Halloween - Hello Wien!
Es ist wieder so weit, Halloween steht vor der Tür. Genau wie jedes Jahr ein Graus für den Protagonisten dieser Geschichte; Herr Wintschesta. Unser lieber Herr Wintschesta ist ein Mann fortgeschrittenen Alters, Wiener durch und durch: dauergrantig, angfressen, unfreundlich, aber gerecht. So hat er auch der Hebamme, welche ihn trotz seiner bereits damals stark ausgeprägten Unlust zu allem in die Welt gezogen und ihm anschließend den obligatorischen Klaps auf den Popo gegeben hat, als unmittelbare Antwort darauf hämisch in die Hand geschissen. So soll es sein, so mag er es, unser liebes Wiener-Original. Und weil den Herrn Wintschesta als Wiener-Original grundsätzlich alle Menschen, einschließlich anderer Wiener-Originale, anzipfen, hat er sich zur Pensionierung ein kleines Häuschen am Rande des Speckgürtels gegönnt, welches halb-abgeschieden in einer nur schwach bebauten Gegend liegt. Endlich Ruhe, endlich Frieden. Nicht falsch verstehen, unser Herr Wintschesta ist kein Menschenfeind, wie er auch immer wieder erklärend und augenrollend zum Besten gibt: „I hob eh nix gegen die Menschheit. Oba die Leit…“. Ein paar Tage im Jahr gehen sie ihm aber besonders auf die Nerven und dazu gehört Halloween. „Süßes oder Saures!“ schreiens, die verzogenen Gören. „Na Saures!“ entgegnet unser lieber Herr Wintschesta. Leider lachens dann erst recht, die Insta- Schratzen. Auweh… Außerdem hat er als Waffenbesitzer einen pragmatischen Zugang zum Leben: Was er nicht sieht oder kennt, das gibt’s auch nicht und wozu soll er seine Zeit mit irgendeinem fiktiven Festl vergeuden, das ned mal was offenkundig Positives zum Thema hat?! So a Schaß!
Aber nun genug um den heißen Brei geschrieben, los geht’s:
Also irgendwo am Rande des Speckgürtels, wir schreiben den 31. 10. 2020, es wird schon finster. Bald geht der alljährliche Irrsinn wieder los. Seufz. Was unser Herr Wintschesta aber nicht weiß: dieses Jahr wird alles anders kommen. 2020 ist nämlich ein besonderes Jahr. Denn auf dem Zenit der vollendeten Verblödung der nunmehr mit oder ohne Masken für oder gegen alles oder nichts demonstrierenden Menschheit, zwischen Corona-Party und Aluhut, sich auf die Meinungsfreiheit berufenden Shitpostern und anderen schwachsinnigen Twitteranten, Klimajüngern und -verweigerern, sowie ideologischer Doktrin in Form von Master-Titeln für „Irgendwas mit Medien“, da ist soeben das letzte Siegel zum Höllentor gefallen. Liebe Dämonen und andere Gestalten der Finsternis: Endlich frei, welcome! Und da die Höllenwesen auch ein Ego haben, wollen sie natürlich nicht bloß zurück auf die Erdoberfläche, sondern einen standesgemäßen Auftritt. Welcher Tag eignet sich dazu besser als Halloween?! Ok, vielleicht eine Fahrt in der Wiener U6 an einem beliebigen Tag, detto ein durch Handyvideo und tragbarer Powerstation dokumentierter Mitmarsch bei FFF, sowas halt. Aber dieses Grauen ist so alltäglich geworden, dass es längst an Bedeutung verloren hat. Und welcher Ort wäre besser geeignet als Wien mitsamt Umland? Die Geburtsstäte der Egalität, wo erst mal eine Zeit lang deppert geschaut wird, danach geschimpft und erst in letzter Instanz ein Handeln von der Regierung verlangt wird… aber auch nur dann, wenn die Gratiszeitung darüber berichtet. Perfekter Ort, perfekte Zeit. Leider für den Herrn Wintschesta mündet die Treppe von und zu der Hölle genau in seiner Straße. Tja…
Es ist so weit, die Nacht breitet sich aus. Der Mondschein erhellt diffus die nebelige Düsterkeit, die vereinzelten Straßenlaternen flackern zwischen den Mottenscharen hin und wieder durch. Unser Herr Wintschesta sieht argwöhnisch aus dem Fenster und wartet schon auf die ersten unverschämten Bälger, die er entsprechend seinem Vorsatz endlich einmal erfolgreich und dauerhaft vertreiben möchte; Zu diesem Zweck hat er sich ein täuschend echt aussehendes Freddy Kruger- Kostüm besorgt, weil der Freddy zieht immer! Ha, endlich wird der Herr Wintschesta auch mal Spaß an Halloween haben!
Hehe, da draußen raschelts schon im Gebüsch. Gleich ist es soweit. Gleich. Aber wirklich.
…
Hm. Komisch. Es tut sich nichts. Das Rascheln ist weg, alles sieht aus wie zuvor. Keine Kinder. Keine Autos. Keine Menschen. Ok, eh leiwand eigentlich. Aber trotzdem seltsam.
*BUMM!*
Auf einmal machts einen Poscher gegen seine Einganstüre, den Herrn Wintschesta hauts vor Schreck von den Socken. Nachdem er sich wieder aufgerappelt und sich sein Puls wieder auf chronisch grantige 110 gesenkt hat, sprintet er sogleich zur Türe, um diese krachverursachenden und respektlosen Laissez Faire- Produkte der Bobo-Helikopterelternschaft gehörig abzuwatschen:
„Ihr vermaledeiten…“ beginnt er wutentbrannt in seinem Freddy-Kostüm zu schreien, während er die Tür aufreißt. Doch da steht niemand. Seltsam, so schnell können die doch gar nicht rennen, wo sind die nur hin? Zum Verstecken gibt’s auch nichts in seinem Vorgarten. Ein großer Stein oder sowas liegt auch nicht vor der Türe, den sie vielleicht dagegen geworfen haben könnten. Komisch.
