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Manurhin MR 73

Verfasst: 14. November 2015, 20:34
von Helmal
Die Franzosen können ja Einiges. Auch wenn es heißt, „Essen wie Gott in Frankreich“, muss sich die österreichische Küche aber nun wirklich nicht verstecken: Dicke Saucen, kräftige Weine. Das können wir auch. Und Autos bauen, ich liebe meine 2CV6. Aber auch das können wir, sagen wir mal. Und beim Fußball schaut’s auch nicht so übel aus, momentan, wieder einmal. Die Franzosen haben gleichermaßen Talent wie auch Bedürfnis, ihre Kultur und ihren Lebensstil in die ganze Welt zu exportieren. Dafür gibt es sogar ein eigenes Ministerium, das Ministère de la Culture et de la Communication, ein Selbstverständnis, das unsereins fehlt, ist – um nochmal auf das Essen zurück zu kommen – das Wiener Schnitzel doch ohnehin bereits in den hintersten Ecken Südostasiens wie auch am Franz-Josef-Land bekannt. Was die Franzosen aber wirklich können und was kaum einer weiß (wahrscheinlich nicht einmal besagtes Kulturministerium): Revolver bauen. Auch das können wir, aber das ist ein anderes Kapitel.

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Revolver sind ziemlich außer Mode, wenn es um die berufsmäßige Verwendung geht, in Sportschützenkreisen erfreuen sie sich indes weiterhin großer Beliebtheit. Der Befund, dass eine wirklich präzise Selbstladepistole oftmals ein Vielfaches eines mittelpreisigen Revolvers kostet, ist weiterhin durchaus vertretbar. So ist ein verhältnismäßig preiswert zu bekommender S&W 686 mit etwas Abstimmung und Überarbeitung zumeist auf eine sehr respektable Schussleistung zu bringen. Bei Manurhin versteht man den Begriff der Gießkanne recht streng und so darf ein MR 73 die Fabrikhalle in Mülhausen nur verlassen, wenn er unter 20mm „streut“. Das klingt für einen Revolver, der eigentlich nicht als Sportwaffe entwickelt wurde sehr wenig. Es fühlt sich auch so an.

Die Manufacture de Machines du Haut-Rhin, kurz Manurhin, hat in ihrer bewegten Unternehmensgeschichte schon vieles produziert. So liefen von den Fertigungsbändern in Mülhausen etwa Motorroller bis hin zu ganzen Produktionsanlagen für klein- und mittelkalibrige Munition. Walther ließ während der „Prohibition“ nach dem Zweiten Weltkrieg die berühmte PP und deren Derivate von Manurhin fertigen und darauf ist man im gar nicht so kleinen Städtchen im Elsass auch ein bisschen stolz. Angeblich „schoss“ sogar James Bond in Wahrheit nicht Walther sondern Manurhin. Aber auch das ist eine andere Geschichte.

Zu Beginn der 1970er-Jahre musste sich Frankreich einer immer stärker werdenden Kriminalität vergegenwärtigen, die für ihr Waffenarsenal aus dem Vollen schöpfen konnte, bediente sie sich doch der Überbleibsel beider Konfliktparteien des großen Krieges. Der haute pègre wusste nun Mal was gut, verhältnismäßig einfach zu beschaffen und in seiner Wirkung gleichermaßen abschreckend wirkte, wie es auch effizient war. Die Sicherheitskräfte waren hoffnungslos unterbewaffnet, eine Situation, der sich Jahre später auch das FBI bewusst wurde und die in den Vereinigten Staaten in der Einführung der 10mm Auto mündete.
Zusammen mit der Verwendung von Revolvern im Großkalibersportschießen schwappte auch mehr und mehr die Popularität der für ihre „Stoppwirkung“ (no real such thing in handguns...) berühmten .357 Magnum mit über den großen Teich.

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Das Interesse bei den französischen Sicherheitskräften war, nicht zuletzt auf Grund der Erfahrungen in den Vereinigten Staaten, groß und man bediente sich vorab der von Smith & Wesson zugelieferten Modelle 19. Im Jahr 1973 wurde schließlich das Unternehmen Manurhin vom offizieller Stelle mit der Entwicklung eines eigenen Revolvers beauftragt. Dem Lastenheft – so eine vielfach berichtete Tatsache – war zu entnehmen, dass die neue Waffe derart widerstandsfähig sein sollte, dass eine tägliche Dosis von 150 heißen Magnumladungen keine nennenswerte Abnutzung bewirken sollte.

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Klingt viel. Ist es auch, wie selbst Nutzer eines alten N-Rahmens wissen. Aber ich zweifle vorerst nicht, in Anbetracht dieses Rahmens.

