Der Hersteller
Arex hat seinen Sitz in Šentjernej in Slowenien. Das Unternehmen ist in den 90er-Jahren aus einem Maschinenbau-Unternehmen (ich glaube, das müsste ISKRA gewesen sein) hervorgegangen und fertigt ua Militärgüter (Trainingsmunition, Platzpatronen, Patronengurte) und Ausrüstung, ist aber auch in der Lage, ganze Fertigungsstraßen auf die Beine zu stellen.
Wer sich vom Unternehmen bzw der Produktion einen Eindruck machen möchte, dem lege ich diese Videos bzw Artikel ans Herz:
https://www.americanrifleman.org/articl ... -1-pistol/
Die Waffe
Erstmalig in Erscheinung getreten ist Arex mit der Zero 1. Diese ist in Design und Konstruktion angelehnt an die Sig Sauer P226 bzw Zastava CZ 99, verfügt über ein Aluminiumgriffstück und ist als Dienstwaffe konzipiert. Die Zero 1 ist bekannt als eine der verlässlichsten Ganzmetallpistolen (siehe dazu den "Gauntlet Test" und "1000 rounds in 14 minutes" von MAC).
Die Alpha ist nun also eine Sportpistole, aufbauend auf der Zero 1. Wie der Name schon vermuten lässt, wurde diese Waffe speziell für die IPSC Production Division konstruiert (sie steht als Prototyp "Zero 5.0" und "Alpha" auch auf der Production Division List).
Der Listenpreis liegt bei €1099.
Im Lieferumfang enthalten sind 3 20er Magazine (MecGar), ein stabiler Hartschalenkoffer mit vorgeschnittenem Schaumstoff, ein Putzzeug, 2 zusätzliche Hammerfedern und ein Inbusschlüssel für den Triggerstop.
Design / Features
Die Alpha kommt in einem futuristischen, aggressiven Design daher, welches die Gemüter durchaus spaltet. Nicht nur verschiedene, sondern auch eines in sich selbst: auf Fotos empfand ich sie als nicht sehr schön, als ich sie dann zufällig im Geschäft in der Hand hatte, war ich von ihr so angetan, dass ich beschloss, über das Design hinwegzusehen. Mit der Zeit gefiel sie mir immer besser, mittlerweile mag ich sie.
Im Unterschied zur Zero 1 verfügt die Alpha über ein Griffstück aus Stahl (Zero 1: Aluminium), welches darüber hinaus anders geformt ist. Der Abzugsbügel wurde vorne abgeschrägt, unter dem Abzugsbügel befindet sich ein "Undercut", der in Kombination mit dem tiefen Ausschnitt unter dem langen, geschwungenen Beavertail (kürzerer Abzugsabstand als bei der Zero 1) einen hohen Griff ermöglicht. Des Weiteren findet sich vorne am Griffstück ein griffiges, aber nicht unnötig aggressives Checkering. Außerdem ist der Magazinschacht rundherum deutlich angefast, sodass ein integriertes Magwell entsteht. Eine Schiene für Lampen oder MantisX gibt es ebenfalls.
Die Griffschalen sind aus schwarzem Polymer und greifen sich gut an. Es gibt Zubehörgriffschalen aus Aluminium, diese dürften seitlich etwas flacher ausfallen als die Originale (gesehen habe ich diese noch nicht live). Mittlerweile gibt es auch gestippelte Varianten der Polymergriffschalen.
Der augenfälligste Unterschied zur Zero 1 ist sicherlich der verlängerte Verschluss, der nunmehr einen 5-Zoll-Lauf beherbergt. Am Verschluss finden sich innen und außen einige gewichtssparende Ausfräsungen. Oben auf dem Verschluss sitzt eine verstellbare Visierung mit rotem Leuchtkorn und schwarzem, geriffeltem Kimmenblatt.
Der Hammer ist skelettiert und der Abzug verfügt über eine integrierte Einstellschraube für den Abzugsstop (bei entferntem Verschluss von oben im Griffstück zu justieren, ein entsprechender Inbusschlüssel ist beigelegt). Für alle Sicherheitsfans: die Alpha verfügt über einen Schlagbolzenblock!
Der Magazinauswurfknopf ist vergrößert und kann auf linkshändige Bedienung umgebaut werden. Ebenso gibt es eine beidseitige große Flügelsicherung.
