Jagdreise schottische Highlands

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Lindenwirt
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Jagdreise schottische Highlands

Beitrag von Lindenwirt »

Grüß euch,

wer von euch einmal eine Jagdreise nach Schottland plant, dem kann ich hier ein paar Infos dazu geben.
Ein Freund und ich waren Ende September für 6 Tage in Schottland auf Rotwildjagd, der Plan war dass jeder 2 Stück Rotwild erlegt.

Jagdveranstalter, Buchung
Jagdveranstalter gibt es viele, die Fäden laufen im Hintergrund aber meist bei den 2 großen Jagdveranstaltern zusammen. Einer davon ist http://www.dunmhorsporting.com/ mit seinem Aushängeschild Graham Christie. Dort haben wir auch direkt gebucht und uns somit die Bearbeitungsgebühr der Veranstalter gespart. Man sollte für 2 Hirsche bei 1:2 Jagdführung schon 4 Jagdtage einplanen, dann sind die Erfolgsaussichten groß. Mit An- Abreise und einem Sightseeing Tag haben wir insgesamt 6 Tage eingeplant.

Anreise
Der Flug aus AT ging nur mit Zwischenstopp in DE. Wir sind in Edinburgh gelandet, haben dort das Mietauto übernommen und sind direkt nach Kingussie in die Highlands gefahren (ca. 2h15 Fahrtzeit). Das Links Fahren ist grundsätzlich kein Problem, einzige das Abschätzen der linken Fahrzeughälfte will nicht so recht ins Hirn, hier muss man aufpassen und gerade mit dem Anschrammen auf links geparkte Autos passieren den Touristen die meisten Fehler. Wir sind aber recht entspannt und unfallfrei unterwegs gewesen.

Unterkunft
In Kingussie angekommen dann die erste Ernüchterung, gemeinsam mit weiteren Jagdgästen aus Deutschland und Dänemark sind wir direkt im Haupthaus bei Graham untergekommen. Der Standard, ganz generell in Schottland was wir so mitbekommen haben, ist gelinde gesagt etwas anders. Die Zimmertüren waren nicht verschließbar, die Heizung auf 1h am Tag begrenzt, WC und Dusche waren am Gang. Hier war die Enttäuschung dann doch ziemlich groß, interessanterweise wusste da kein einziger Jagdgast was auf ihn zukommt. Das Essen, von der Ehefrau zubereitet, war aber sensationell. Mittags wurden uns auch immer Lunchpakete für die Jagd mitgegeben. Hier gibts nichts zu meckern. Ein Trockenraum für die Ausrüstung und Schuhtrockner waren vorhanden.

Jagd
Die Jagd selbst ist sehr interessant. Es geht am frühen Vormittag los, wir sind dazu ca. 30min retour südlich gefahren und haben uns mit den Stalkern getroffen. Das Mietauto haben wir dort gelassen und sind dann klassisch mit den Landrovern ausgefahren. Im Revier ist ein Probeschuss Pflicht (im Sitzen oder Liegen auf gut 100m), dann gehts weiter in die Highlands und das Auto wird abgestellt. Ab dann ist man zu Fuss den ganzen Tag unterwegs. Eine gute Kondition ist Voraussetzung, das Gelände ist durch den durchgängigen Heidekrautbewuchs anstrengend zu erkunden und vor allem geht es ständig nur bergauf und bergab. Man macht hier schon gewaltig Höhenmeter und das bei jedem Wetter. Und ja, das Wetter. Bei uns hat es gestürmt, geregnet, es regnet eigentlich immer, egal ob Wolkenbrüche oder Nieselregen. Hohe wasserdichte Stiefel und Gamaschen sowie Überzugregenbekleidung sind Pflicht. Sonst kann man gleich wieder abbrechen. Nass wird man irgendwann trotzdem. Ich selbst bin mal in einem Bach etwas eingebrochen und mir kam das Wasser von oben rein in die Schuhe, das wird den ganzen Tag klarerweise nicht mehr trocken. Es ist aber erträglich weil man ständig in Bewegung ist, gehts nach dem Stalker ist auch für den Lunch keine Zeit. Die Jagd selbst ist völlig anders als bei uns. Von erhöhten Punkten aus wird das Rotwild ausgemacht, dann großflächig umgangen und gegen den Wind angepirscht. Aufgrund der mangelnden Deckung auch schon mal in gebückter oder robbender Haltung, immer unter bestmöglicher Ausnutzung des Terrains. Da kann man den Stalkern (4 Jahre Lehrzeit) nichts nachsagen, das können sie. Auf diese Weise konnten wir über die Jagdtage verteilt auch die 4 Hirsche erlegen (Schussdistanzen bis gut 200m). Das Wild wird dann mit Ponys oder dem 8x8 Fahrzeug ARGO geholt, mit Geländewagen hat man hier keine Chance mehr. Gesehen haben wir ebenfalls genug, obwohl die Hirsche schon geröhrt haben waren die Rudel noch getrennt und in der Distanz 200 Hirsche in einem, oder 100 Stück Kahlwild im anderen Rudel schon ein gewaltiger Anblick.

Drumherum
Am Sightseeing Tag empfiehlt sich eine Führung in einer der vielen Destillerien (Dalwhinnie wars bei uns), ein Tag im angrenzenden Wildpark oder ein Ausflug nach Inverness. Ein klassisches Pub gabs ein paar km nördlich und muss man ohnehin auch mal gesehen haben.

Kosten
Grob kalkuliert kann man, wenn man zu weit ist und sich das Auto teilt mit ca. € 3.250 (1 Hirsch) bis € 4.000 (2 Hirsche) rechnen. Das dann mit Flug, Vollverpflegung, Mietauto, Pirschen und Abschüsse. Dazukommen noch ca. 100 GBP pro Abschuss an Trinkgeld für den Stalker.

Fazit
Würde ich es wieder machen? Eher nicht, die spartanische Unterkunft und das elendige Wetter reichen fürs Erste. Die Highlands selber sind schon beeindruckend und vor allem die dort mögliche und auch praktizierte, fordernde Jagdart der ganztägigen Pirsch ist mal was ganz anderes. Leider wird diese klassische Art der Jagd dort auch immer weniger, der Waldbau wird forciert und die Rotwildstückzahlt muss dann drastisch reduziert werden, aber das ist eine andere Geschichte. Es war jedenfalls sehr spannend und herausfordernd, wer noch nie dort war, fit ist und ev. bei der Unterkunft nach Alternativen schaut, dem kann ich das Ganze aber bedenkenlos empfehlen. Aufpassen muss man was man bucht, wenn man alleine z.b. einen Hirsch bucht und man mit viel Glück nach 3h Pirsch schon den Hirsch erlegt. Dann ist aber, egal wieviele Jagdtage gebucht worden sind, die Jagd vorbei. So ist es jemanden dort ergangen. Dann wird die restliche Woche lang dort. :) Deswegen lieber zu zweit oder gleich zwei Hirsche buchen, dann ist man sicher länger in den Highlands unterwegs.

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Re: Jagdreise schottische Highlands

Beitrag von Kemira »

Danke für den Bericht und die Eindrücke! :-)
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Edelweiss
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Re: Jagdreise schottische Highlands

Beitrag von Edelweiss »

Danke und Waidmannsheil zum Hirsch !
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