Plötzlich ertönt vom Nachbarsgrundstück ein lauter Schrei, der sogleich wieder erstillt, gefolgt von grauslichen, schmatzenden Lauten. Das muss er sich ansehen. Hat wahrscheinlich die Nachbarstöle vom Steininger Hans den anderen Nachbarn, den bladen Toni, wieder bissn. Na gut, schau ma mal, ab durch die Hecke.
Aber der pragmatische Herr Wintschesta traut seinen Augen nicht, das sieht nämlich verdammt echt aus:
Da liegt sein Nachbar, der blade Toni, regungslos in der Einfahrt auf der Erd und über ihn gebeugt ein Mensch… ein Mensch?… der is schon ziemlich grindig, sogar wenns a Wiener wär… also eher ein… Untoter?..., der sich gierig an seinen Gedärmen labt. Na, des kann ned sein… aber solche Kostüme und Spezialeffekte gibt’s ned mal in Hollywood… ach du scheiße. Aber immer mit der Ruhe… unser Herr Wintschesta ist immerhin ein Wiener Original, also ist es ihm vorerst mal wurscht. Bevor er also in Panik verfällt, muss der Verdacht verifiziert werden:
Der Herr Wintschesta lässt aufmerksam und aufgeschlossen seinen Blick in der Gegend schweifen und steht nun erst recht kurz vorm Herzkasperl:
Ein Werwolf, der heulend gegen ein Auto pischt. Die Nachbarstöle macht es ihm gleich und hat scheinbar einen neuen besten Freund gefunden.
Ein weiterer Zombie, der vom Nägelkauen zum Fingerkauen übergegangen ist.
Eine Vampir, der scheinbar geduldig vor der Türe des Herrn Wintschesta auf seine Einladung wartet.
Etwa dreihundert Meter weiter vorne erkennt der Herr Wintschesta ein gigantisches Loch im Boden, aus welchem Asche und Flammen sprühen… und damit ist kein Vulkan gemeint; Es ist das Tor zur Hölle, das erkennt sogar ein Blinder ohne Aluhut.
Ach du Scheiße. Das ist echt! Was nun, was tun?!?
Als pragmatischer Grantler denkt er natürlich sofort daran, sich zu verkriechen und zu schützen, während er leise vor sich hin schimpft. Ergo muss er in seinen Keller. Da hat er Wasser, Konservendosen, ein Funkgerät, seine kleine Heimwerkstatt inklusive Leatherman und seinen Waffenschrank stehen. Da erinnert sich der Herr Wintschesta an die nie enden wollenden Diskussionen mit seinen ehemaligen Vereinsjüngern und Stammtischplauderern: „Stell dir die Waffen doch nicht in Keller, lieber ins Schlafzimmer im zweiten Stock, habens gsagt. Die bösen Buben kommen nachts während du schläfst, habens gsagt. Rutsch ma´n Buckl owe, hab ich ma dacht“. Gottseidank ist er ein Einzelgänger und hat weder Frau, noch Kinder, noch Haustier, noch Freunde. So muss er sich wenigstens nicht um die auch noch kümmern. Aber wie bewerkstelligt er das, wie kommt er an diesen Ungetümen vorbei?
Na zum Glück hat er sein Freddy-Kostüm an, vielleicht erkennen sie ihn ja gar nicht. Falls doch, dann wird halt gerannt oder gekämpft, Chuck Norris-Filme hat der Herr Wintschesta eh alle gesehen, da hat er sich was abgeschaut, außerdem hält er sich für einen richtigen Mann und nicht nur für so ein domestiziertes Männchen der Gendergeneration. Los geht´s:
Tango One: Untoter, der den bladen Toni frisst.
Unauffällig muss er sich verhalten, bloß keine Nervosität zeigen: Auf Jimmy-Lässig dreht sich der Herr Wintschesta wie Fred Astaire schwungvoll auf einem Fuß in die andere Richtung und hofft, dass der Zombie noch immer berauscht vom scheinbar köstlich-süßen Geschmack seines stark übergewichtigen Diabetikernachbarn ist und bleibt. Leider ist der Herr Wintschesta kein Talent, beim Elmayer hat er gerade mal Bronze geschafft, bzw schaffen müssen, denn so wollte es die damalige Freundin. Und schon liegt er auf der Erd. Genau wie sein Nachbar. „So, das wars jetzt“ denkt sich der Herr Wintschesta und wartet auf den Biss zum Abendbrot. Aber es passiert nix. Scheinbar ist der Untote kein Urasser und in seine Mahlzeit vertieft. So ein Glück.
Tango Two: der zweite Untote, der sich seine eigenen Finger schmecken lässt.
Aber der hat den Fall des Herrn Wintschesta aus dem Augenwinkel gesehen und ist kein Freund von Recycling, also stürmt er auf den Herrn Wintschesta zu. „Ok, jetzt aber wirklich, das wars“ schließt unser Herr Wintschesta mit seinem Leben nun endgültig ab. Und da ist er schon, der grindige Zombie, sieht den Freddy – und nicht den Herrn Wintschesta! – am Boden liegen, erschrickt, bekommt einen Herzkasperl – schon wieder! – und stirbt – schon wieder! Der Herr Wintschesta kann sein Glück nicht fassen und gedoped von der Euphorie des Überlebens schafft er es sogar wieder auf zurück seine Füße.
Tango Three: Vampir.
Langsam nähert sich der Herr Wintschesta seiner Haustüre, die von dem blutverschmierten aber hartnäckigen Grindpatzen verstellt wird. Wie ein Zeuge Jehovas, der gibt nicht auf: „Hallo?! Gengans, i hab a Reifenpanne und mei Handy daheim vergessen. Darf i kurz mal telefonieren? Hallo, ist da jemand?“. Ok, revidiere, er könnt auch von Licht ins Dunkel kommen.
Der Herr Wintschesta kann gar nicht glauben, dass irgendjemand wirklich so dämlich sein könnte, so einen hereinzulassen. Nicht mal die hilfsbereiten, ewig-guten Helikoptereltern und ihre degenerierte Brut wär so deppert. Also muss der Vampir der Depperte sein. Hehe, gut für den Herrn Wintschesta.