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Anders als bei den Magnumrevolvern von Smith & Wesson sind die Kammern nicht angesenkt („recessed“). Scheppern tut hier dennoch nichts.

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Bald waren auch Sportschützen an der Waffe interessiert. Neben, vor allem für den polizeilichen oder jagdlichen Gebrauch gedachten kurzen Lauflängen, bietet Manurhin auch die klassischen 6 und 8zölligen Rohre, wie auch die besonders ästhetische 5 ¼ - Version an. So gut die Qualität der früheren Fertigungen auch war, wie bei den meisten anderen Herstellern hat sie im Laufe der Zeit nachgelassen. Die später von Chapuis gefertigten MR 73 waren zwar noch immer hervorragende Revolver. Mit einem Korth konnten sie aber nicht mehr mit, doch muss das sein?

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In einem MR 73 stecken viele Stunden Handarbeit. Die Toleranzen sind eng, die Passungen entsprechend sehr gut, die Brünierung in Natura fast atemberaubend. Da kann kein Python aus den Fünfzigern mit, Bilder können das nicht einfangen, schon gar nicht meine Anfängerfotos.

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Die an Messing erinnernde Farbe der Pins entsteht übrigens durch den Härtungsprozess. Das Einpassen geschieht von Hand.

In einem aber ist der MR 73 besser als der Korth: Er ist praktisch und für die Ewigkeit gebaut. Der Double Action-Abzug ist unglaublich „smooth“, kein Kratzen, kein Kriechen, einfach nichts. Sowohl Single als auch Double Action sind durch außenliegende Schrauben getrennt einstellbar, ohne die Zündsicherheit zu beeinträchtigen. Das Visierbild ist vorbildlich und erinnert mich an meinen Korth. Und an meine P210.

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Nun muss sich dieses hervorragend gepflegte Exemplar die kommenden Jahre noch beweisen. Schauen wir einmal, was er am Stand kann. Wohl mehr als ich, aber das stand auch nie zur Debatte.

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Aur revoir
Philipp

Re: Manurhin MR 73

Verfasst: 14. November 2015, 20:46
von IT Guy
:applaus:

Re: Manurhin MR 73

Verfasst: 14. November 2015, 21:30
von rotznjaga
:applaus: !

Re: Manurhin MR 73

Verfasst: 14. November 2015, 21:57
von sepp
Danke dir für die Vorstellung deiner Neuerwerbung :applaus:

aber jetzt......

stellst dich gleich in die Ecke und schämst dich a Runde weil auf genau diesen war ich schon länger scharf :whistle:
Lois den ich heute getroffen habe bei unserer Vereinsmeisterschaft hat mir gebeichtet dass er ihn verkauft hat :o

Viel Freude wünsch ich dir damit

lg sepp :aut:

Re: AW: Manurhin MR 73

Verfasst: 15. November 2015, 01:06
von Brainiac1234
sepp hat geschrieben:Danke dir für die Vorstellung deiner Neuerwerbung :applaus:

aber jetzt......

stellst dich gleich in die Ecke und schämst dich a Runde weil auf genau diesen war ich schon länger scharf :whistle:
Lois den ich heute getroffen habe bei unserer Vereinsmeisterschaft hat mir gebeichtet dass er ihn verkauft hat :o

Viel Freude wünsch ich dir damit

lg sepp :aut:
Zlaung gschaut....

Re: Manurhin MR 73

Verfasst: 15. November 2015, 01:07
von Helmal
Wonnst an Knödl hast, muasst eam glei anbringan!


Mobile.

Re: Manurhin MR 73

Verfasst: 16. November 2015, 21:45
von Remington
Toller bericht und traumhafter zustand.
Ja ich bin einer der wenigen glücklichen die das schmuckstück bis jetzt befummeln und schießen durften. :whistle: ......danke!! :gott:

Re: Manurhin MR 73

Verfasst: 16. November 2015, 22:35
von RR1000
Remington hat geschrieben:Toller bericht und traumhafter zustand.
Ja ich bin einer der wenigen glücklichen die das schmuckstück bis jetzt befummeln und schießen durften. :whistle: ......danke!! :gott:
Find den Bericht auch unterhaltsam und interessant, Philipp du solltest ein Buch schreiben...

Re: Manurhin MR 73

Verfasst: 16. November 2015, 23:28
von Helmal
Hab ich schon, zwei, aber zu total fadem Zeug :D


Mobile.

Re: Manurhin MR 73

Verfasst: 17. November 2015, 00:09
von RR1000
Helmal hat geschrieben:Hab ich schon, zwei, aber zu total fadem Zeug :D


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I know, dachte da eher in Richtung Rosamunde Pilcher [emoji6]

Sorry fürs OT[emoji15]