Review: TISAS M1911 MATCH .45 ACP

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Kemira
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Review: TISAS M1911 MATCH .45 ACP

Beitrag von Kemira »

Moinsen!

Nachdem ich mir letztes Jahr eine Standard - ZIG M1 in 9x19 als Experiment fürs PPC1500 SSAP 5.5" ins Haus geholt hab und die Waffe beim einen oder anderen Vereinskameraden durchaus positive Resonanzen hervorgerufen hat, hat sich ein solcher entschlossen, sich die Match-Variante in .45 ins Haus zu holen.
Für mich natürlich die Gelegenheit, meine öligen Griffel an das Ding zu legen, ein wenig damit zu spielen und meine Eindrücke wiederzugeben. :mrgreen:

Also holen wir mal hervor, die Kanne:
WaffeVonUnten.jpg
WaffeVonOben.jpg
Durchaus schmuck anzusehen, verströmt sie die seidenmatte Eleganz rostträgen Stahls. Die G10-Griffschalen sind im Gegensatz zu den Plastikpanelen der ZIG M1 nicht nur optisch ansprechend, sondern fassen sich auch ziemlich gut an (selbst für mich, der ich bei 1911er Griffschalen ein echter Snob bin).

Das Spiel zwischen Verschluss und Griffstück ist minimal, auch der Lauf ist hinten so gut wie spielfrei eingepasst. Man hat zwar beim Verriegeln nicht den satten kurzen Widerstand, den ich z.B. von meiner Trophy Match gewohnt bin, aber den hat die Prommersberger-STI meiner Gattin auch nicht.
Wir haben hier aber auch keine handgepasste Premiumwaffe vor uns, sondern eine CNC-Fertigung von der Stange, das sollte nicht vergessen werden.

Das Matchvisier sowie das Korn sind sauber eingesetzt, so wie man sich das erwarten darf. Der Jet Funnel fügt sich ebenfalls harmonisch ins Gesamtwerk. Das Checkering am Griff ist sauber ausgeführt, die beidseitige Sicherung funktioniert smooth, wie man auf neudeutsch sagt, und der Abzug mit Triggerstopp kommt, obgleich vom Besitzer nur die kräftige Original-Blattfeder gegen eine von Cylinder&Slide getauscht wurde, trocken und sauber bei ca. 1.5kg.
Zu dem Zeitpunkt könnte man dem Irrtum aufsitzen, man hätte ein weitaus kostspieligeres Eisen (das obige ging neu um 1300,- über den Tisch) in der Hand.

Alles in allem sehr gefällig, was man da hat. Aber schauen wir mal etwas tiefer...

Internal affairs


Die Waffe entspricht im Aufbau der klassischen 1911er und entriegelt über das charakteristische Kettenglied, kommt aber im Gegensatz zur 9mm OHNE Rampenlauf, sondern mit dem klassischen Laufprofil - ohne Bull, dafür mit Bushing:
WaffeZerlegt.jpg

Das Griffstück - wie schon bei der ZIG M1 - makellos (die Schlieren auf der Schlittenführung sind Öl...)
GriffstückVonOben.jpg

Im Schlitten selbst finden sich im vorderen Bereich deutlich sichtbare Werkzeugspuren, aber nix was mich vor Ekel das Haupt abwenden ließe.
(und na, i hobs ned vuaher putzt... ;-) )
VerschlussVonUnten.jpg

Was mich allerdings etwas enttäuscht hat, ist die Tatsache, dass auf ein Match Fit Bushing verzichtet wurde und ein normales mit zwar sehr geringem, aber dennoch fühlbarem Spiel eingesetzt wurde. Da hätte man um wenig Geld den ansonsten ausgezeichneten Eindruck der Waffe nochmal etwas aufwerten können. Aber nun ja, ein EGW Bushing kostet kein Vermögen und ist bei Bedarf schnell eingepasst.

Schauen wir uns mal an, was das Ding in der Praxis bietet.

Auf dem Schießstand

"The proof of the pudding is in the eating", oder, wie es Goethe sagte: "Grau ist alle Theorie..."
Also ab zum Kle-Sch zu einer morgendlichen Sitzung, Thema "3 .45er für ein Halleluja"...

Neben der Tisas Match meines Vereinskameraden hatte ich zum Vergleich noch meine geliebte, bewährte und über jeden Zweifel erhabene Springfield Trophy Match sowie die noch mit STI Sparta gelabelte 5"erin meiner Gattin aus dem Hause Prommersberger dabei.

Die drei Waffen nochmal kurz nebeneinander befummelt, bestätigt sich der erste Eindruck - die Tisas braucht den Vergleich nicht zu scheuen.
Also frohen Mutes ran an den Speck.

Nach 2 x 5 Schuss zum Warmschießen des Schützen und Einschießen der Visierung der Tisas auf meine krumme Pupille hab ich mit jeder der drei Waffen 2 x 5 Schuss stehend frei auf 25m auf die FFWGK-Wettkampfscheibe abgegeben.

