(Taktische) Taschenlampen in der Praxis

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cas81
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(Taktische) Taschenlampen in der Praxis

Beitrag von cas81 »

Werte Flashlight-Freaks,

Das wird jetzt lange. Thema:
Taschenlampen im Alltag und zur taktischen Anwendung.

@ Desinteressierte: Baba!
@ Lesefaule: Siehe Conclusio ganz unten am Schluss.
@ Nerds: Here we go.

Vorweg, ich konnte in der Vergangenheit ein paar mal die "waffenähnliche" Wirkung potenter Lampen miterleben, das Prinzip ist einfach: Auf Kopfhöhe bringen, das Gegenüber fixiert grundsätzlich immer das Objekt in der Hand, es werde Licht und zwar mit möglichst viel Output, das Gegenüber zwickt die Augen zusammen, dreht sich weg, hält die Hand vor, verliert vielleicht kurz den Halt, alles für eine Sekunde, vielleicht zwei, womöglich sogar ein paar Sekunden, wenn das Gegenüber schon ganz nah ist, dann wird eher tollpatschig nach dem Licht gegriffen, Zugriff. Nicht immer, aber je geweiteter die Pupillen des Gegenübers, desto eher und stärker, also besser wenn's dunkel ist, gewisse Substanzen mit im Spiel sind, etc. Okay, weder toll, noch absolut verlässlich und stets abhängig von unkontrollierbaren Umständen; Im Prinzip ähnlich wie bei jeder (kleinen) Waffe, wie bspw Pfefferspray, Elektroschocker, etc. Den ein oder anderen Hund im semi-aggressiven Modus hat's auch verschreckt. Andere potentielle Beißer haben zumindest das Licht fixiert und darin den neuen Feind erkannt. Und manchmal blieb der Effekt weitgehend aus. Alles nicht ideal, besser als nichts, Eigengefahr vergleichsweise gering. Zweifler dürfen zweifeln, Gläubige dürfen glauben, ich weiß, was ich gesehen habe. Wie auch immer, ich sehe das Thema in diesem Zusammenhang als Annex zum Waffenbesitz, von daher passt's hier rein.

Also, eine Lampe muss her, das ist auch abseits taktischer Zwecke nützlich (und in meinem Fall zu 95% der Anschaffungsgrund), kostet nicht viel und jeder hat sowas daheim, im Auto, in der Tasche, jeder sucht mal etwas, jeder braucht's irgendwann mal. Außerdem ist's ein nettes Spielzeug. Übrigens auch effektiv gegen Arbeitskollegen; Ein Blitzer in Richtung Bürotüre und sie wissen, wann "Jetzt nicht!" ernst gemeint ist :whistle:

Aber welche Lampe bildet den perfekten Kompromiss aus Größe, Gewicht, Preis, Leistung, Modi?

Wir alle kennen die unzähligen Reviews und das zugehörige tactical Blabla, aber anhand von Lumen (Wow!) und Candela (Yeah!) ließ sich zumindest für mich nur geringfügig auf Praxistauglichkeit und Relevanz schließen, insbesondere hinsichtlich der Schwellenwerte, resp tauglicher Werte.

Das hier ist also ein Review, allerdings mit einem kräftigen Element zahlreicher Selbstversuche mit einer paar ausgewählten Lampen, auch abseits taktischer Anwendung. Für die Selbstversuche richtete ich die jeweilige Lampe direkt in meine Augen und zwar mit jeweils maximaler Leistung. Strobe kam ebenfalls zum Einsatz, dazu nur zum Schluss ganz unten ein paar Anmerkungen. Alle Versuche über mehrere Tage, mit und ohne Brille, selbiges gilt für Kontaktlinsen.

Für die Beamshots habe ich alle Lampen auf 1.000 Lumen gestellt, damit man einen Vergleichswert hinsichtlich Hotspot und Spill erhält. Ich habe stets aus einer Distanz von 2 Metern dieselbe Stelle beleuchtet. Folgende Lampen standen dafür zur Verfügung, die ungefähren Candela in dieser Einstellung stehen daneben:

- Fenix PD36R Pro -- 12.000 cd
- Fenix PD35R --------- 19.000 cd
- Fenix TK05R --------- 50.000 cd
- Klarus XT1A V2 ------ 8.000 cd
- Acebeam Tac AA -- 19.000 cd