„Seavas… darf ich mal?!“… grüßt der Freddy, aka Herr Wintschesta, der zufällig mit Vornamen wirklich Freddy heißt, den schirchen Vampir und spaziert einfach an ihm vorbei. Außer einem „He Freddy, ser´s, wie hammas, bist wieder über der Pizza eingschlafn, hm? Hahaha!“ kommt nix zurück von dem billigen Twilight-Abklatsch. Volltrottel, hehe.
So, daham is daham und daham is´s am schenstn! Husch in den Keller, aber schnell!
Leichter gesagt als getan, denn plötzlich fliegen dem Herrn Wintschesta alle möglichen und unmöglich Gegenstände um die Ohren. Vom Kleiderständer, über Küchengeschirr, Fernseher, die alte VHS-Pornosammlung, das glückliche Fotoalbum von seiner Hochzeit, das noch glücklichere Fotoalbum von der Scheidungsparty (nämlich von der, die ihn damals zum Elmayer geschleppt hat), bis zum Bierflaschl, Sessel, Servietten, Pokale vom ehemaligen Stammtisch-Schützenverein, usw, alles ist dabei. Und woher kommt das alles? „Na eh klar…“ denkt sich unser Herr Wintschesta „…ein Rauschkind von Poltergeist pünktlich zum Auftakt“. Gut, ok, der Herr Wintschesta schafft das, also nimmt er seine Füße in die Hand, sprintet durch diese Wand an fliegendem Hausrat und purzelt letztendlich erfolgreich die Kellertreppe herunter.
Geschafft!
Wirklich?
Oje…
Eigentlich hätt er mit sowas rechnen müssen, denkt sich der Herr Wintschesta; Ein Haufen Heinzelmännchen und andere Kobolde versuchen den Waffenschrank wegzuschleppen und umzingeln diesen.
„Ha!“… denkt sich der Herr Wintschesta „Den Tresor musst nicht verankern, habens gsagt. Vorauseilender Gehorsam, habens gsagt. Kauf da an billigen Blechspind, hams gsagt. Geht’s scheissn, hab i ma dacht!“ und schon liegt ein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen. Allerdings hält dieses Lächeln nicht lange an, denn der Herr Wintschesta wird nun ein bisserl wütend. Weil seine Heiligtümer, seine Waffen!, greift verdammt noch mal niemand an! NIEMAND! Jetzt reichts!
Frei von Angst und voller Zorn sprintet er auf die Package zu und tritt sie quer durch den Raum. Die sind wie die Ameisen; Überall, klein, fleißig, aber halt die meisten von ihnen gesammelt auf einem Haufen. Also steigt er einmal ordentlich ins Nest und ruiniert sich seine schönen, neuen Waldviertler mit grindig-grünem Schleim, dem Blut der Vandalen. Wäh, widerlich! Aber wurscht, ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss! „Na, Gsindl, wie is des, ha?! Ha!!!?!!“ stampft er wie das Rumpelstielzchen auf Amphetamin so lange wild herum, bis die übrigen Gfrieser sich auf die Flucht begeben. Und endlich, hinter einer Wand aus grünem Schlatz, da steht sein Waffenschrank und wartet geduldig auf seinen Herrn. Kurz hält der Herr Wintschesta inne; Nicht, dass der Waffenschrank irgendwie besessen ist oder so. Na, nix, super, nach ein paar mal schleimbedingtem Abrutschen ist der Schrank offen:
„Sooo… hmmm… was nehma denn….“ Denkt sich der Herr Wintschesta. „Vielleicht die Glock? Naaa, mit den schlatzigen Händen und der mittelmäßigen Textur hupft des Ding sicher aus der Hand oder klemmt wegen dem Limbo Wrestling oder wie das heißt. Vielleicht den 1911er? Naaa… der rennt nur mit selbergestopften Softieladungen richtig und außerdem reicht a kleiner grüner Spritzer und schon rennt er gar nimmer. Ah… da… Revoiva! Jawoll, der 8-schüssige 929 wird’s, haha! Und zum Umhängen… ah, sehr gut, mei Halbauto- KK-Plempe mit am Haufen Magazinen und a paar hundert Schuss, wiegt eh fast nix.“
Jetzt, da die Ausrüstung feststeht, muss er nur noch ein paar Modifikationen vornehmen:
So ein Liter gutes, altes Bona-Pflanzenöl ist schnell mit ein paar Knoblauchzechn und Salz vermischt. A bissl Silber ist schnell eingeschmolzen. Die Spitzerl von den Patronen sind noch schneller in das eine oder andere eingetunkt und besonders das Silber freut sich über die Hohlspitze seiner Projektile. „Geh bitte, wozu brauchst so Rambomunition, habens gsagt. Wennst damit auf wen schießt landest sofort im Häfen, habens gsagt. Weil i kenn an Anwalt, habens gsagt. Spring endlich ausm Fenster, hab i ma dacht“. Das Brecetterl aus der Nachtschicht-Zeit mit dem Kreuzerl dran ist auch schnell umgehängt. Und das Macheterl erledigt den Rest. Leider kratzt das Höllengesindel schon an seiner Haustüre, an den Wänden und sogar unter Erde am Fundament. Shit, nix mit verschanzen, er muss da raus. Schnell noch den kleinen Rucksack mit dem Allernötigsten geschnappt, good to go, ready to rumble. Und wieder muss der Herr Wintschesta kurz lächeln; „Geh bitte, Bug Out- Tasche, so a Bledsinn, habens gsagt. Aluhut habens gsagt. I will survive, hab i ma dacht“. Tja.
Schweren Schrittes stampft der Herr Wintschesta die Kellertreppe wieder hoch und verschafft sich einen Überblick über die Lage:
Unfassbar. Der Werwolf muss a Blase wie a Heißluftballon haben, der brunzt jetzt schon in die Schornsteine. Gottseidank hat der Herr Wintschesta nix übrig für Wärme, weder psychisch, noch physisch, also braucht er keinen Kamin. Hehe.
