erfreuen sie sich indes weiterhin großer Beliebtheit. Der Befund, dass eine wirklich präzise Selbstladepistole oftmals ein Vielfaches eines mittelpreisigen Revolvers kostet, ist weiterhin durchaus vertretbar. So ist ein verhältnismäßig preiswert zu bekommender S&W 686 mit etwas Abstimmung und Überarbeitung zumeist auf eine sehr respektable Schussleistung zu bringen. Bei Manurhin versteht man den Begriff der Gießkanne recht streng und so darf ein MR 73 die Fabrikhalle in Mülhausen nur verlassen, wenn er unter 20mm „streut“. Das klingt für einen Revolver, der eigentlich nicht als Sportwaffe entwickelt wurde sehr wenig. Es fühlt sich auch so an.
Die Manufacture de Machines du Haut-Rhin, kurz Manurhin, hat in ihrer bewegten Unternehmensgeschichte schon vieles produziert. So liefen von den Fertigungsbändern in Mülhausen etwa Motorroller bis hin zu ganzen Produktionsanlagen für klein- und mittelkalibrige Munition. Walther ließ während der „Prohibition“ nach dem Zweiten Weltkrieg die berühmte PP und deren Derivate von Manurhin fertigen und darauf ist man im gar nicht so kleinen Städtchen im Elsass auch ein bisschen stolz. Angeblich „schoss“ sogar James Bond in Wahrheit nicht Walther sondern Manurhin. Aber auch das ist eine andere Geschichte.
Zu Beginn der 1970er-Jahre musste sich Frankreich einer immer stärker werdenden Kriminalität vergegenwärtigen, die für ihr Waffenarsenal aus dem Vollen schöpfen konnte, bediente sie sich doch der Überbleibsel beider Konfliktparteien des großen Krieges. Der haute pègre wusste nun Mal was gut, verhältnismäßig einfach zu beschaffen und in seiner Wirkung gleichermaßen abschreckend wirkte, wie es auch effizient war. Die Sicherheitskräfte waren hoffnungslos unterbewaffnet, eine Situation, der sich Jahre später auch das FBI bewusst wurde und die in den Vereinigten Staaten in der Einführung der 10mm Auto mündete.
Zusammen mit der Verwendung von Revolvern im Großkalibersportschießen schwappte auch mehr und mehr die Popularität der für ihre „Stoppwirkung“ (no real such thing in handguns...) berühmten .357 Magnum mit über den großen Teich.

Das Interesse bei den französischen Sicherheitskräften war, nicht zuletzt auf Grund der Erfahrungen in den Vereinigten Staaten, groß und man bediente sich vorab der von Smith & Wesson zugelieferten Modelle 19. Im Jahr 1973 wurde schließlich das Unternehmen Manurhin vom offizieller Stelle mit der Entwicklung eines eigenen Revolvers beauftragt. Dem Lastenheft – so eine vielfach berichtete Tatsache – war zu entnehmen, dass die neue Waffe derart widerstandsfähig sein sollte, dass eine tägliche Dosis von 150 heißen Magnumladungen keine nennenswerte Abnutzung bewirken sollte.

Klingt viel. Ist es auch, wie selbst Nutzer eines alten N-Rahmens wissen. Aber ich zweifle vorerst nicht, in Anbetracht dieses Rahmens.

Anders als bei den Magnumrevolvern von Smith & Wesson sind die Kammern nicht angesenkt („recessed“). Scheppern tut hier dennoch nichts.

Bald waren auch Sportschützen an der Waffe interessiert. Neben, vor allem für den polizeilichen oder jagdlichen Gebrauch gedachten kurzen Lauflängen, bietet Manurhin auch die klassischen 6 und 8zölligen Rohre, wie auch die besonders ästhetische 5 ¼ - Version an. So gut die Qualität der früheren Fertigungen auch war, wie bei den meisten anderen Herstellern hat sie im Laufe der Zeit nachgelassen. Die später von Chapuis gefertigten MR 73 waren zwar noch immer hervorragende Revolver. Mit einem Korth konnten sie aber nicht mehr mit, doch muss das sein?

In einem MR 73 stecken viele Stunden Handarbeit. Die Toleranzen sind eng, die Passungen entsprechend sehr gut, die Brünierung in Natura fast atemberaubend. Da kann kein Python aus den Fünfzigern mit, Bilder können das nicht einfangen, schon gar nicht meine Anfängerfotos.

Die an Messing erinnernde Farbe der Pins entsteht übrigens durch den Härtungsprozess. Das Einpassen geschieht von Hand.
In einem aber ist der MR 73 besser als der Korth: Er ist praktisch und für die Ewigkeit gebaut. Der Double Action-Abzug ist unglaublich „smooth“, kein Kratzen, kein Kriechen, einfach nichts. Sowohl Single als auch Double Action sind durch außenliegende Schrauben getrennt einstellbar, ohne die Zündsicherheit zu beeinträchtigen. Das Visierbild ist vorbildlich und erinnert mich an meinen Korth. Und an meine P210.

Nun muss sich dieses hervorragend gepflegte Exemplar die kommenden Jahre noch beweisen. Schauen wir einmal, was er am Stand kann. Wohl mehr als ich, aber das stand auch nie zur Debatte.

Aur revoir
Philipp