Bild

(Ganz links, ganz klein, das ist die Fenix E12, meine EDC mit magnetischer Tailcap für kleine Anlässe. Auf sie wird in diesem Bericht nicht näher eingegangen)

Jeder, der sich im Internet informiert, schreit reflexartig nach tausenden Lumen (lm) und Candela (cd), je mehr desto besser. Nun, meine Ergebnisse sprechen eine ähnliche Sprache, allerdings nicht ganz und mit ordentlich Luft in beide Richtungen. Dafür muss man das Zusammenspiel von Lumen und Candela verinnerlichen. Was folgt, ist eine laienhafte Erklärung, denn ich bin weder Elektriker, noch Physiker, noch sonst irgendein Experte diesbezüglich. Stattdessen beschreibe ich es so, dass sich (hoffentlich) jeder ein Bild davon zeichnen kann, das sich auch in die Realität übertragen lässt:

Lumen beschreiben wie viel Licht insgesamt von einer Lichtquelle ausgeht, dh je mehr Lumen, desto heller die Lichtquelle. Der hellste Fleck im Lichtkegel wird als "Hotspot" bezeichnet und je mehr Candela, desto intensiver ist er. Candela gibt also an, wie intensiv das Licht in eine bestimmte Richtung geleitet wird. Lumen und Candela gehören also zusammen, dh bei gleichbleibenden Lumen und wenigen Candela wird Flutlicht geschaffen, wie bei einer Straßenlaterne, dh eher diffuses Licht, der Unterschied zwischen Hotspot und Randbereich verschwimmt zunehmends, das Licht ist tendenziell gleichmäßig. Viele Candela hingegen lassen den Lichtstrahl in die Ferne und durch Barrieren stoßen (Gegenlicht, Glas, Nebel, Wasser), wie bei einem Scheinwerfer, dh eher gebündeltes Licht, der Hotspot hebt sich deutlich vom Randbereich ab. Der Randbereich wird als "Spill" bezeichnet.

Geht es nun darum, jemanden möglichst stark zu blenden, dann sind sich Theorie und Internet einig: Viele Lumen und maximale Candela. Candela sind am wichtigsten, denn was nützen 2.000 Lumen, von denen drei Viertel am Auge vorbeigehen? Da wären doch 1.000 Lumen besser, von denen drei Viertel im Auge landen. Logisch, ganz nach dem berüchtigten Taschenrechner-Prinzip ;-)

So, nun meine Erfahrungen und dazu die Beschreibung der jeweiligen Lampe... Damit nicht jeder ur viel Geld für ur viele Lampen ausgeben muss, wenn er nur etwas ganz bestimmtes zu einem bestimmten Zweck möchte.


Fenix PD36R PRO:
Akku 21700. Maximal 2.800 Lumen bei 36.000 Candela für 30 Sekunden oder im Strobe. Hauptschalter mit Memory-Mode, kleiner Schalter für Instant-Strobe. Strobe ist böse, auch bei Tageslicht. Ein bis zwei Blitzer genügen und ich sehe minutenlang weiße Flecken, das tut weh, ich muss sofort wegsehen. Aber - und das ist wichtig - ich muss das Licht nicht ganz direkt in die Augen lenken. Denn 36.000 Candela sind bei 2.800 Lumen zwar schon ordentlich, aber da geht noch viel mehr. Heißt also, der Hotspot ist nicht ganz so klein und die Wahrscheinlichkeit, dass dieser im Auge auftrifft, wenn die Lampe nicht ganz präzise ausgerichtet wird, ist durchaus gegeben. Nochmals eine Ecke schlimmer ist Dauerlicht, wenn auch nur für einen Sekundenbruchteil. Das schmerzt dann richtig und die Augen fühlen sich an, als würden sie gleich zu kochen beginnen. Das Licht weist in den niedrigen Stufen einen Grünstich auf. Kostet ca 120 EUR.

So groß ist die Lampe:
Bild

Hier Hotspot und Spill auf 2m:
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Und so lässt sie sich tragen:
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Für diese Lampe ist außerdem ein taktischer Ring erhältlich. NmE eher etwas für den perfekten Halt, als Ersatz für eine Waffenlampe jedoch nur bedingt geeignet, da leicht wackelig und der Heckschalter fällt leider mit Vorliebe genau zwischen meine Finger, weshalb das Licht nur schwer zu aktivieren ist:

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Bild

Positiv an diesem Ring ist allerdings, dass der Versatz zum Clip wählbar ist. Aftermarketlösungen bestehen ansonsten aus Ring inkl Clip, was eine starre Konstruktion darstellt. Der Fenix-Ring kann also verdreht angebracht werden und steht diesfalls nicht seitlich von der Tasche weg, an der die Lampe festgemacht wird.