Der Vampir hat mittlerweile die Türklingel entdeckt und läutet terror.
Den fingerkauenden Zombie kann er grad ned sehen, aber es is nur a Frage der Zeit, bis der wieder aufsteht; weil hinner als hin geht ned und hin war er schon vor dem großen Schreck.
Und der elendige Poltergeist hat noch immer ned die Tür gefunden. Letztgenannter könnt a Problem werden, da muss der Herr Wintschesta jetzt wirklich schnell sein.
Rock´n Roll:
„He, Wappler!“ schreit der Herr Wintschesta in die Richtung des Poltergeistes. Der fängt natürlich sofort an mit allen möglichen und unmöglichen Dingen nach ihm zu werfen. Das müssts euch jetzt vorstellen wie im Film, aber in Zeitlupe: Der Herr Wintschesta sprintet los und die Gegenstände schlagen immer direkt hinter ihm ein. Hinter ihm liegt eine Strecke der Verwüstung, Löcher in der Wand und a brennender Vorhang, weil der depperte Poltergeist scheinbar a enttäuschte Romantikerin is, die a Kerzerl gefunden hat. Auweh. Der Herr Wintschesta zückt den Revolver und pumpt den Poltergeist inzwischen mit Knofe und Salz voll, worauf der natürlich geschwächt und etwas langsamer agiert. Und da ist sie schon, die Türe. „Kauf dir a Sicherheitstür, hams gsagt. Mach a Sicherheitsschloss dran, habens gsagt. Geht’s in Oasch, hab i ma dacht“ spuken die Erinnerungen in seinem Kopf umher und lösen erneut ein wohliges Gefühl rechthaberischer Freude aus. Und nun springt der Herr Wintschesta mit einem Satz nach vorne gegen die Tür, die natürlich augenblicklich unter seiner Pensionistengewalt nachgibt. Da fetzt er also durch die Türe und im Flug noch schnappt sich unser Herr Wintschesta ein herausgebrochenes Stück Holz und rammt es dem Vampir in die Brust, der sogleich zu einem Häufchen Staub zerfällt. „Ja, da ist jemand!“ antwortet der Herr Wintschesta dem Vampier nun doch noch.
Tango Three: Down.
Jetzt steht er also draußen, dem Feind exponiert. Der eisige Wind pfeift und nimmt dabei eine Melodie an, die den Herrn Wintschesta an das Lied vom Tod erinnert. Aber heute wird der Tod sicher nicht seine Hand schütteln, der kann ihm bestenfalls was Anderes schütteln, dafür wird er sorgen. Also, wo san die Gfraster…
Ah, da ist er ja, der schon wieder wiederauferstandene Fingerkauer, der mittlerweile an seinem Unterarm knabbert. Scheinbar teilen die Untoten nicht gerne, am bladen Toni wär ja eigentlich genug für a ganzes Rudel dran. Die KK-Plempe in der Hand, scream - aim - fire: Headshot, Game Over für den dummen Zombie. Hehe.
Tango Two: Down.
Doch der Herr Wintschesta ist kein Jäger, aber gesetzestreu, also hat er keinen Schalldämpfer. Der Schuss zieht natürlich die Aufmerksamkeit des Werwolfes auf sich, der sich nun in einem Dilemma befindet: Abzwicken und Fressen? Oder Ignorieren und weitermachen? Als hundeartiges Wesen aber kann er seinem Instinkt nicht widerstehen, Fressen geht vor. Außerdem: markieren kann er theoretisch auch währenddessen. Also hüpft er mit einem Satz vom Dach und bewegt sich knurrend auf den Herrn Wintschesta zu. Unser Herr Wintschesta ist allerdings vorbereitet und zückt seinen Revoiva: Eine Silverbullet genügt schon, auch wenn sie den Werwolf bloß streift, der sogleich die Flucht ergreift und sich rettend in einen der bereits markierten Schornsteine wirft. Blöd für die alte Frau, die in dem Haus wohnt, denn so wird das Märchen vom Rotkäppchen nun doch irgendwie zur Realität.
Von dem ganzen Geknalle fühlt sich jetzt auch der Untote gestört, der sich am bladen Toni labt. Fauchend stürzt er ungeschickt auf den Herrn Wintschesta zu, der wieder seine KK-Plempe sprechen lässt. Headshot again, Tango one: Down. „Kauf dir kein KK-Gwehr, hams gsagt. Des is unverlässlich, hams gsagt. Und erst recht keinen Halbautomaten, der kost nur an Platz, hams gsagt. Alles unter 308 is für Mädchen, hams gsagt. Geht’s beulle, hab i ma dacht“ erinnert sich der Herr Wintschesta in keinster Weise nostalgisch, aber trotzdem irgendwie glücklich.
So, wieder Ruhe im Gebiet. Nur das Knistern seines mittlerweile lichterloh in Flammen stehenden Hauses und die Schreie der Oma aus der Werwolfsbude sind noch zu hören. Das reicht fürs erste. Das Haus kann er nicht mehr retten und die Oma… ah, ist eh schon still. Und nun? Jetzt steht er da, der Herr Wintschesta. Irgendwo muss er hin, er hat ja kein Dach mehr überm Kopf und wer weiß, was sich in den anderen Häusern sonst noch so tummelt. Also fällt ihm die einzig vertretbare Lösung ein: Seine Ex. In Wien. Uff. Und ned nur irgendein Wien, sondern auch noch Favoriten. Na bumm. Jetzt ist es der Herr Wintschesta, der sich in einem Dilemma befindet: Irgendwo ein Baumhaus bauen, letztendlich draufgehen, lebendig gefressen werden, vielleicht sogar selbst zum Untoten werden? Oder zur Ex? Die mit dem Bronze-Kurs beim Elmayer, weil der Grundkurs die verwöhnte Madame nicht zufriedengestellt hat. Hmpf. Aber unser Herr Wintschesta ist kein Tachinierer, also muss er irgendetwas machen, er braucht ein Ziel vor Augen, das kommt vom Pensionistenstress. Außerdem haben die Gfraster sein Haus ruiniert, des schreit nach Rache, weil der Herr Wintschesta ist Skorpion. Also wirklich Favoriten. „Kauf dir ein Elektro-Auto, habens gsagt. Für kurze Strecken kommt dich des viel billiger, habens gsagt“ erinnert sich der Herr Wintchesta… diesmal aber grantig. Weil das kleine Hupferl hat er erst vor circa zwei Stunden angesteckt, kurz bevor der Wahnsinn hier ausgebrochen ist. „Das hat man davon, wenn man einmal auf jemanden hört“ erkennt der Herr Wintschesta nun ein für alle mal. Aber ein paar Kilometer wird ers schon schaffen, denkt er sich. Und so tragen ihn seine neuen, mittlerweile nicht mehr so schönen Waldviertler ab Kilometer 10 zurück zu den Wiener-Idioten, denen er dachte, endgültig entkommen zu sein.
