.32er CVA Squirrel Rifle - ein Erfahrungsbericht und Begleitschreiben...

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Kemira
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.32er CVA Squirrel Rifle - ein Erfahrungsbericht und Begleitschreiben...

Beitrag von Kemira »

Guten Morgen!

Eine kleine Geschichte über ".45er kann ja jeder..." :mrgreen:

Seit Jahren schon spukt bei mir im Schädel der Gedanke rum, für die 50m-Freigewehr-Diszi eine kleinkalibrige, leichte Büchse zu verwenden, die nicht viel Geld kostet und sparsam im Verbrauch von Pulver, Blei und Pflasterstoff ist.

Relativ schnell kristallisiert sich im Zuge der Recherche zu dem Thema ein Begriff heraus: "Squirrel Rifle". Leichte .32er Büchsen, die mit einem Mindestmaß an Pulver und Blei betrieben wurden, auf Pirschdistanzen sehr präzise und für kleines Wild wirksam genug waren.
Aus der Sicht des Waldläufers natürlich absolut nachvollziehbar. Pulver ist teuer, Blei auch, Blei ist noch dazu schwer mitzuschleppen (ein .32er Kugerl hat ca. 3 Gramm, ein .45er Kugerl ca. 9 Gramm).

Also hab ich mich vors Internet gesetzt und über die ganzen .32er Büchsen gelesen, was zu lesen war. Dabei tauchte immer wieder ein Name auf:

Connecticut Valley Arms.

Leider nur am Gebrauchtmarkt erhältlich, und auch da nicht allzu breit gesät. Also hab ich mich auf die Lauer gelegt...

In der Zwischenzeit hat ein Vereinskollege, der auf den gleichen Zug aufgesprungen ist, eine .32er Replik eines namhaften italienischen Herstellers erstanden. Seine Erfahrungen damit haben mich fast dazu gebracht, den Plan zu verwerfen, da er das Ding ums Verrecken nicht zum Schießen gebracht hat, so 15cm auf 50m war das höchste der Gefühle.

Vor einigen Wochen nun, ich war gerade auf einem Wanderwochenende mit meiner Frau, seh ich auf egun eine .32er CVA mit Diopter in - augenscheinlich - gutem Kompostierungszustand. Ein bescheidenes Sümmchen geboten, und am nächsten Morgen erfreut festgestellt: des Ding ghört mir, und noch vor Ablauf einer Woche hatte ich das Gerät in den Händen.

CVA.jpg

An sich tatsächlich brauchbarer Zustand; der Stecher gehört mal überholt, der Lauf gab leicht rötliche Patches her, und der Diopter wurde mit Hammer und Sichel ins Holz eingelassen. Aber nun ja, spasteln macht Baß. :whistle:

Was mich aber eher interessierte war die Schussleistung, und die ließ sich durchaus ermitteln.

Erster Versuch: 15 Grains FFFg, ein 0.35er Pflaster mit Spucke und eine .315er Rundkugel, auf 50m sitzend aufgelegt geschossen.

So wird des aber nix...
So wird des aber nix...
Nun ja, das berauscht nicht...


Zweiter Versuch: die Ladung auf 20grs FFFg erhöht, Rest gleich:

So könnte das was werden...
So könnte das was werden...

das sieht schon besser aus...

Ich muss dazu sagen, dass ich das Visier nicht verstellt hab und der Haltepunkt am unteren Scheibenrand im Bereich des 1er Rings war (auf das Teil gehört definitiv ein höheres Korn drauf...)
Die Seitenstreuung kann also durchaus Verkantungsfehlern durch den extremen Hochschuss geschuldet sein.

In den nächsten Tagen werde ich den Diopter lotrecht zum Lauf aufsetzen, ein anständiges Korn anbringen und das Ganze dann nochmal versuchen.

Was auffällt: der dünne Lauf wird relativ rasch zugesetzt; nach insgesamt 15 Schuss wars mit der Präzision Essich, die Treffer landeten irgendwo auf der Scheibe. Ist nicht schlimm - der Wettkampf dauert ja nur 13 Schuss lang... :mrgreen:

To be continued...
Zuletzt geändert von Kemira am 27. Juni 2022, 10:24, insgesamt 2-mal geändert.
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gunlove
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Re: .32er Squirrel Rifle - ein Erfahrungsbericht und Begleitschreiben...

Beitrag von gunlove »

Interessante kleine Geschichte die mir gefällt! :applaus:
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Kemira
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Re: .32er Squirrel Rifle - ein Erfahrungsbericht und Begleitschreiben...

Beitrag von Kemira »

Ein kleiner Zwischenstand - zur Hälfte wohl der Waffe selbst geschuldet, zur Hälfte ihrer Vorgeschichte.