Einen Zwilling dieser Lampe findet man übrigens in der Fenix TK16, zumindest von den Werten her. Keine Ahnung, wie die sich in der Praxis von der PD36R PRO unterscheidet.

Die PD36R PRO steht bei mir als "Häusl-Lampe" am Nachtkastl auf der niedrigsten Stufe eingestellt. Besser als Licht an und geblendet mit dem Zeh am Türstock hängenzubleiben. Allerdings sind 30 lm dafür schon ein bissl viel. Ich versuche einen roten Diffusor zu ergattern, wenn er denn endlich mal lagernd ist. Alternativ wechsle ich vielleicht auf die folgende Lampe:


Fenix PD35R:
Akku 18650 oder 2x CR123(A). Maximal 1.700 Lumen bei 31.000 Candela für 30 Sekunden oder im Strobe. Im Prinzip alles wie bei der PD36R PRO, ich merke keinen nennenswerten Unterschied... In etwa wie kochendes Wasser vs Wasser kurz vor dem Kochen. Das Licht ist aber stets reinweiß, der Hotspot minimal kleiner, der Spill minimal größer. Die Lampe ist insgesamt etwas kleiner, liegt aber nicht ganz so gut in der Hand, wie ihre große Schwester. Kostet ca 90 EUR.

So groß ist die Lampe:
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Hier Hotspot und Spill auf 2m:
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Und so lässt sie sich tragen:
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Die niedrigste Stufe liefert 10 lm.

Mit CR123 habe ich sie bisher nicht getestet, von daher kann ich dazu nichts sagen.


Fenix TK05R:
Akku 16350. Maximal 1.000 Lumen bei 50.000 Candela für 30 Sekunden oder im Strobe. Hauptschalter mit Memory-Mode, kleiner Schalter für Instant-Strobe. Jetzt aber, das muss einem die Augen wegbrennen als hätte man ein Hinmelswesen in seiner vollen Pracht erblickt... sofern man trifft. Die exorbitant hohen Candela erzeugen einen bloß kleinen Hotspot und ich musste regelmäßig vor meinem Gesicht damit herumfuchteln, um die volle Leistung zu spüren. Ergo: Zu viele Candela bei "gemäßigten" Lumen lassen die Lampe zu einem Präzisionswerkeug werden. Dafür erhält man einen handlichen Semi-Thrower und der Randbereich erhellt trotzdem mehr, als ich erwartet hätte. Und auf der niedrigsten Einstellung (30 lm) ist die Lampe dank der hohen Candela durchaus alltagstauglich (für die Schlüsselsuche im Kino u. dgl. wohl aber schon zu viel), während die mittlere Einstellung ordentlich Licht in die Weite wirft. Kostet ca 90 EUR.

So groß ist die Lampe:
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Hier Hotspot und Spill auf 2m:
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Und so lässt sie sich tragen:
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Den dicken Lampenkopf muss man halt verkraften, aber sie passt dafür in fast jede kleine Jeanstasche und kann auf diese Weise besonders gut verdeckt getragen werden (die PD35R passt auch in die meisten kleinen Taschen, rutscht aber etwas leichter ein Stück nach oben. Sie droht aber noch lange nicht herauszufallen).


Klarus XT1A V2:
Akku 14500 oder 1x AA. Maximal 1.000 Lumen bei 8.000 Candela. Klingt vergleichsweise schwach und ineffektiv. Wer sowohl Theorie als auch Internet anzweifelt und die Lampe gegen sich richtet, weiß es aber besser: Die Lampe muss nur grob vor's Gesicht gehalten werden und es gelangt mehr als genug Licht in die Augen, um all die oben beschrieben Effekte zu erzielen. Natürlich brennt die PD36R PRO mehr, auch die PD35R fühlt sich heißer an. Aber diese kleine (für AA-Batterien dennoch übergroße) Klarus zwingt genauso zum Wegsehen, etc. Die weißen Flecken sind halt schneller wieder weg, aber im Moment der Blendung ist es unerträglich. Nochmal, alles in einem mit Tageslicht geflutetem Raum mit weißen Wänden. Sobald es düster wird - Gute Nacht. Kostet ca 50 EUR.