Hello Wien!
…
Wien, der 31.10.2020, um circa 23:00. Die Ex vom Herrn Wintschesta, Jaqueline Beutelbauer. Damals: Anfang 20, eine Haut wie ein Pfirsich, Haare wie Julia Roberts, Beine wie Nadja Auermann, Augen wie Angelina Jolie, Lippen wie die Monroe, eine Oberweite wie Lara Croft, ein Lächeln wie die Nanny und ein Hinterteil zum Anbeißen. Heute: Mitte fünfzig, eine Haut wie verbranntes Leder, Haare wie die Jazz Gitty, ein Körper wie die Venus von Willendorf, brutale Stampfer in Leggings und darunter seit drei Tagen der gleiche Tigerstripe-String, die Oberweite wurde zur Unterweite, Augen wie der Krampus und ein Lächeln wie der Sandler von der Kettenbrückengasse dritte Mülltonne von links. Aber jede Medaille hat auch eine Kehrseite: Ihre Lippen können dank der Vorliebe für Knoblauchchips jeden Vampir abwehren und jeden Sterblichen sowieso. Ihr Mundwerk macht sogar den Zombies Angst und ihr Damenbart lässt jeden Werwolf in Neid versinken.
Die perfekte Waffe.
Es klingelt an der Tür. „Heeeaaast! Geht´s in Oaaasch, i hob nix fia eich, ees Huangeburtnnnn!“ dringt das freundlich-verrauchte und bierverwöhnte Stimmchen unserer Protagonistin dröhnend und grollend in das Treppenhaus… und das Nachbarshaus und vielleicht sogar die nächste Ortschaft.
Auf der anderen Seite der Türe steht unser Herr Wintschesta und nun überlegt er ernsthaft, ob er nicht doch lieber bei lebendigem Leib in Stücke gerissen werden möchte. Aber es soll ja nicht alles umsonst gewesen sein, außerdem war immer er die bessere Hälfte. „Schatzi, ich bins, mach auf, schnell. Bitte!“
Die unliebe Jaqui traut ihren Ohren nicht. Will er etwa zu ihr zurück? Den verdammten Hundesohn nimmt sie aber sicher nicht mehr zurück, pah! Pfui, Spuck! Der hat ihr doch ernsthaft gesagt, dass er sich wünscht, dass sie wenigstens einmal in der Woche keinen Knoblauch isst. Und jeden Tag duschen geht. Und Zähneputzen sogar zwei mal am Tag. So wie früher, als sie sich kennengelernt hatten. Aber da hat sie sich ja noch bemühen müssen. Wozu heiratet man denn, wenn man sich nachher nicht gehen lassen kann?! Nur der Unterhalt kanns ja wohl ned sein, oder?! Aber die Neugierde siegt und nachdem sie sich die Finger vom allabendlichen Laib Schmalzbrot saubergeschleckt hat, trampelt sie passiv-aggressiv zur Türe und öffnet diese. Leider hat unser Herr Wintschesta vergessen seine Freddy-Maske abzunehmen, weshalb er gleich mal einen dezenten Faustschlag von ehemals liebend Weib kassiert, der von einem Urschrei begleitet wird und welcher ihn sogleich zu Boden streckt. Zum Glück ist die Maske dabei meterweit davongeflogen, sodass sich unsere Jaqueline schnell wieder vom Schreck erholt.
„Hallo, Jaqueline…“ sagt der Herr Wintschesta, während er sich still und heimlich fragt, wie aus der geilen Sau anno dazumals ein derartiges Ungetüm werden konnte. Beim Beauty-Contest gewinnt jedenfalls der Zombie, der sich am bladen Toni gelabt hat… und zwar auch noch nach dem Headshot!
„Wos wüßt n du do?“ rülpst ihm unliebend Weib fragend entgegen.
„Jaqui, ich bin hier, um dich zu warnen“ beginnt unser Herr Wintschesta seine Erzählung.
…
Um 23:30 und drei Flaschen Vollbier für unsere unliebe Jaqui später, ist sie eingeweiht.
So asozial und widerlich, ungut, schlimm, garstig, unverschämt, grindig durch und durch unsere Jaqui auch ist… aber das geht zu weit. Auch sie folgt mehr oder minder eine gewisse Art von Kodex: „Heast, wonn de Hinnichen die Brauerei zerlegn, donn gibt’s koa Bier mea! Do miass ma wos mochn!“ entschließt sie pflichtbewusst.
Das freut den Herrn Wintschesta natürlich, denn er hat bereits einen Plan, zu dessen Ausführung er die Hilfe seiner unlieben Jaqueline benötigt. Los geht´s:
Nachdem er seine ehemals Angetraute davon überzeugen konnte, dass sie vielleicht doch lieber noch ein Glas Wasser anstatt ein viertes Bier binnen 35 Minuten gegen den Durst trinken sollte und sich unliebend Weib noch schnell die Kategorie C-Flinte geschnappt hat, landen also beide auf der Straße und sind bereit.