Warum stehend frei auf 25m? Nun ja, Videos, wo die Ransom Rest mit dem Ding auf 35 Yards alle Pillen in ein Loch versenkt, gibts ja auf Youtube für alle Interessierten zu sehen. Was mich interessiert ist, wie der Durchschnittsschütze mit der Kanne auf die Wettkampfdistanz klarkommt, wenn er sie zum ersten mal in die Hand kriegt.
Und warum 3 Waffen, wo es doch um die Tisas geht? Weil der direkte Vergleich mit gängigen oder zumindest bekannten Waffen ein Referenzsystem schafft, innerhalb dessen sich die getestete Waffe besser einordnen lässt als im Vakuum.
Ich halte es hier mit dem unsterblichen und gottlob noch unter uns weilenden Paul Harrell...

Aber an die Arbeit.

Zuerst die Tisas:
TisasMatch.jpg
Gefüttert mit der 08/15 Matchladung "4.1grs N310 und a 200grs SWC-Murmel in ana Hülsn ausm Eimer" gleich mal 99 von 100. Das passt.
Und ja, den 9er links konnte ich ansagen. Wie war das nochmal mit "der Streukreis ist die Rache der Disziplinlosigkeit"...

Aber gut.

Als nächstes hab ich die Prommersberger meiner Gattin mit ihrer Matchmuni beübt.
STISpartaPrommersberger.jpg
Im Vergleich vergleichbar, wie man sagen könnte... die Visierung der Sparta mit dem schmalen Korn und den breiten Lichtspalten ist allerdings für meine alten Augen eine echte Herausforderung, da war mir die der Tisas angenehmer.

Zu guter letzt durfte meine Springfield nochmal sprechen.
SpringfieldTrophyMatch.jpg
Im Westen nichts neues; der gleiche Topfen wie oben.

In den Händen des Durchschnittsschützen geben sich die Dinger also erfreulicherweise erst mal nicht viel. Im Anschluss hab ich noch ein paar Schuss der Matchmuni meiner Frau sowie meiner durch die Tisas geschickt - keine Überraschungen.

Ein paar Worte zum Abschluss...

Ich muss zugeben, ich war von der Waffe überrascht.
Positiv:
  • Fit & Finish sind für eine 1911er von der Stange, die die Bezeichnung "Match" trägt, absolut in Ordnung.
  • Der Abzug ist überraschend gut; nix kriecht und hakelt, nur die Blattfeder ist deutlich zu stramm, aber ratzfatz getauscht.
  • Die Funktion mit Semiwadcutter-Geschossen ist gegeben (der Besitzer hatte zum Zeitpunkt des Reviews schon einige davon durch die Waffe gelassen, ohne eine Störung).
  • Die Visierungsverstellung erfolgt mit satten, kräftigen Rasten, da ist nix schwammig oder unscharf.
Negativ:
  • naja, nicht wirklich, eher unschön, aber ein Match Fit Bushing wäre das Tüpfelchen auf dem i gewesen...
Halte ich die Tisas M1911 Match für FFWGK-Matchtauglich? Nach Tausch der Blattfeder unbedingt, aber ein Trigger Job in der einen oder anderen Form ist bei einer 1911er in dem Segment eigentlich Standard; sowohl die Sparta meiner Gattin als auch meine Trophy Match haben einen gebraucht...

Interessant wäre noch, eine 9mm Match in die Hände zu kriegen, zwecks Vergleich und so... aber wer weiß, vielleicht in Zukunft...?

Hoffe, ihr konntet aus dem Review was für euch mitnehmen.
Mir hat die Waffe Spaß gemacht. Hätte ich nicht schon die Springfield, wär die Tisas definitiv in der engeren Wahl für mich.

Grüße und alle ins X!
Kemira
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75reinhard
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Re: Review: TISAS M1911 MATCH .45 ACP

Beitrag von 75reinhard »

Vielen Dank für das ausführliche und interessante Review!
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cas81
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Re: Review: TISAS M1911 MATCH .45 ACP

Beitrag von cas81 »

Dein Bericht lässt ein wenig Habenwollen in mir aufkeimen, obwohl ich das Projekt "1911" bereits vor Jahren ad acta legte und mich seither etwas befreit fühlte; Ein Trumm weniger, dass ich unbedingt haben will und eh bloß selten nutzen würde. Bestenfalls bei einer Raptor könnte ich uU wieder schwächeln. Dachte ich zumindest, denn jetzt kommst du mit einer amS schönen und gut verarbeiteten Pistole fürs schlanke Börserl daher. "Danke" und danke für deinen informativen und umfänglichen Bericht.
... ad astra per aspera ...
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Varminter
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Re: Review: TISAS M1911 MATCH .45 ACP

Beitrag von Varminter »

@Kemira: sehr schön, danke dir!
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Kemira
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Re: Review: TISAS M1911 MATCH .45 ACP

Beitrag von Kemira »

War mir ein Vergnügen! :chears:
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