Mit AA-Batterien sinkt die Leistung auf 300 lm, dann tritt die Blendwirkung nur ein, wenn's düster genug ist.

So groß ist die Lampe:
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Hier Hotspot und Spill auf 2m:
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Man sieht sehr schön, wie der Hotspot schwächer heraussticht und dafür mehr mit dem Spill verschwimmt. Gleichmäßige und alltagstauglichere Ausleuchtung sind die Folge.

Und so lässt sie sich tragen:
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Für starkes Gegenlicht etc ist die Lampe dafür weniger geeignet. Für SV hingegen meine erste Wahl, solange ich auf Licht statt Lichtschwert angewiesen bin.

Als einzige der hier genannten Lampen bietet die Klarus die Möglichkeit, auf den kleinen Heckschalter alternativ Strobe oder Low zu legen, der Hauptschalter startet immer in High (dh kein Memory-Mode). Deshalb ist sie auch meine bevorzugte Lampe im Alltag. Der Low-Mode liefert zwar nur 5 schwache Lumen, aber für den Schiefer im Finger, die heruntergefallene Schraube, die Beschriftung an der Schachtel im Keller, uvm, ist das idR ausreichend.


Acebeam Tac AA:
Akku 14500 oder 1x AA. Maximal 1.000 Lumen bei knapp unter 20.000 Candela. Die Lampe blendet in etwa auf dem Niveau der PD35R und Klarus XT1A V2. Das Licht ist reinweiß und der Spill ausreichend. Eine super Lampe für den Alltag, als taktisch kann man sie aber nicht bezeichnen: Sie hat mehrere Leuchtstufen und Memory-Mode, aber nur einen Schalter und solange man nicht mehr als 3 Sekunden zwischen dem wiederholten Drücken des Heckschalters verstreichen lässt, wechselt sie in die nächste Leuchtstufe. Für Momentary-on also eher unbrauchbar, für Constant-on ist sie aber super. Kostet ca 30 EUR.

So groß ist die Lampe:
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Hier Hotspot und Spill auf 2m:
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Interessant ist der doch große Unterschied zur Fenix PD35R, immerhin sind Lumen und Candela bei beiden Lampen in etwa gleich (bei der PD35R jedoch ist es nur die zweithöchste Stufe, für die Acebeam ist hier Schluß), der Lampenkopf hat - glaube ich - auch dieselben Dimensionen. Daran sieht man, wie sich die reine Theorie in der Praxis schlägt.

Und so lässt sie sich tragen:
Bild

Mit AA-Batterien sinkt die Leistung auf - ich glaube - 500 lm, dann tritt die Blendwirkung jedenfalls nur ein, wenn's düster genug ist.

Außerdem piepst sie ganz leise mit AA-Batterien, aber nur auf einer bestimmten Leuchstufe (ich glaube, es war die höchste). Wer viel in der Nähe von anderen Menschen oder Tieren verbringt, sollte das bedenken. Aber für 30 EUR ist nicht viel verhaut. Oder war das die :o Klarus? Verdammt, ich weiß es nicht mehr. Wer sowas will, wird im Netz sicher dazu fündig.

Die niedrigste Stufe liefert 5 lm.


STROBE:
Madame musste die Lampen gegen mich richten und sich dabei schnell bewegen. Dauerlicht ist jedenfalls effektiver, wenn's rein um den Blendeffekt geht. Strobe hingegen nimmt die Tiefenwahrnehmung und sorgt auf diese Weise für eine geringfügige Desorientierung. Ich konnte nicht sagen, ob sie sich auf mich zu oder von mir weg bewegt. Auch konnte ich nicht einschätzen, ob sie einen Meter oder drei Meter von mir entfernt steht. Bei den Versuchen, nach dem Licht zu greifen, griff ich grundsätzlich daneben. Insgesamt fürchterlich, wenn auch für die Augen etwas weniger schlimm. Strobe ist definitiv kein Gimmick, rein zum Blenden aber neben Turbo nur zweite Wahl.


Conclusio:
Es gibt amS keinen Grund, nicht zur Fenix PD36R PRO zu greifen, wenn man bereit ist, die Größe in Kauf zu nehmen. Sie kann alles sehr gut, in den niedrigen Leuchtstufen liefert sie aber einen Grünstich. Laufzeit und Leistung sind von all den genannten Lampen am besten, das Handling ist mMn perfekt und sie ist dennoch verhältnismäßig schlank.