„Jaqui, huach zua: Wir können da jeden einzelnen dieser Unsympathler erledigen, aber das geht ned lange gut. Weil der Höllenschlund ist bei mir daham und ned in Favoriten“. Ungläubige Blicke folgen daraufhin, als wär die Jaqui irgendwie leicht beleidigt. „Aha. Samma ned guat gnua fian Herrn Teifl, oder wia?!“. Ah, eh. „Na Jaqui, is ja wurscht. Wir müssen zum Schlund und den irgendwie verschließen, verstehst?! Hast die Autoschlüssel eh dabei?“.
Wer Favoriten kennt, der weiß, dass diese Nacht nicht sonderlich anders sein kann, als jede andere Nacht auch. Darum ist die Jaqui auch relativ angstbefreit und stampft gemeinsam mit ihrem Ex zu ihrem Auto. Auf dem Weg dahin scharen sich natürlich die Höllenwesen; Aber ein Vampir traut sich ned in die Nähe, wobei a Schluckerl Blut im Bier schon was Feines wär. Ein Zombie ekelt sich und ein Werwolf anerkennt die Jaqui als Alphatier. Unser Herr Wintschesta liebt es, wenn ein Plan funktioniert.
Die Jaqui lässt ihr unwohl geformtes Gesäß alles andere als sanft in den Sitz ihres Fiat Pandas fallen, während das arme Vehikel kraftlos aber laut knirscht. Herr Wintschesta nimmt inzwischen auf der Rückbank Platz, weil vorne wärs zu eng… und zu grauslich. Bis an die Zähne bewaffnet beginnt nun die Reise zurück zum Höllenschlund, zurück zum äußersten Grätzel des Wiener Speckgürtels. Am Verteilerkreis jedoch ists kurz mal echt knapp für die beiden geworden. Weil da hat sie ein Rudel Werwölfe in einem Cabrio heulend und jodelnd überholt und geschnitten, und die Jaqui wollt schon wutentbrannt Jagd auf die machen und einen nach dem anderen reißen. Zum Glück ist unser Herr Wintschesta Pragmatiker und hat ihr den Scheiß ausgeredet. Unser Herr Wintschesta ist nämlich tierlieb.
Endlich, angekommen, daham is daham und daham is am… ja, nach wie vor: am schenstn, weil Favoriten kannst ned toppen, ned mal wenn der Höllenschlund gierig seine Tentakel direkt vor deiner Tür ausstreckt. Und da sind sie schon, die Höllenkreaturen. Leider hat die Jaqui den ganzen Knofe schon während der Fahrt rausgefurzt und sich den Alpha-Damenbart mit einer Tschick versengt. Nur die Zombies sind noch angewidert und bleiben fern:
In etwa fünfzig Meter Höhe kreist ein Gargoyle und genau wie die Tauben kackt er alles voll. Allerdings mit Steinen.
Circa hundert Meter entfernt hören die beiden die Schreie einer Jungfrau, die ein alter Dämon vor lauter Euphorie und Aufregung zwischendurch mal opfern muss.
Auf der anderen Seite rennt ein einhörniger Dämon einem anderen fluchend hinterher, der aber schneller ist und dabei lachend mit dem anderen Horn in der Hand wedelt.
Ein paar Meter hinter ihnen grast eine Herde Einhörner. Ja, richtig gelesen: Einhörner. Das sind sehr wohl Höllenwesen! Kleiner Exkurs: Die haben Hufe und ein Horn, einen Schwanz wie ein Pferd, einen Schweif und kacken halt Regenbogen, ansonsten aber sind es fast schon Ziegen und Ziegen schauen ned umsonst aus wie der Teufel! Proof! Und das Horn bekommens von solchen Spaßvögeln, die es anderen klauen, siehe oben. Betrüger sinds also auch noch. Wo san die Semmeln, wenn mans braucht? Aber eh Wurscht eigentlich. Pun intended. Zurück zum Thema:
Also auf geht’s, zuerst müssens die Jungfrau retten. Beziehungsweise der Herr Wintschesta will sie retten, weil er ist ja kein Unmensch. Die neidische Jaqui hingegen lässt sich bitten: „Jaqui, bitte, i kenn des Madl. Die is ned umsonst noch Jungfrau“ . Ah, ok, alles gut. Weil Konkurrenz hätt die Jaqui sterben lassen. Also sprintet die Jaqui los und zwar mit einem schlatzigen Gebrüll, dass auch der Leibhaftige Angst bekäme. Die Erde bebt unter ihren Schritten und darunter hockt ein kleiner Dämon in seiner Einzimmer-Bude, schreit irgendwas von Ruhestörung und klopft schon mit dem Besen gegen die Decke. Die ganzen kleinen Höllenwesen, die sich der Jaqui in den Weg stellen, werden einfach getackelt und hin und wieder lässt sie ihre Flinte sprechen. Während sie nachlädt gibt ihr der Herr Wintschesta mit seiner KK-Plempe Deckung und hin und wieder ertönt der Knall einer Silverbullet aus dem Revoiva, die Machete erledigt den Rest. In Scharen fallen kleine Kobolde über die beiden her, welche die Jaqui allerdings wie Stechmücken einfach mit roher Gewalt zamm prackt. Beim alten Dämon angekommen verpasst ihm die Jaqui eine Garbe mitten in den Schädel und schießt zur Sicherheit noch einmal nach. Jungfrau gerettet.
Auf einmal regnet es Steinderl, aufgepasst! Der Herr Wintschesta weicht gekonnt aus, die Jaqui wird nur mit jedem Treffer wütender. Einen der Steine hebt sie wieder auf und wie ein Diskuswerfer… ja, extra ohne gendern!... holt sie den Gargoyle vom Himmel, der nunmehr benommen auf einem Fußballfeld notlanden muss.
Der einhörnige Dämon ist noch immer beschäftigt und die Einhörner haben sowieso nur Gras im Kopf. Wahrscheinlich stecken da Haflinger drin.
So, langsam aber sicher kämpfen sich unsere beiden Protagonisten vorwärts bis zum Höllenschlund.