Die Alpha verwendet im Gegensatz zur Zero 1 deutlich leichtere Verschluss- und Hammerfedern (deren 3 sind in verschiedenen Stärken beigelegt).
Sie verfügt über keinen Ladestandsanzeiger für das Patronenlager (wobei die Tactical-Variante der Zero 1 diesen auch nicht hat) und auch die Doppelfunktion des Verschlussfanghebels als Entspannhebel entfällt.
Was für Missfallen sorgen könnte, ist, dass die Montage eines Rotpunktvisiers nur über eine im Kimmenschlitz befestigte Adapterplatte (verschiedene Modelle direkt bei Arex erhältlich) zu realisieren ist. Da ist die CZ Shadow 2 Optics Ready leider meilenweit voran. Mich persönlich stört das wenig, aber wer öfter zwischen Rotpunkt und Kimme wechseln möchte, hat hier ggf Brösel durch den Umbauaufwand und das Einschießen.
MarkM hat geschrieben:Was mir erst bei der Demontage der Kimme bewusst wurde, die Montageplatte sitzt perfekt und bündig im Verschluss. Die Gegenplatte passt spielfrei in die Kimmennut. Auch ohne Festziehen der Schrauben (im Lieferumfang Arex enthalten) sitzt die Montageplatte fest. Das steht einer MOS oder OR nichts nach. Benötigt wird ein TX 10 um die Kimme zu entfernen - einfach die Torx Schrauben lockern und seitlich rausschieben...thats it.
Fertigungsqualität
Alles sitzt fest, nichts wackelt, klappert oder quietscht. Es gibt kein Spiel zwischen Lauf und Verschluss. Zwischen dem Verschluss und dem Griffstück gibt es vorne minimal, hinten ebenfalls kein Spiel. Am Verschlussblock des Laufs sind auf der Seite des Auswurffensters minimale Werkzeugspuren sichtbar. Die Fertigungsqualität bei Arex dürfte zwischenzeitlich aber nochmals deutlich zugelegt haben, wenn ich mir die knackenge Delta (Polymerpistole von Arex) so ansehe.
Handlage
Wie immer ein sehr subjektives Thema, für mich persönlich ist die Handlage ein Traum. Durch die bereits oben beschriebenen ergonomischen Veränderungen liegt sie besser in der Hand als die etwas dicke Zero 1. Auch meine Frau kann sie gut greifen, bemängelt aber das etwas höhere Gewicht.
Bedienung
Wiederum ein subjektives Thema. Der Sicherungshebel ist meinem Daumen im Weg, den Verschlussfang erreiche ich daher ohne Umgreifen nur bei aktivierter Sicherung, dann aber problemlos. Der Magazinknopf ist etwas schwergängig, was sich aber mit der Zeit einläuft und mit bspw etwas Flunatec erleichtert werden kann. Den großen Abzugsbügel hat Arex von der Zero 1 übernommen, sodass die Bedienbarkeit auch mit Handschuhen gewährleistet ist.
Die Zerlegung ist denkbar einfach: Verschluss hinten arretieren, Zerlegehebel drehen und halten (sonst fängt er sich unter Umständen in der Vertiefung für den Verschlussfang), dann am besten im Affengriff den Verschluss lösen und nach vorne abziehen.
Abzug / Rückstoß
Der DA/SA-Abzug ist in meinen Augen der helle Wahnsinn. In Single Action hat er den kürzesten Abzugsweg, den ich je erlebt habe. Nach ca 1mm Vorweg befindet man sich bereits am Druckpunkt, wo der Abzug bricht wie Glas. Mithilfe der Einstellschraube kann der Abzugsstop passend justiert werden. Der Reset ist ungemein kurz und man befindet sich danach wieder direkt am Druckpunkt. Das benötigt Eingewöhnung, versehentliches erneut Abziehen ist möglich und mir (im Trockentraining) bereits unterlaufen. Im Double Action Modus kann der Abzug dagegen seinen Dienstwaffencharakter nicht leugnen, der Abzugsweg ist lang und der Widerstand hart. Da sind bspw CZ Shadow 1 und 2 um Lichtjahre voraus.