Einer der Vorbesitzer hatte den Diopter mit Hammer und Meißel in den Kolbenhals eingelassen - so zumindest der Eindruck.
Ich bin kein Experte der Holzverarbeitung und habe daher nur ein Stück Hartholz relativ passgenau in die vorhandene Ausnehmung im Kolbenhals eingepasst und eingeleimt, nachdem ich diese Ausnehmung zuvor in eine halbwegs gleichmäßige Form gebracht habe.

Diopter.jpg

Der Ausbruch an der Fischhaut geht nicht auf meine Kappe, aber ich hab keinen Schimmer, was ich dagegen tun könnte... Kitt vielleicht? :|
Die Kreuzschrauben sind auch nicht der Weisheit letzter Knall, schon klar, aber für den Moment müssen sie genügen, bis ich schöne aus Messing finde... :whistle:

Jedenfalls sitzt der Diopter jetzt senkrecht.

Ein zweiter Mangel, dieser jedoch vermutlich tatsächlich der Waffe geschuldet, war der Stecher. Die Abzugsfeder, die den Abzug gegen den Stecher drückt, war aus viel zu weichem Federdraht, so dass der Stecher nicht gehalten hat.
Ich habe diesen Federdraht gegen frischen 1.2mm Federdraht ersetzt. Jetzt hält der Stecher wieder sicher und löst absolut akzeptabel aus.

Ein Korntunnel mit passenden Einsätzen ist im Zulauf, so dass hoffentlich bald ein aussagekräftiger Präzisionstest durchgeführt werden kann.
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Kemira
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Re: .32er Squirrel Rifle - ein Erfahrungsbericht und Begleitschreiben...

Beitrag von Kemira »

...the saga continues...

Nachdem der Verhau mit der Visierung behoben ward und der Diopter strack auf dem Sockel saß, lag letztens auch der passende Lyman Korntunnel mit austauschbaren Einsätzen in der Post.

Sieht schon besser aus:

Visierung_upgedatet.jpg

Bei allem Internet-Lobgesang über die ausgezeichnete Präzision der kleinkalibrigen Squirrel-Rifles blieb abzuwarten, ob die Realität der perforierten Pappe den Erwartungen gerecht wird... also habe ich mich mit Salems Pflastermilch, 20 Röhrchen mit 1.3ccm FFFg (entspricht 20grs), einer Dose voller 0.35x20mm-Pflaster und einigen .315er Rundkugeln, sowie einem selbstgestrickten Ladebesteck auf den Weg zum Stand begeben.
Geschossen wurde auf 50m vorne aufgelegt.

Vorweg: es hinterließ mich mit gemischten Gefühlen.

Aber erst mal die Pappe, dann das Gelaber:

SquirrelRifle_Test002.jpg

Mit den Löchern Nr. 1, 2 und 3 hab ich erst mal geschaut wo ich auf der Tafel bin, Visier grob eingestellt usw.

als die erste Kugel im oberen 8er Bereich durch die Scheibe gepfiffen ist, hab ichs gut sein lassen mit der Einstellung und hab 10 Schuss in Folge abgegeben.
Zwischenwischen uä hab ich sein lassen.

Ich hab die Reihenfolge der Treffer im 7er und 8er nicht nummeriert. Die 7-Schuss-Gruppe im 8er sieht im Grunde genauso aus wie ich mir das vorgestellt hätte. Keine Einwände, euer Gnaden, das passt mir so.

Zwischendurch sind 2 Kugeln leicht nach oben abgebogen. Warum das so ist - keinen Schimmer... vermutlich einfach ein Schützenfehler; mein Astigmatismus macht manchmal beim Schießen mit Ringkorn komische Sachen; aus dem Ring und dem Spiegel wird sowas ähnliches wie ne vermoderte Eierspeis. Nun ja. Damit kann ich leben.

Was mich aber ein wenig konsterniert zurückließ, war das Loch mit den drei Fragezeichen... ich habe keinen Schimmer warum die Pille dort eingeschlagen ist, wo sie eingeschlagen ist. Das heißt, einen zarten Verdacht habe ich schon, aber es bleibt nur ein Verdacht - ggf. war die Kugel nicht ganz auf der Ladung aufgesetzt; ich war beim Laden abgelenkt und hab nicht drauf geachtet, den Ladestock fallen zu lassen.

Was auch immer es war - es stört mich, auch wenn im Großen und Ganzen die Trefferleistung der kleinen Büchse auf den ersten Blick absolut zufriedenstellend erscheint - kein Vergleich zur italienischen .32er meines Vereinskollegen.

Als nächstes werde ich das Ganze mal mit rollierten .312er Ares Geschossen versuchen. Ich bin gespannt, ob sich der Eindruck nach irgend einer Seite verändern wird.