Die beiden blicken nach unten und sehen eine Rolltreppe, die wiedermal nicht funktioniert. Hat der Elektro-Dämon sicher wieder seine lustigen Finger im Spiel, hm?! Ein paar Dämonen mit guter Kondition schaffen es also nach oben, der Rest hingegen wartet einfach, bis die Rolltreppe wieder in Betrieb genommen wird. So ein Glück für die Menschheit, ansonsten wärens nämlich ziemlich schnell komplett überrannt worden. Puh…
…
Szenenwechsel: Hölle, 01.11.2020, 00:45:
„Luzifer, des musst dir anschaun. Schnell!“ zittert die Stimme vom Bronko, dem Stellvertreter des Leibhaftigen. Der Luzifer wird schlagartig ein bisserl unruhig, weil der Bronko ist sonst immer cool. Da stimmt was nicht. Also folgt er den ungläubigen und angsterfüllten Blicken des Bronko, bis hinauf zum Ende der stillstehenden Rolltreppe. Da fällt ein gigantischer Schatten das Portal hinunter und die Höllenwesen rennen nicht die Rolltreppe rauf, sondern runter.
„Scheiße, Luzi, was is da los?“ stammelt der ansonsten so selbstsichere Bronko, der eigentlich eh schon alles erlebt hat. „Waß i ned, geh nachschaun!“ befiehlt ihm der Luzifer, jetzt auch schon leicht nervös. Aber der Bronko tut so, als hätte er es nicht gehört. So viele derartig panische Dämonen haben die beiden noch nie gesehen, da muss etwas wirklich ganz Schreckliches an der Erdoberfläche vorgehen, Schwefeltränen überall. Das gibt’s ja nicht. Das muss sich der Luzifer selbst anschauen. Egal was es ist, schlimmer als der Teufel kans ned sein, das wär doch gelacht. Also nimmt er schnell seine menschliche Gestalt an, hüpft in einen feschen Anzug, schwingt sich auf seinen Lieblingsdrachen und fliegt zum Schlund.
…
Szenenwechsel: Eroberfläche, direkt am Höllenschlund, 00:48:
„Und jezza?“ fragt… oder rülpst, man weiß es nicht… die unliebe Jaqui.
„Jetzt warten wir. Keine Sorge, ich hab einen Plan“ entgegnet unser pragmatischer Herr Wintschesta.
Und da ist er schon: Mit gewaltigen Flügelschlägen hievt der ausgfressene Drache den Luzifer in seinem Armani-Anzug an die Erdoberfläche. Diesmal ist er es, der seinen Augen nicht traut:
„Jössas Maria, um Gottes willen, was ist das denn?!“ empört er sich reflexartig beim Anblick der Jaqui und hört schon im Geiste die tadelnden Worte vom Bronko, weil er nicht so ordinär fluchen soll. Die Jaqui wird daraufhin natürlich sofort wütend, knirscht schon mit den letzten zwölf Zähnen und setzt zum Angriff an. Aber unser Luzifer wär ja nicht der Leibhaftige, wenn er ein Schwächling wär, ned?! Also packt er sie mit beiden Händen an der Speckschwarte, die einst ein Hals war, hält sie hoch und begutachtet sie höchst interessiert. Der Jaqui kommen die Glubscher ausse wie am Laubfrosch und a stressbedingtes Gackerl zwängt sich auch am Tigerstring vorbei. Sowas Abscheuliches ist dem Luzifer noch nicht untergekommen, eine wahre Kuriosität, die wär echt was für die Freak Show im Untergeschoss der Hölle.
„Seid gegrüßt, Herr Teufl“ sagt der auffällig stoische Herr Wintschesta und vollzieht dabei einen peinlichen Knicks. „Da wo die herkommt, gibt es noch ein paar mehr“.
Jetzt hat der Herr Wintschesta die Aufmerksamkeit vom Luzifer, dessen Augen freudig rot zu leuchten beginnen. „Wie jetzt, das ist kein Einzelstück?! Davon gibt’s noch mehr?! Was verlangst du?“ entgegnet der Luzifer höchst interessiert.
…
Szenenwechsel:
Wir schreiben den 02.11.2020. Die Österreich und die Heute berichten von den Geschehnissen der vorherigen Nacht und werden von der Regierung und den Leitmedien zu Klatschpresse und Aluhutheraufbeschwörern denunziert. Die Bobos im Dreizehnten habens es in ihrem immerguten Alltagsdelirium nicht mitbekommen und wenn doch, dann war es eine gut organisierte Show für ihre Kinderlein zu pädagogischen Zwecken. Die Snobs im Neunzehnten haben erstens Quellen überall und zweitens schon im Voraus einen Deal mitm Luzifer ausgehandelt. Die Währinger detto, nur haben die schlechtere Konditionen erhalten, weils halt keine Döblinger sind. Die Hernalser versteht halb Wien sowieso nicht und wenn doch, dann handelt es sich um okkulte Hirngespinste, glaubensbedingt natürlich, das muss man akzeptieren. Die Floridsdorfer interessieren niemanden, die Ottakringer schieben alles auf den Alk, die Simmeringer auf die Drogen und den Favoritenern hat man gefälligst nicht zu glauben, denn das sind die Fans der Österreich und Heute. Und so weiter. Die Bevölkerung im Speckgürtel hat natürlich Corona dahingerafft, war halt ein Cluster, hoppalla. Alles wieder gut: „Wir haben alles richtig gemacht“. Aber einen Überlebenden im Speckgürtel gibt es. Ihr ahnt es schon, es ist … Trommelwirbel… unser lieber, pragmatischer Herr Wintschesta.
