Wow, viele Antworten!
Erstmal danke an alle, die Empfehlungen abgegeben haben!
IT Guy hat geschrieben: ↑4. Februar 2023, 09:41
Das Problem an der Sache ist, das Personen, die sich als "links der Mitte" bezeichnen,
meist mit Waffen in Privathand nichts zu tun haben wollen und daher auch nicht Waffenhändler werden.
Ich stimme dir zu und hab mich schon sehr oft gefragt, warum das so ist. Meine Hoffnung ist, dass das vielleicht nur Tradition ist und sonst keinen anderen Grund hat: In Österreich ist das Standesdenken ja noch sehr ausgeprägt, und die Gewerbetreibenden sind ja in der Regel eher konservativ (natürlich von Ausnahmen abgesehen) weil sie ihre (kommerziellen) Interessen durch konservative Werte eher vertreten fühlen (Stichwort Leistungsdenken, usw.).
Traurig wäre es demgegenüber, wenn in den Köpfen das Waffengewerbe und seine Kunden untrennbar verbunden sind mit Rechtsradikalismus, Verbrechen, Militarismus, Anwendung oder Androhung von Gewalt, etc. - wir kennen alle die Klischees. Natürlich würde unter solchen Vorzeichen kein die-Welt-verbessern-wollende junger Erwachsene auf die HTL Ferlach gehen.
Vielleicht gibt es noch andere Erklärungen für das Phänomen, das du beschrieben hast, IT Guy, aber das sind zumindest die, die ich mir zusammengereimt habe.
Ich hab auch darüber nachgedacht, wie man das ändern könnte. Und an ganz oberster Stelle dabei ist für mich, dass wir vielleicht die Waffen und den Umgang mit ihnen aus dem "Schmuddeleck" herausholen, indem wir unsere Umgebung so damit konfrontieren, dass es normal wird und man nicht als Sonderling gilt. Ich ertappe mich ja selbst dabei, wie ich bei Schießplatzbesuchen auf dem Weg zum Auto versuche, möglichst wenig Blicke auf mich zu ziehen indem ich die NATO-Munitionskiste in einem Übergefäß transportiere und die taktischen Taschen durch bestimmte Trageweisen bestmöglich unkenntlich mache.
Sobald etwas normal ist oder normal wird, wird es ein non-issue. Dazu gehört meiner Meinung aber auch, dass wir Sorgen und Ängste der Nicht-Waffenbesitzer ernst nehmen sollten. Der Mensch hat ja immer Bedenken vor dem, was er nicht kennt. Andererseits können Menschen sich auch dem Fremden öffnen, wenn sie gute Erfahrungen machen.
Übrigens, noch eine kleine Anekdote aus meinem eigenen Leben: Ich überlege seit fast zwei Jahren, ob ich die Jagdausbildung und -Prüfung machen soll, weil es mich einfach interessiert. Ich finde den Skill spannend und die Auseinandersetzung mit der Natur sehr schön. Was mich bis dato abgehalten hat, war die Gesellschaft, an die man sich anbiedern müsste, um die Jagd überhaupt ausüben zu dürfen...
Noch ein paar Rückmeldungen zu anderen Antworten in diesem Thema:
@Sauersigi: Ich habe nicht den Eindruck, dass sich (unsere) Gesellschaft in den letzten Jahren nach links bewegt hat, eher das Gegenteil (jüngstes Beispiel die Wahl in Niederösterreich). Aber ich gebe zu, darüber kann man diskutieren...
@yoda: Ich bin auch der Meinung, dass man einen Menschen nicht nach Aussehen oder Beruf in eine bestimmte Schublade stecken sollte, ich finde aber schon, dass man sich als Konsument aussuchen darf, welche Ideen und Werte man mit seinem Geld unterstützen möchte, und was nicht. Das gleiche tun wir ja auch, wenn wir zu Bioprodukten greifen, oder Getränke in Glasflaschen kaufen statt in Plastik.
@MarkM: Tut mir leid, dass du so schlechte Erfahrungen gemacht hast, aber ich glaube nicht, dass sich das verallgemeinern lässt.
@Old Dog: Ich gehe bei den Waffengeschäften nicht mit meiner Weltanschauung hausieren und habe mir bis jetzt jedwede Widerrede verkniffen. Mit anderen Worten: Ich habe noch nie etwas herausgefordert oder provoziert und trotzdem damit Bekanntschaft gemacht.