Spielt die Größe doch eine Rolle, dann ist die Fenix PD35R das geringfügig kleinere Ebenbild dazu und das auch noch ohne Grünstich. Dank der 10 lm im Eco-Mode ggf auch als Häusl-Lampe brauchbar.

Die Fenix TK05R ist etwas kürzer, hat aber einen dickeren Lampenkopf und für Defensivzwecke kommt sie aufgrund der extrem hohen Candela bei "bloß" 1.000 Lumen und der damit einhergehenden erforderlichen präzisen Ausrichtung erst an letzter Stelle. Als Mini-Thrower aber sehr gut, außerdem ist bereits die niedrigste Leuchtsufe recht üppig.

Die Klarus XT1A V2 ist kleiner, leichter und sitzt tiefer in der Tasche, als die zuvor genannten Lampen. Sie erlaubt eine ganz grobe Ausrichtung, um effektiv zu blenden, außerdem bietet sie instant High und Low. Sie ist meine erste Wahl für EDC, denn sie kann alles, wenn auch nichts perfekt und kostet außerdem nur ca 50 EUR. Für eine AA- oder 14500- betriebene Lampe ist sie allerdings sehr groß, was andererseits ein sehr gutes Handling erlaubt.

Die Acebeam Tac AA ist eine schicke EDC-Lampe, für die Taktiker allerdings kaum geeignet, notfalls aber immer noch wie Säure für die Augen. Sie ist die kleinste und günstigste der hier genannten Lampen. Sie wirkt hochwertig, die Leistung ist beeindruckend, das Format absolut EDC-tauglich. Als Häusl-Lampe aber zu klein.

Um hunderte Meter effektiv auszuleuchten, taugt keine der genannten Lampen. Egal, wie sie angepriesen wird. Nach 100 bis 150 Meter ist Schluss. Klar wird auch alles weit dahinter beleuchtet, allerdings kommt nur noch diffuses Licht an, die Kontraste sinken. Darum verhält es sich damit genau wie mit der "effektiven Reichweite" von Kaliber XY.

Die Clips innerhalb der Fenix-Serie sind grundsätzlich nicht durchtauschbar. Die PD36R PRO ist zu dick für die Clips der PD35R und TK05R. Die Clips der PD35R und TK05R sind zwar umsteckbar, aber TK05R und PD35R dürften sich doch eine Spur im Umfang unterscheiden. Darum entsteht da ordentlich Spannung. Den Clip nachher wieder loszubekommen, ist ohne Werkzeug nur schwer möglich. Außerdem stößt das Knie des Clips der TK05R leicht gegen den Tail der PD35R, also Kratzer-Gefahr und außerdem erhöht auch das die Spannung an der Spange. Ratsam ist das also nicht. Die Clips einzeln zu ergattern ist übrigens eine Mammutaufgabe, selbst Fenix in DE ist diesbezüglich machtlos.

Den Lampen von Nitecore bin ich bisher bewusst aus dem Weg gegangen, da der Formfaktor bei vergleichbarer Leistung schon üppiger ausfällt, die Heckschalter der Lampen mit Dual-Switch hinten zu weit raus stehen und regelmäßig ein Abstandsensor verbaut ist, der die Lampe automatisch runter regelt, sobald sich ein Objekt zu nahe davor befindet. Same bei manchen Olights. Kann da jemand etwas dazu sagen? Wie verhält sich das in der Praxis?

Wer seine Lampe vorstellen und nützliche Infos abseits des Datenblattes liefern möchte, bitte, gerne.
Zuletzt geändert von cas81 am 15. April 2025, 09:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: (Taktische) Taschenlampen in der Praxis

Beitrag von Old Dog »

@ cas81: Herzlichen Dank für den Bericht! :applaus: :applaus: :applaus:
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Re: (Taktische) Taschenlampen in der Praxis

Beitrag von cas81 »

Weiter geht's, diesmal mit dem großen Bruder der "kleinen" Klarus: Die Klarus XT2CR PRO.