Fortsetzung folgt...

Kemira
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Kraeutersalz
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Re: .32er CVA Squirrel Rifle - ein Erfahrungsbericht und Begleitschreiben...

Beitrag von Kraeutersalz »

Sehr spannend - bitte unbedingt weiter berichten :)
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Kemira
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Re: .32er CVA Squirrel Rifle - ein Erfahrungsbericht und Begleitschreiben...

Beitrag von Kemira »

Guten Morgen!

Soooo, zurück aus der Zukunft... :chears:

Nach Ewigkeiten anderweitiger ballistischer Beschäftigung bin ich in den letzten Tagen situationsbedingt wieder dazu gekommen, die Squirrel Rifle weiter zu beüben, wenn auch unter Laborbedingungen nur rudimentär.
Vornweg - das Ding geht auch mit rollierten .312er Kugeln und 0.35er bis 0.40er Pflaster vergleichbar mit dem obigen Ergebnis, leider gibts von der Scheibe kein Foto...


Vergangenen Samstag durfte das Ding zum ersten mal unter Wettkampfbedingungen sprechen, auch wenns nur bei unserem "liabn, kloanan Büffelschiaßn" war. Also nix mit Auflage, nix mit wischen, nix mit Streichern. 5er Serien stehend frei 50m, und Gott mit uns. :mrgreen:

Was sich in der Vergangenheit bereits abgezeichnet hat und wieder deutlich wurde: das Ding braucht unbedingt einen Fouling Shot, der erste Schuss mit dem blanken Lauf weicht deutlich von den nachfolgenden ab.
Des Salems gute Pflastermilch hat sich als ausgesprochen wirksam erwiesen (zu finden im Pflasterthread in diesem Unterforum).
Damit wurden über den Tag verteilt 21 Schuss ohne Zwischenreinigung abgegeben, und der letzte traf noch genauso gut wie der zweite.

Unerklärliche Ausreißer konnten nicht mehr beobachtet werden; wenn sie da waren, gingen sie in der Schützenstreuung unter.
Obwohl die leichte Büchse ungewohnt an der Schulter lag (gegen die .54er Steinschloss spürst sie fast gar nicht), waren nach einer kurzen Eingewöhnungsphase 80% der Treffer innerhalb des 9er Rings; die, die sich verflogen haben, sind rückhaltlos auf meine Kappe zu nehmen.
Wie Paul Harrel immer zu sagen pflegt: "The flyer over there, this was just me, and yes, it is very annoying"... :mrgreen:

Allerdings habe ich, um Mist auszuschließen, besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass auch die letzten paar cm vor dem Pulversack durch konsistentes Fallenlassen des Ladestocks überwunden wurden (also keine Luftladung wie beim letzten Bericht vermutet auftrat).

Die heimatliche Reinigung geht mit einem der üblichen Vorderlader-Reinigungsfetzen aus Filz und dem .308er Putzstock innerhalb 5-10 Minuten vonstatten - Wasserkocher mit 1.5 Liter anwerfen, während das Ding aufkocht den Lauf rausnehmen - ein einziger Laufhaltekeil macht das bequemst möglich - und das Piston rausschrauben, Wasser mit Spüli in den Eimer, Lauf mit 2-3 halben Fetzen durchwaschen, trockenwischen, Ölfetzen durchziehen, Piston waschen, trocknen, ölen und mit etwas Kupfer- oder Keramikpaste fingerfest einsetzen. Schloss abwischen, Lauf wieder einsetzen, fertig.


So wie es aussieht werde ich für 50m bei der Ladung
  • 1.3cc FFFg, entspricht ca. 20grs (derzeit Zloty Stok, weil fliegt gleich gut wie Schweizer, kostet aber deutlich weniger)
  • 0.35mm Pflaster mit 20mm, in der Dose gewässert mit etwas von Salems guter Pflastermilch und
  • .315er Rundkugel von Gebu-Waffen (300er Packl um 24,- Euro)
bleiben.

Das Gewehr tut damit, was es soll, und bessere Ergebnisse krieg ich freihändig weder mit der .45er Perkussionshawken noch mit der .54er Great Plains Flintlock hin.


Was offen bleibt, ist die Frage, warum die .32er meines Vereinskollegen - eine aktuelle italienische Fertigung - ums Verrecken nicht zum Schießen zu bekommen ist.

Ich denke, über den Winter werden wir uns mal ausgiebig dieser Frage zuwenden... :chears:

Mit Pulver und Blei,
Kemira
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Varminter
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Re: .32er CVA Squirrel Rifle - ein Erfahrungsbericht und Begleitschreiben...

Beitrag von Varminter »

Gratulation zur jetzt schiessenden Sqirrel Rifle. :p1:
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