Ich hatte schon Gelegenheit, die Alpha (mit schwacher Hammerfeder) direkt mit einer Shadow 1 zu vergleichen. In Double Action kann die Alpha nicht mithalten, da läuft die CZ wie auf Kugellagern. In Single Action fehlt mir bei der CZ der Druckpunkt und der Abzug kriecht ganz deutlich - da halte ich die Alpha nach wie vor für ungeschlagen unter den DA/SA-Pistolen. Minimaler Vorweg, klarer Druckpunkt, klarer Bruch, kein Overtravel (bei entsprechend eingestellter Schraube).
Zum Triggerstop noch eine kleine Warnung, dieser muss sehr fein justiert werden, sodass der Abzug gerade so nicht oder nur ganz minimal durchfällt. Dreht man die Schraube zu weit hinein, blockiert die Alpha in Doubleaction (man zieht den Abzug durch, Hammerfeder wird gespannt, Hammer geht nach hinten, fällt aber nicht).
Zur schwachen Hammerfeder: DA hat deutlich dazugewonnen, läuft jetzt wesentlich leichter und geschmeidiger. Ein Shadow-DA wird dennoch nicht draus. SA ist nahezu unverändert, lediglich das Brechen ist minimal undeutlicher geworden.
Der Rückstoß ist im Vergleich zu anderen Waffen fast nicht vorhanden (guten Waffengriff vorausgesetzt). Ein Video davon gibt es hier:
Einen gut eingestellten Sportabzug gibt es hier zu bewundern (Rex Werksschütze Maks Hvalec):
Eine Sache, die mir aufgefallen ist: wird die Waffe gesichert, bewegt sich der Abzug etwa einen Millimeter nach vorne. Beim Entsichern bleibt er dort und rutscht erst bei minimalem Druck mit einem hörbaren Klicken in die Ausgangsposition (dh dort hin, wo er nach dem Repetieren wäre). Dies tritt sowohl beim Sichern in gespanntem Zustand auf, als auch, wenn bei aktivierter Sicherung repetiert wird (ja, das geht). Da dürfte die Sicherung mit reichlich Sicherheitsreserve konstruiert worden sein. Ob es sich bei der Rex Zero 1 (von der die Alpha wie gesagt konstruktiv abstammt) ebenfalls so verhält, kann ich mangels Zugriff auf diese Waffe nicht testen.
Trefferbild
Als ich die Alpha das erste Mal ausführte, war ich von der Trefferlage einigermaßen verblüfft (will heißen: äußerst positiv überrascht). Selbst mir als mittelmäßigem Schützen gelang damit beim 5x5 Drill (5 Schuss in 5 Sekunden auf eine handtellergroße Fläche) auf 10 Meter wiederholbar eine 5er Gruppe Loch an Loch. (Leider hab ich davon natürlich wieder kein Foto gemacht.)
Das Präzisionspotential dieser Waffe scheint außerordentlich gut zu sein (speziell dafür, dass sie weder für Präzisionsschießen gebaut, noch dafür ausgerüstet ist). Ich kann es jedenfalls nicht voll ausnutzen.
Dank der verstellbaren Kimme lässt sich der Point of Aim beliebig einstellen. Ich habe sie in der Werkseinstellung belassen, sie scheint auf 15 Meter eingeschossen zu sein.
Zuverlässigkeit
Die Waffe hat mittlerweile knapp 2000 Schuss diverser Munitionssorten gesehen (Fiocchi 115gr/123gr, S&B Schütte 115gr/124gr, Geco 124gr, Geco 115gr White Box, CCI Blazer 124gr, Magtech 124gr - alles FMJ; zusätzlich Federal HST 124/147gr und diverse Wiedergeladene). Störungen? Null, nada, niente. Nix failure-to-feed, nix failure-to-eject, nix light strikes - immer bumm, auch bei höherer Kadenz. Ab Werk ist die Hammerfeder mittlerer Stärke verbaut, diese habe ich nach einiger Zeit gegen die schwache Hammerfeder getauscht. Ich schieße nahezu ausschließlich Fabriksmunition und kann daher nicht ausschließen, dass es mit der weicheren Feder und extrem harten Zündhütchen zu Funktionsproblemen kommen könnte.
