Perkussionsrevolver - vom Laden und so...
Verfasst: 23. Juni 2022, 10:17
Liebe Brüder und Schwestern im Geheiligten Schwarzen,
heute möchte ich kurz ein paar Worte über Perkussionsrevolver - genauer über die Laderei - verlieren. Die Dinger sind ja doch im Vergleich das, womit viele, wenn nicht die meisten Schützen, die moderne Waffen schießen, mit der Schwarzpulverei in Berührung kommen.
Die Gründe sind klar: "So a Navy-Colt wär schon cool, Plotz nimmta kaan weg und kosten tuata aa ned vül, und der Clint Eastwood hot aa an ghobt..."
Ja, cool sind die Dinger, und am Neu- sowie Gebrauchtwaffenmarkt gibts die unterschiedlichsten Ausführungen und Qualitäten von etlichen, zumeist italienischen Herstellern, von denen die meisten gar nicht mehr im Geschäft sind (deren Waffen aber trotzdem zum Spaß haben mehr als taugen).
Ich möchte an der Stelle nicht ins Detail gehen, welche Modelle und Konstruktionen welchen inwiefern überlegen sind und so weiter und so fort, einfach weil man damit rasch vom Hundertsten ins Tausendste kommt und auch ein gut Teil religiöse Überzeugung drinstecken kann.
Wir bleiben bei der Praxis.
Nun hat man also sein neues Prachtstück in den Händen. Was nun? Ganz klar:
Laden und fertigmachen Aber wie...?
Prinzipiell sollte man beim Perkussionsrevolver, gleich wie bei allen Perkussionswaffen, zuerst mal ein Zündhütchen pro benutzter Kammer ohne weitere Ladung abschlagen, um den Zündkanal von eventuellen Dingen, die da nicht hingehören, zu befreien.
Danach ist klar - Pulver rein, Kugel drauf, Zündhütchen setzen, und krawummsti!
Oder...?
Nun ja, kann man machen. Macht aber nur Lärm und verbleit den Lauf, und treffen wird man nicht besonders viel. Besser ist es, die Ladung mehrstufig aufzubauen.
Ein Exkurs zur Kugelgröße
Die Kugeln einers Perkussionsrevolvers sind, im Gegensatz zu Waffen, die mit Kugelpflaster geladen werden, immer übermaßig zu wählen, und zwar so, dass beim Laden ein dünner Bleiring vom Geschoss abgeschert wird und auf der Trommelfront liegenbleibt.
.44er Revolver vertragen üblicherweise .454er bis .457er Geschosse recht gut.
.36er Revolver nehmen gerne .375er bis .378er.
Falls vom Hersteller etwas anderes vorgesehen ist, kann man das in der Regel der Gebrauchsanleitung entnehmen.
Ladungsaufbau
Im Wesentlichen hats da 4 Arten des Ladungsaufbaus, wovon sich für unsere Zwecke 3 durchgesetzt haben:
1. Pulver und Blei.
Kann man machen, wird aber auf Dauer nicht befriedigen (aus den üblichen Gründen).
Daher lassen wir das hier mal beiseite.
2. Pulver, ein loses Zwischenmittel, die Kugel, und oben drauf Fett.
Die von vielen Schützen favorisierte Lademethode, weil auf den ersten Blick einfach und unaufwändig, was die verwendeten Materialien angeht.
Direkt auf das Pulver wird eine bestimmte Menge an losem Zwischenmittel, zumeist Grieß oder getrockneter Kaffeesatz, eingebracht. Darauf wird das Geschoss gesetzt, und darauf kommt dann per Spritze oder Spatel eine bestimmte Menge Fett.
Das Fett sollte relativ weich sein. Viele schwören auf Nivea, ich hab lange Zeit 80%ige Mayonnaise verwendet.
Ein potentielles Problem bei dieser Methode ist, dass das Fett von Kammer 2 bis 6 nach dem Schuss aus Kammer 1 in der Regel zum größten Teil davongeblasen wird. Die Pulverrückstände im Lauf bleiben nicht so weich, wie sie bleiben könnten.
Ich merks beim Lauf reinigen.
3. Pulver, ein festes Zwischenmittel, und oben drauf die Kugel.
Hierbei wird ein Stück gefetteter Filz oder gefettete dicke Pappe aufs Pulver geladen und direkt darauf die Kugel gesetzt.
Hab ich persönlich noch nicht probiert, sieht man aber in vielen Tutorials, wird also wohl ganz gut funktionieren.
4. Pulver, ein Pappscheibchen, ein mehr oder weniger dickes Grease Cookie, und oben drauf die Kugel.
Hierbei wird auf die Pulverladung ein kalibergroßes Pappscheibchen (Milchkarton geht gut, normale Pappe oder dickeres Papier geht auch gut) und ein kalibergroßes Grease Cookie gesetzt. Direkt darauf kommt das Geschoss.