Spoiler: Ich bin wohl an die Untergrenze der zur effektiven Blendwirkung benötigten Candela im Verhältnis zu den Lumen gestoßen, denn der Unterschied zur bloß halb so starken kleinen Klarus ist unverhältnismäßig gering. Aber von Anfang an, zuerst das Wichtige:

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Akku 18650 oder 2x CR123(A). Maximal 2.100 Lumen bei vergleichsweise geringen 14.400 Candela für angeblich 2 Minuten. Die Zeitangabe ist allerdings Unsinn, sie bricht etwa genauso schnell ein, wie alle anderen Lampen. Genau wie der kleine Bruder lässt sich alternativ Strobe oder Low auf die Wippe programmieren, während der große Heckschalter stets volle Power aktiviert. Kostet ca 75 EUR.

Interface:
Wie der kleine Bruder schaltet sie im Outdoor-Mode (=Low statt Strobe) durch erneutes Drücken der kleinen Wippe nach oben, dh von Low zu Medium zu High (zugl Turbo). Anders als beim kleinen Bruder verhält es sich ausgehend von der höchsten Leuchtstufe: Der kleine Bruder schaltet durch Betätigen der Wippe nämlich sofort auf Low und von dort nach oben, genau wie ausgehend von Low. Die große Klarus hingegen schaltet ausgehend von der höchsten Stufe nach unten. Das macht amS mehr Sinn und gefällt mir richtig gut.

Größe:
Die Lampe reiht sich in der Länge zwischen der Fenix PD35R und der Klarus XT1A ein, sie ist damit für eine mit einem 18350-Akku betriebene Lampe recht kurz und passt dadurch besser in die kleine Jeanstasche. Wenn die PD35R dafür also knapp zu lange wäre, dann besteht mit der Klarus eine Chance, der Clip befindet sich höhenmäßig nämlich an derselben Stelle wie bei der Fenix und lässt keinen Raum nach oben. Im Durchmesser liegt sie extrem nahe an der PD35R, die Tailcap ist nur minimal dicker, vielleicht 1mm. Die kleine Klarus ist natürlich merklich dezenter:

Bild

Gegenüber der PD36R PRO hingegen ist sie klein und schlank.

Blendwirkung:
Meine im ersten Posting geschilderte Erfahrung ist ja, dass zu viele Candela bei vergleichsweise geringen Lumen kontraproduktiv sein können, da die starke Bündelung des Lichts eine präzisere Ausrichtung in Richtung Augen erfordert (siehe Review zur Fenix TK05R). Diese Erkenntnis führte zur Vermutung, dass viele zusätzliche Lumen bei zumindest verhältnismäßig ansteigenden Candela stärker blenden müssen. Jetzt wird es interessant:

Im Vergleich zur kleinen Klarus liefert sie 110% zusätzliche Lumen, aber nur ca 75% mehr Candela und damit insgesamt mehr Streulicht. Ich kann leider keine Beamshots mit 1.000 Lumen zu Vergleichszwecken machen, da der nächst schwächere Modus nicht über 400 Lumen hinausgeht. Anhand der niedrigsten Einstellung sieht man es aber sehr deutlich: Die große Klarus produziert mit 10 Lumen zwar doppelt so viele Lumen wie die kleine Klarus, die Ausleuchtung reicht aber weniger weit, der Hotspot ist größer, diffuser und dunkler:

Kleine Klarus = XT1A V2 mit 5 Lumen:
Bild

Klarus XT2CR PRO mit 10 Lumen:
Bild

Unerwartet, dass die schwächste Leuchtstufe der kleineren Klarus brauchbarer ist. Das ist jedenfalls ein Nachteil der großen Klarus, denn bei so wenig Lumen zählt jeder zusätzlich beleuchtete Zentimeter.

Auf der höchsten Stufe strahlt die Lampe mit 2.100 Lumen. Ich glaube, mit der großen Klarus und ihren 14.400 Candela bin ich dafür aber an die Untergrenze der benötigten Candela gestoßen; Sie blendet nur wenig mehr als die kleine Klarus (1.000 Lm bei ca 8.000 Cd). Sie ist nmE auch ganz knapp hinter der Fenix PD35R (1.700 Lm bei ca 31.000 Cd) anzusiedeln... allerdings ausgehend von deren maximalem Dauerlicht, denn im Vergleich zum Strobe der PD35R blendet sie ebenbürtig (Die PD35R lasse ich aber nicht auf der höchsten Dauerlicht-Einstellung, ansonsten werden mit beiden Schaltern 1.700 Lm entfesselt).