In mehreren Youtube-Videos gesehen: Arex testet in der Fabrik jede tausendste Pistole automatisiert auf 30.000 Zyklen. Außerdem wird jede einzelne Waffe mit mehreren Überdruck-Patronen (35% über dem nach SAAMI zulässigen Maximaldruck; +P Patronen liegen 10% über der Spezifikation) sowie mit mehreren Dutzend Schuss aus verschiedenen Positionen (seitlich, usw) sowie auf Präzision/Visiereinstellung geprüft. Nur eine Waffe, die diese Tests besteht, verlässt das Werk.
Ich muss dazu sagen, dass ich bereits einen Defekt an der Alpha erlitten habe. Dabei haben sowohl Händler, als auch Generalimporteur und besonders der Hersteller vorbildlich reagiert. Die Waffe wurde zügig nach Slowenien geschickt, dort genauestens inspiziert und instandgesetzt und nach dem Neubeschuss (Verschluss wurde getauscht) wieder zu mir retourniert - inkl kleinem Goodie-Bag mit T-Shirt, Baseballkappe, Klettpatch und Stickern. Bei dieser Gelegenheit wurde auch der Triggerstop nach meinen Wünschen eingestellt und mit Loctite fixiert. Für die Zeit der Reparatur wurde mir vom Generalimporteur sogar eine Firmenwaffe als Leihwaffe angeboten (ich habe abgelehnt, hab ja noch genug anderes Spielzeug).
Hier spricht jemand, der schon Zehntausende Schuss durch zwei Alphas gejagt hat (9tsd live fire und 27tsd dry fire pro Waffe):
Zubehör
Sämtliche Zubehör- und Ersatzteile sind in gewohnter Weise über arex-store.si zu erwerben. Versand aus Slowenien, alles kein Drama. Es gibt neben einem Sportabzugszüngel (flacher und breiter geformt, erhöht den Abzugsabstand etwas) und den bereits erwähnten Auswahl an Griffschalen eine Menge an Holstern (bspw Ghost in allen Varianten: Civilian, Hybrid, Thunder, The One - zu beziehen über http://www.estore.ghostinternational.com/en). Ein Holster, der für die Zero 1 passt, sollte - sofern unten offen - auch für die Alpha passen. Die Magazine sind ebenfalls ident, es gibt sie mit 17, 18 und 20 Schuss (18+2). Magpouches für Beretta 92 passen (bspw Fobus 6909ND).
Mit geringen Einpassungsarbeiten passen auch Visierungen für die Sig P226. Arex vertreiben eine entsprechende LPA-Visierung über ihren Webshop und haben dort diesen Hinweis platziert. (Laut dem User rotation waren bei ihm keine Anpassungsarbeiten notwendig.)rotation hat geschrieben:Die 17 und 18 Magazine von Arex sind von den Außenmaßen ident. Der Unterschied ist die Feder intern, in ein 17er kriegt man keine 18 Patronen rein. Lt. Arex wegen unterschiedlicher Waffengesetze der Länder.
Detail am Rande: Einige Umbauteile gibt es auch für die Zero 1, welche damit auf Sportlichkeit getrimmt werden kann. Eine Alpha wird draus trotzdem nicht (anderes Griffstück, feste Visierung, kein Checkering, kein Magwell, usw). Zu nennen wären der Sportabzug, leichtere Verschluss- und Hammerfedern, der vergrößerte Magazinknopf und eine feste Visierung mit Leuchtkorn.
Hier noch die Installationsanleitung für den Sportabzug: https://www.arex-store.si/instructions-sport-trigger
Die Anleitung zum Wechsel der Hammerfeder hat der amerikanische Importeur (FIME Group) auf YouTube bereitgestellt:
Modifikationen / Basteleien / Tuning
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Ich habe das mit der Schublehr abgemessen/angeritzt (24-29mm von der Magazinmetalloberkante) mit einem kleinen Bohrer vorgebohrt, mit einem größeren passenden nachgebohrt und mit einer kleinen Vierkantfeile die Ecken ausgefeilt und ein bissl entgratet und mit Permanentmarker schwarz nachgezeichnet. Patronenplastikteil mit einem Körner reingedrückt, dass die Feder nicht angebohrt wird. Der Plastikendstopp muss etwas zurückgeschliffen werden, sonst wird der Schlitten bei der vorletzten Patrone gefangen.