Ich lade meine Revolver, obwohl in der heimatlichen Vorbereitung der Betriebsmittel arbeitsintensiver als Methode 2, aktuell nach dieser Methode.
Warum?
a) Grease Cookies und Pappscheiben sind relativ einfach in der benötigten Qualität und Stärke herzustellen (siehe Grease-Cookie-Thread), de facto braucht man nur ein passendes Henkellocheisen als Werkzeug (11.5mm hat sich für meine .44er als recht gut passend erwiesen, 9mm für meine .36er).
Leute mit Spieltrieb können aus einer .45er bzw. .38er Hülse eine Fettkeksstanze basteln (z.B.).
b) ich muss für 3 Wettkampfserien nur je eine (sehr) kleine Schraubdose mit Grease Cookies und eine kleine Schraubdose mit Pappscheibchen im Koffer haben und keine zusätzlichen Pulverröhrchen mit Grieß bzw. ein Grießpackl mit Schöpfmaß, keine Spritze mit Fett zum Zuschmieren, keine gefetteten Filze...
c) Filz ist in der gewünschten Dicke und Qualität nicht so einfach aufzutreiben wie man glaubt, und nachdem der ebenfalls ausgestanzt und gefettet werden muss, bietet er für mich keinen Vorteil im Handling ggü. Methode 4.
d) die Präzision ist ausgezeichnet, und der Lauf ist auch nach 3 Wettkampfserien zu je 13 Schuss einfachst zu reinigen, weil der Dreck weich bleibt.
Wie wird geladen?
Ganz einfach. Man kippt die abgemessene Pulverladung in die Kammer, darauf kommt je nach Methode das gewählte Zwischenmittel, dann wird mittels der Ladepresse der Waffe die Kugel gesetzt.
Man lädt immer eine Kammer fertig, dann erst die nächste.
Wichtig: Es ist ausreichend, wenn die Ladepresse die Kugel kompakt auf die Ladung geschoben hat. Weiteres Druckausüben ist nicht erforderlich.
Hat man alle gewünschten Kammern mittels seiner bevorzugten Lademethode geladen, dann (und erst dann!!) werden die Zündhütchen aufgesetzt.
Im Wesentlichen wars das.
Ich freu mich über eure Erfahrungen und Beiträge zu dem Thema!
Mit Pulver und Blei,
Kemira
heute möchte ich kurz ein paar Worte über Perkussionsrevolver - genauer über die Laderei - verlieren. Die Dinger sind ja doch im Vergleich das, womit viele, wenn nicht die meisten Schützen, die moderne Waffen schießen, mit der Schwarzpulverei in Berührung kommen.
Die Gründe sind klar: "So a Navy-Colt wär schon cool, Plotz nimmta kaan weg und kosten tuata aa ned vül, und der Clint Eastwood hot aa an ghobt..."
Ja, cool sind die Dinger, und am Neu- sowie Gebrauchtwaffenmarkt gibts die unterschiedlichsten Ausführungen und Qualitäten von etlichen, zumeist italienischen Herstellern, von denen die meisten gar nicht mehr im Geschäft sind (deren Waffen aber trotzdem zum Spaß haben mehr als taugen).
Ich möchte an der Stelle nicht ins Detail gehen, welche Modelle und Konstruktionen welchen inwiefern überlegen sind und so weiter und so fort, einfach weil man damit rasch vom Hundertsten ins Tausendste kommt und auch ein gut Teil religiöse Überzeugung drinstecken kann.
Wir bleiben bei der Praxis.
Nun hat man also sein neues Prachtstück in den Händen. Was nun? Ganz klar:
Laden und fertigmachen Aber wie...?
Prinzipiell sollte man beim Perkussionsrevolver, gleich wie bei allen Perkussionswaffen, zuerst mal ein Zündhütchen pro benutzter Kammer ohne weitere Ladung abschlagen, um den Zündkanal von eventuellen Dingen, die da nicht hingehören, zu befreien.
Danach ist klar - Pulver rein, Kugel drauf, Zündhütchen setzen, und krawummsti!
Oder...?
Nun ja, kann man machen. Macht aber nur Lärm und verbleit den Lauf, und treffen wird man nicht besonders viel. Besser ist es, die Ladung mehrstufig aufzubauen.
Ein Exkurs zur Kugelgröße
Die Kugeln einers Perkussionsrevolvers sind, im Gegensatz zu Waffen, die mit Kugelpflaster geladen werden, immer übermaßig zu wählen, und zwar so, dass beim Laden ein dünner Bleiring vom Geschoss abgeschert wird und auf der Trommelfront liegenbleibt.