Im Ergebnis bräuchte es wohl ein paar zerquetschte tausend Candela mehr, damit sich die große Klarus hinsichtlich Blendwirkung deutlich von den anderen Lampen abhebt. Was die große Klarus jedoch am besten kann: Die Lampe ist fast schon ein Flooder, dementsprechend setzt die Blendwirkung bereits aus einem größeren Winkel zu den Augen ein. Minimal größer als jener der kleinen Klarus und der ist schon besser als bei den anderen hier besprochenen Lampen. Dennoch, dies deutlich zu Lasten der Leuchtweite.

Alternativen:
Schwankt man zwischen der PD35R und der großen Klarus, dann sollte diese Entscheidung eher anhand des Interfaces getroffen werden. Außerdem:

Ein dicker Minuspunkt ist die aggressive Textur der Klarus. Sie weist quer verlaufende Rillen auf, während der Clip brutal fest darauf aufsitzt. Der Clip ist auch noch richtig steif und verleiht dadurch zwar stärksten Halt, allerdings lässt er sich deshalb auch kaum zum Einstecken wegbiegen. Es ist also eine Frage der Zeit, bis man den Saum der Hosentasche abwetzt. Die Fenix hingegen ist wesentlich schonender zum Stoff. Das ist sogar so heftig bei der großen Klarus, dass ich sie wohl nicht oft ausführen werde. Baldigst ruinierte Hose garantiert, wenn man die Lampe öfters verwendet -> Edit: Ein dünner Streifen Isolierband passt zwischen Clip und Lampenkörper, der löst das Problem weitestehend.

Bild


Conclusio:
Für mich bleibt der große Sieger die Fenix PD36R PRO, dicht gefolgt von (oder vielleicht sogar gleichauf mit) der PD35R. Die kleine Klarus XT1A ist als EDC für mich ohnehin konkurrenzlos und die Fenix TK05R ist sehr speziell, genau wie die Acebeam Tac AA. Was beide Klarus aber besser können, ist der direkte Zugriff auf High/Turbo und Low und das ist immerhin der Aspekt, der "taktisch" wohl am stärksten definiert. Allerdings ist die niedrigste Einstellung weniger brauchbar als beim kleinen Bruder und da ich meine Hosen gerne noch eine Weile behalten möchte, spricht auch das eher für die kleine Klarus XT1A als primäre EDC. Vielleicht versuch ich's noch mit einem Klebestreifen zwischen Clip und Lampenkörper... sofern ich einen dort hin bekomme, das ist nämlich so schon extrem eng -> Ja, passt, erfüllt den Zweck. Ich glaube aber, die große Klarus wird zu meiner Häusllampe, die 10 Lumen mit den geringen Candela wirken wie dafür geschaffen und nötigenfalls bin ich mit einem Klick bei immer noch angenehm verstreuten 100 Lumen. Ergo: Lampe für daheim. Die TK05R zum Spazieren oder Wandern, die PD36R PRO fürs Büro und den riesigen Keller, in dem ich ständig irgendwas suche, die PD35R als große EDC und die kleine Klarus als primäre EDC, die Acebeam Tac AA im Rucksack oder in der Messenger-Bag als Backup.

Jetzt brauch ich aber neue Gründe für weitere Lampen... Und die für die Waffen zählen nicht, da hab ich bereits Überschuss^^
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Re: (Taktische) Taschenlampen in der Praxis

Beitrag von Varminter »

@cas81: Danke dir! Das ist ein Top-Beitrag! :up:
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Nusskipferl
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Re: (Taktische) Taschenlampen in der Praxis

Beitrag von Nusskipferl »

Fast schon eine Doktorarbeit ! Bravo !
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cas81
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Re: (Taktische) Taschenlampen in der Praxis

Beitrag von cas81 »

De nada.

Aber wennst schon da bist, @ Varmi:

Dein die Fenix TK16 besitzender Freund vergrämt die unerwünschten, nächtlichen, tierischen Gäste damit? Wennst dich mal wieder mit ihm unterhältst und daran denkst, dann frag ihn bitte, wie gut oder schlecht das funktioniert und bei welchen Tieren. Wirklich nur Schweinderl und Rotwild? Wennst das Ergebnis dann hier oder in deinem Taschenlampen-Thread teilst, wär ich sehr dankbar.

Ich habs nämlich letztens beim Fuchsi vor meiner Eingangstür probiert, der hat daraufhin Sitz gemacht :rofl:
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