Unser Herr Wintschesta betritt freudig die Veranda seines Hauses und schlürft selig an seinem Morgenkaffe. Hach, wie herrlich, so still, so friedlich. Danach geht er wieder rein, lässt sich auf sein Sofa fallen und kann sein Glück noch immer nicht richtig fassen. Dieser Luzifer, hahaha, so ein netter Typ, ganz ein feiner Kerl. Und sein Stellvertreter ebenfalls. Und so vernünftig erst, wenn doch die Menschen auch so wären. Der Herr Wintschesta ist nämlich kein Volltrottel, der hat die Lage richtig analysiert:
Die Hölle ist nach weltlichem Maßstab ein Ort der Abscheu. Das heißt aber auch, dass für die Hölle gut ist, was für die Oberwelt schlecht ist. Und der Herr Wintschesta wusste auch, dass es keine Gerechtigkeit gibt, ansonsten würden nicht so viele Oaschlecha die Erde bevölkern. Und weil es keine Gerechtigkeit gibt, landen viele dieser Oaschlecha wahrscheinlich niemals in der Hölle. Also landen sie woanders und zwar im Himmel, den es geben muss, wenn es eine Hölle gibt. Wo sonst, Ying und Yang. Somit gestattet ihnen der viel zu liebe Gott Asyl oder so, darum heißt er ja auch der „liebe“ Gott. Und genau da kommt die Jaqui ins Spiel: Dem Herrn Wintschesta war sonnenklar, dass dieses Monstrum interessant für die Hölle ist. Also war das für den Luzifer eine Gelegenheit, die er sich nicht entgehen lassen konnte, bevor ihm der liebe Gott wieder drein pfuscht. Und weil der Herr Wintschesta gerne behilflich ist, hat der Herr Bronko stellvertretend für den Luzifer zwei Verträge mit ihm abgeschlossen. Der erste ist ein Werkvertrag: Wiederaufbau seinen Hauses binnen zwölf Stunden. Die Heinzelmännchen und Kobolde haben das erledigt und zwar mit bestem Gestein, direkt aus den Tiefen der Hölle, die speichern die Wärme nämlich besonders gut. Aber nix ist umsonst: Die Bezahlung hierfür und für die Freiheit des Herrn Wintschesta erfolgt durch ein Dauerschuldverhältnis: Der Herr Wintschesta liefert jedes Jahr zu Halloween eine Abscheulichkeit, die in der Hölle besser aufgehoben ist, als auf der Erde. Dann haben die Höllenwesen in ihrem Reich immer etwas zu lachen und foltern und dafür lassens die Erde erst mal in Frieden. Weil auf die Bobos und andere nur scheinbar gute Leut könnens in Wahrheit eh gern verzichten, die Hölle ist schon so gschissen genug. Und der Bronko schaut einmal im Jahr beim Herrn Wintschesta vorbei, kümmert sich gegebenenfalls gleich um den neu zugezogenen Abschaum und nimmt die bisher verwahrte Ware mit… der Herr Wintschesta ist nämlich ein guter Österreicher und hat einen geräumigen Keller, der macht sich da keinen Stress mit schnell-schnell einfangen oder so.
Und damit der Herr Wintschesta auch weiterhin brav liefern kann und weil ihm die Verwandtschaft der Jaqui sicher schnell ausgeht, muss er irgendeinen Weg finden, um möglichst einfach an solche Gestalten zu gelangen. Hm. Schwierig. Einfach auf der Straße die Leute ansprechen wird ned funktionieren. Weil ein Sympathieträger ist unser Herr Wintschesta auch ned wirklich. An Foren- und Kommentarspaltenjünger, Blogger und Influenza (pun inended, again) kommt er real life auch nicht so einfach heran. Er muss also von innen heraus operieren. Nur wo gibt’s solche Leut, wo schummeln sich immer wieder leicht greifbare Ungetüme unter? Dampfplauderer, Querulanten, Besserwisser, Alleswisser, Doppelmoralisten, Wichtigtuer, Profilneurotiker und andere Selbstüberschätzer? Die nichts wissen, aber trotzdem immer recht haben? Echt schwierig, eben gerade weil ihm doch schon seit jeher grundsätzlich alle Leut derartig auf den Senkel gehen und ihm das Leben erschweren. Aber welche sind denn die schlimmsten... hmmm... Und da denkt der Herr Winchester nur kurz an die vorherige Nacht zu Halloween. Und schon muss er wieder satt und zufrieden lächeln. Manche Probleme lösen sich echt von selbst und alles hat einen Grund:
Unser Herr Wintschesta füllt geschwind ein paar Antragsformulare für die Aufnahme in gleich drei österreichischen Schützenvereinen aus und lässt euch ausrichten: HAPPY HALLOWEEN! Versteckt euch, solange ihr noch könnt!
Unser Herr Wintschesta liebt Halloween!
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Mit schaurigem Gruß aus dem Keller,
Euer cas81
Halloween mit cas81
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Halloween mit cas81
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Re: Halloween mit cas81
Genial, aber nächstes Mal als Hörspiel bitte weil
Jetzt San meine Augen ganz rot vom Handy lesen und I schau aus wir a Zombi.
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Re: Halloween mit cas81
Cas, du bist und bleibst der Beste
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Re: Halloween mit cas81
Ich muss endlich rauskriegen, was genau du einwirfst...
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Re: Halloween mit cas81
Vermutlich Buchstaben-Suppe …
Immer noch Anfänger & Mitglied im ISB, CSS & LSVNOE, NFVÖ & "Verein".
Ich glaube keine Verschwörungstheorien!
Die werden alle von einer geheimen Regierungsbehörde in Umlauf gebracht …
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Re: Halloween mit cas81
Kürbissuppe gibt er mir zu löffeln.
Herr Wintschesta hasst Kürbis!
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Re: Halloween mit cas81
Danke!
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Re: Halloween mit cas81
Seids noch alle da? Mich wollt der Teifl nämlich ned, i war zu viel Konkurrenz für ihn. Glück gehabt, i bleib euch erhalten. Wobei, ein Anderer hat dann wohl eher Pech gehabt. Um den Ballast-ix wärs zwar eh ned schad, aber... na nix "aber" eigentlich. Jedenfalls hab ich ihn empfohlen, aber auch der Teifl kann sich ekeln.
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Re: Halloween mit cas81
Tja, Pech gehabt, mein Lieber. Ich kann dich also auch weiterhin heimsuchen...