.44er Revolver vertragen üblicherweise .454er bis .457er Geschosse recht gut.
.36er Revolver nehmen gerne .375er bis .378er.
Falls vom Hersteller etwas anderes vorgesehen ist, kann man das in der Regel der Gebrauchsanleitung entnehmen.
Ladungsaufbau
Im Wesentlichen hats da 4 Arten des Ladungsaufbaus, wovon sich für unsere Zwecke 3 durchgesetzt haben:
1. Pulver und Blei.
Kann man machen, wird aber auf Dauer nicht befriedigen (aus den üblichen Gründen).
Daher lassen wir das hier mal beiseite.
2. Pulver, ein loses Zwischenmittel, die Kugel, und oben drauf Fett.
Die von vielen Schützen favorisierte Lademethode, weil auf den ersten Blick einfach und unaufwändig, was die verwendeten Materialien angeht.
Direkt auf das Pulver wird eine bestimmte Menge an losem Zwischenmittel, zumeist Grieß oder getrockneter Kaffeesatz, eingebracht. Darauf wird das Geschoss gesetzt, und darauf kommt dann per Spritze oder Spatel eine bestimmte Menge Fett.
Das Fett sollte relativ weich sein. Viele schwören auf Nivea, ich hab lange Zeit 80%ige Mayonnaise verwendet.
Ein potentielles Problem bei dieser Methode ist, dass das Fett von Kammer 2 bis 6 nach dem Schuss aus Kammer 1 in der Regel zum größten Teil davongeblasen wird. Die Pulverrückstände im Lauf bleiben nicht so weich, wie sie bleiben könnten.
Ich merks beim Lauf reinigen.
3. Pulver, ein festes Zwischenmittel, und oben drauf die Kugel.
Hierbei wird ein Stück gefetteter Filz oder gefettete dicke Pappe aufs Pulver geladen und direkt darauf die Kugel gesetzt.
Hab ich persönlich noch nicht probiert, sieht man aber in vielen Tutorials, wird also wohl ganz gut funktionieren.
4. Pulver, ein Pappscheibchen, ein mehr oder weniger dickes Grease Cookie, und oben drauf die Kugel.
Hierbei wird auf die Pulverladung ein kalibergroßes Pappscheibchen (Milchkarton geht gut, normale Pappe oder dickeres Papier geht auch gut) und ein kalibergroßes Grease Cookie gesetzt. Direkt darauf kommt das Geschoss.
Ich lade meine Revolver, obwohl in der heimatlichen Vorbereitung der Betriebsmittel arbeitsintensiver als Methode 2, aktuell nach dieser Methode.
Warum?
a) Grease Cookies und Pappscheiben sind relativ einfach in der benötigten Qualität und Stärke herzustellen (siehe Grease-Cookie-Thread), de facto braucht man nur ein passendes Henkellocheisen als Werkzeug (11.5mm hat sich für meine .44er als recht gut passend erwiesen, 9mm für meine .36er).
Leute mit Spieltrieb können aus einer .45er bzw. .38er Hülse eine Fettkeksstanze basteln (z.B.).
b) ich muss für 3 Wettkampfserien nur je eine (sehr) kleine Schraubdose mit Grease Cookies und eine kleine Schraubdose mit Pappscheibchen im Koffer haben und keine zusätzlichen Pulverröhrchen mit Grieß bzw. ein Grießpackl mit Schöpfmaß, keine Spritze mit Fett zum Zuschmieren, keine gefetteten Filze...
c) Filz ist in der gewünschten Dicke und Qualität nicht so einfach aufzutreiben wie man glaubt, und nachdem der ebenfalls ausgestanzt und gefettet werden muss, bietet er für mich keinen Vorteil im Handling ggü. Methode 4.
d) die Präzision ist ausgezeichnet, und der Lauf ist auch nach 3 Wettkampfserien zu je 13 Schuss einfachst zu reinigen, weil der Dreck weich bleibt.
Wie wird geladen?
Ganz einfach. Man kippt die abgemessene Pulverladung in die Kammer, darauf kommt je nach Methode das gewählte Zwischenmittel, dann wird mittels der Ladepresse der Waffe die Kugel gesetzt.
Man lädt immer eine Kammer fertig, dann erst die nächste.
Wichtig: Es ist ausreichend, wenn die Ladepresse die Kugel kompakt auf die Ladung geschoben hat. Weiteres Druckausüben ist nicht erforderlich.
Hat man alle gewünschten Kammern mittels seiner bevorzugten Lademethode geladen, dann (und erst dann!!) werden die Zündhütchen aufgesetzt.
Im Wesentlichen wars das.
Ich freu mich über eure Erfahrungen und Beiträge zu dem Thema!
Mit Pulver und Blei,
Kemira